El Cid – Spaniens Nationalheld zwischen Legende und Historie

El Cid ist wie Jeanne d´Arc in Frankreich oder Wilhelm Tell in der Schweiz Spaniens Nationalheld. Ein Ritter durch und durch. Sagenumwoben und durch Heldentaten bekannt übt El Cid auch heute noch auf die Bewohner der iberischen Halbinsel eine starke Faszination aus. Man kennt ihn über Spaniens Grenzen hinaus, den für die Freiheit der Christen kämpfenden Reiter als Symbol für die Einheit der Nation. Aber war er das wirklich? Der glanzvolle Held, der für sein Land sein Leben lassen würde? Der Prototyp eines Ritters und Vorbild kriegerischer Tapferkeit. Was ist Mythos und was ist Wahrheit?

Die Geschichte des Rodrigo Díaz

El Cid wurde um 1043 als Sohn von Diego Laínez in Vivar (Kastilien) geboren. Damals hatte er sich seinen Künstlernamen noch nicht verdient und ging schlicht als Rodrigo Díaz de Vivar durch sein Leben, bis er in den Dienst des Königs Sancho II von Kastilien trat. Von 1063 bis 1072 war er die rechte Hand des Monarchen und wurde schon mit 23 Jahren zum Ritter geschlagen.

Bereits ein Jahr später war sein Name in aller Munde. Das spanische Volk nannte ihn liebevoll und bewundernd ihren Cidi oder Mío Cid. Seinen Beinamen El Campeador, auf Deutsch Der Kämpfer, bekam er wenig später. Seltsam, dass er damals schon solch einen hohen Status erlangte, denn Sancho II war nicht bei allen im Volk beliebt. Er hatte zwar Kastilien von seinem Vater Ferdinand I geerbt, entriss aber seinen Brüdern Alfons und Garcias ihre Reiche León und Galicien. Als er ebenfalls seine Schwester Urraca um ihre Güter bringen wollte, wurde er 1072 vor den Toren der Stadt Zamura ermordet.

Nach Sanchos Tod wurde Alfons zum König gekrönt. Unter dessen Herrschaft brach El Cids Glückssträhne ab. 1081 wurde er verbannt. Man sagt, vor allem aus Neid des Königs auf den Erfolg des Ritters und dessen Beliebtheit. Diese Begründung bleibt jedoch infrage gestellt, war Alfons VI doch als weiser und gerechter Herrscher in die Geschichtsbücher eingegangen. Begleitet von 300 seiner besten und treuesten Ritter zog El Cid aus Kastilien aus, um weitere Heldentaten zu vollbringen. Er diente fortan dem maurischen Fürst von Zaragoza im Feldzug gegen die Christen. Erstaunlicherweise wurde er als Mitstreiter akzeptiert, obwohl er zuvor selbst gegen die Mauren in den Kampf gezogen war. Trotz allem gestaltete sich sein erster Frontenwechsel sehr einfach und ohne Komplikationen. Sein Name El Cid stammt übrigens aus dem Arabischen, denn Al Sayyid bedeutet übersetzt schlicht und einfach Der Herr.

Sechs Jahre später söhnte er sich wieder mit Alfons VI aus und kämpfte fortan erneut auf christlicher Seite. 1094 eroberte er Valencia von den Mauren zurück, in deren Auftrag er wenige Jahre zuvor gegen die Christen vorgerückt war. Bis zu seinem Tod 1099 verteidigte er sein Herrschaftsgebiet rund um Valencia gegen die Almaraviden. Diese arabischen Grenzkämpfer versuchten unentwegt die Stadt zu erobern und hatten unter anderem schon ganz Andalusien in ihrer Hand. Allein El Cids Valencia und die Stadt Zaragoza hielten dem Ansturm der feindlichen Truppen stand.
Schon zu seinen Lebzeiten wurde El Cid zum Mythos. Das gesamte spanische Reich trauerte um ihren Helden, als die Nachricht über seinen Tod bekannt wurde. In einer alten spanischen Chronik heißt es: Die Männer schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust, die Frauen kratzten sich das Gesicht mit ihren Nägeln blutig und streuten Asche auf ihr Haupt; das Wehgeschrei erfüllte die Luft, und tagelang konnte man Jammern und Klagen vernehmen. Die Überreste von El Cid befinden sich in der Kathedrale von Burgos, der Hauptstadt von Kastilien. Dort ist man überzeugt, dass sein Geist immer noch allgegenwärtig ist.

El Cid in Kunst und Kultur

Schon das älteste überlieferte spanische Heldenlied Poema de Mío Cid befasst sich mit der Geschichte des Ritters. Dieses ist bereits 1140 entstanden und die einzige überlieferte Handschrift aus dem 14. Jahrhundert. Großzügig übersieht das Heldenepos den Dienst des Cids für den Fürsten von Zaragoza und stellt ihn als Befreier des Christentums und Sieger über die Mauren dar.1636 entstand die Tragikomödie Le Cid von Pierre Corneille, die die literarische Fehde Querelle du Cid auslöste. Corneille arbeitete zu Beginn seines Schaffens unter dem berühmt berüchtigten Kardinal Richelieu. Doch als er die Regel von den drei Einheiten verletzte, wollte der Kardinal nichts mehr mit ihm zu tun haben. Nach dieser Regel müssen die Dimensionen von Ort, Zeit und Handlung wahrheitsgemäß zueinander passen. Dem widersetzte sich Corneille. Auch seine Figuren waren künstlerisch frei gestaltet und psychologisch unwahrscheinlich.

1885 wurde das Thema El Cid musikalisch aufgegriffen und in der gleichnamigen Oper von Massenet verarbeitet. Der Wunderknabe aus Montaud in Frankreich wurde bereits mit elf Jahren am Konservatorium in Paris aufgenommen. Im Laufe seiner musikalischen Karriere verfasste er über 20 Opern, von denen Manon wohl als sein unbestrittenes Meisterwerk gilt.1961 ging der Cid auch in die Geschichte des Films ein. Das Monumentalwerk von Anthony Mann mit der Starbesetzung Charlton Heston und Sophia Loren war zu jener Zeit ein Kassenschlager. Auch heute im Jahr 2010 ist El Cid filmografisch aktuell.  Der Animationsfilm und Zeichentrickfilm von José Pozo wurde bereits 2003 mit dem Goya Award und dem Großen Preis des International Festival of Children´s Cinema in Moskau ausgezeichnet.
In Pozos Version der Geschichte des Cids wird der Ritter als junger Mann dargestellt, der für das gute kämpft, erst zum Helden und dann zur Legende wird. Ob das aber die wahrheitsgetreue Darstellung des Cid ist, bleibt weiterhin fraglich. Ob Held oder Glücksritter, ob auf Ruhm oder Geld aus, ob für die Ehre oder nur für sich selbst kämpfend. El Cid wird auch weiterhin ein Held zwischen Mythos und Fakten bleiben. Dennoch wird er uns auch in Zukunft weiterhin faszinieren.

Camino del Cid – 260 Stationen führen durch Spanien

Wer in der Provinz Alicante den Spuren von Spaniens Volksheld El Cid folgt, kann sich inzwischen 260 Punkten die gewählte Route mit Stempeln bezeugen lassen. Wie die Provinzverwaltung Alicante mitteilt, ist die Zahl der Stempelstationen am Camino del Cid im Vergleich zum vergangenen Jahr damit um 20 Prozent gestiegen. Elf Gemeinden der Provinz haben sich bislang der Initiative des Credencial cidiana angeschlossen, einem Stempelbüchlein, das dem des Jakobswegs nachempfunden ist: Banyeres de mariola, Beixama, Biar, Villena, Monforte del Cid, Cox, Callosa de Segura, Redovan, Elche, Sax und Orihuela. 

Etwa die Hälfte der Stempelstationen seien Unterkünfte, sagte der Provinzabgedordnete für Kultur. Dies zeige die hervorragende Reaktion der Unterkünfte auf dem Camino del Cid. Mit einer neuen Werbekampagne will die Provinzverwaltung jetzt jeder Gemeinde einen individuellen Stempel geben. Zudem wurden 1.000 T – Shirts mit der Krähe, dem Symbol des Camino del Cid, gedruckt, die in den Touristenbüros der teilnehmenden Gemeinden gegen die Vorlage des Credencial mit mindestens acht Stempeln erhältlich sind.
Weitere Informationen über den: Camino del Cid

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