Navarra trägt die offizielle Bezeichnung „Comunidad Foral de Navarra“. Knapp 600.000 Einwohner hat diese autonome Gemeinschaft und Provinz im Norden Spaniens, die mit rund 10.400 qkm zu den kleineren spanischen Provinzen gehört. |
Trotz ihrer verhältnismäßig geringen Fläche hat Navarra unterschiedlichste landschaftliche Facetten zu bieten, die grob zusammengefasst in drei Zonen eingeteilt werden können:
Das sind im Norden die Gebirgszüge der Pyrenäen mit beeindruckenden Tälern (allen voran das Baztán-Tal), im Süden das Flachland La Ribera mit dem Tal des Flusses Ebro sowie die dazwischen liegende la Zona Media (oder auch Becken von Pamplona genannt) mit imposanten Schluchten wie Hoces de Lumbier und Arbayun.
Die Gipfelhöhen der Bergregion im Norden nehmen von Westen nach Osten hin zu, die höchste Erhebung ist der Mesa de los Tres Reyes mit 2.434 Metern.
Entsprechend der landschaftlichen Zonen lassen sich auch verschiedene Klimazonen Navarras unterscheiden. Während der Norden unter dem Einfluss eines feuchten Bergklimas mit kalten Wintern steht, ist der Süden von heißen, trockenen Sommern und relativ kalten Wintern geprägt. Im zentralen Gebiet herrscht bei moderaten Temperaturen ein mildes Klima vor.
Die historische Region in den spanischen Westpyrenäen entwickelte sich seit dem neunten Jahrhundert zu einem eigenen Königreich, das auf Grund einer ehelichen Verbindung seit 1234 von den Grafen der französischen Campagne regiert wurde, bis Fernando el Catolico es 1512 der kastilischen Krone einverleibte.
In den letzten 20 Jahren hat das traditionelle, agrarisch geprägte Navarra eine industrielle Entwicklung nachgeholt: Lebensmittelverarbeitung, Metall- und Chemieindustrie und Papierherstellung. Die Industrie konzentriert sich in Pamplona und beschäftigt mittlerweile circa 35 Prozent der arbeitenden Bevölkerung.
Die Hauptstadt Navarras ist Pamplona, ihr Name ist von dem des römischen Generals Pompejus abgeleitet. In der etwa 195.000 Einwohner zählenden Stadt geht es eher ruhiger zu. Einmal im Jahr allerdings reisen unzählige Touristen nach Pamplona: im Juli findet hier zu Ehren des Stadtheiligen das Fest der Sanfermines statt, und während dieser Zeit werden traditionell jeden Morgen die Kampfstiere durch die Straßen der Stadt in die Arena getrieben. International bekannt wurde dieses Spektakel, das die Spanier als „Encierro“ bezeichnen, insbesondere durch die Beschreibungen des amerikanischen Autors Ernest Hemingway in dessen Werk „Fiesta“.
Auch sonst ist Pamplona auf jeden Fall eine interessante und sehenswerte Stadt mit einem gut erhaltenen historischen Stadtkern und langen Stadtmauern, die noch heute große Teile der Stadt umgeben.
Pamplonas gotische Kathedrale Santa Maria diente den Königen von Navarra damals als Krönungskirche, ihr Kreuzgang gilt heute als eine der eindrucksvollsten Arbeiten mittelalterlicher Architektur Europas.
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Aber auch andere Städte im ehemaligen Königreich Navarra sind sehr sehenswert.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass der nach Santiago de Compostela führende berühmte Pilgerweg Camino de Santiago (Jakobsweg) die Region Navarra durchquert.
Auch Estella ist eine Pilgerstation. Die am Río Ega in einer landschaftlich sehr schönen Umgebung gelegene Stadt war im Mittelalter zeitweise Sitz der Könige von Navarra.
Gegründet wurde Estella im Jahre 1090 von König Sancho Ramírez am Ort einer römischen Siedlung. An der Plaza de San Martín kann der Palacio de los Reyes de Navarra bestaunt werden. Die Grundstruktur dieses Bauwerks stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert, die Türme und die Galerie wurden im 16. Jahrhundert ergänzt. Heute befindet sich in diesem Palast ein Museum mit Gemälden des Künslers Gustavo de Maeztu. Eine weitere Sehenswürdigkeit im Ort ist die Kirche San Pedro de la Rúa aus dem 12. Jahrhundert, dessen Portal einen maurischen Einfluss erkennen lässt.
Außerdem bezeugen zahlreiche Bürgerhäuser und Adelspaläste den früheren Reichtum der Stadt.
In Roncesvalles befindet sich mit der Kapelle des Heiligen Geistes (Capilla del Sancti Spiritus) eines der bedeutendsten Bauwerke entlang des Jakobswegs. Man vermutet, dass sie im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Der Ort ist aber auch aufgrund eines geschichtlichen Ereignisses berühmt. In der Schlacht von Roncesvalles im Jahr 778 erlitt Karl der Große seine erste und einzige Niederlage, als die Nachhut seines Heeres von einem Bergstamm der heutigen Basken überfallen und vernichtet wurde. Hier fiel auch der bretonische Markgraf Roland, den Karl der Große zu Hilfe gerufen hatte. Das mittelhochdeutsche Rolandslied thematisiert den heldenhaften Kampf Rolands.
In Puente La Reina treffen zwei Hauptstränge des Jakobswegs aufeinander, das sind zum einen der aus Frankreich kommende, nördliche Weg und zum anderen der spanische Weg. Der vereinte Weg Richtung Santiago de Compostela führt hier dann weiter über eine der schönsten Brücken im romanischen Stil, die im 11. Jahrhundert über den Fluss Arga errichtet wurde. Der Ort gilt als einer der hübschesten Spaniens.
Tudela im Süden ist mit gut 32.000 Einwohnern der zweitgrößte Ort der Provinz Navarra und zugleich das Zentrum des Weinanbaus der Region. Die Stadt am Ebro wurde im Jahr 802 von Mauren gegründet. Zwischen dem 12. bis 16. Jahrhundert lebten Christen, Mohammedaner und Juden hier in eigenen Vierteln friedlich nebeneinander, in der historischen Altstadt sind diese Quartiere teilweise noch heute erkennbar. Besonders bekannt ist Tudela für seine Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit einem achteckigem Glockenturm, einem zweiten Turm mit Spitzhaube und einem beeindruckenden Portal mit einer Figurengruppe, die das Jüngste Gericht darstellt. Überragt wird die Stadt vom Monument Sagrado Corazón, von dem aus man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und das Ebro-Tal hat.
Viana ist eine mittelalterliche Wehrstadt, die König Karl III. zum Prinzentum erklärte. Das hiesige Rathaus wird auch als „balcón de toros“ bezeichnet, da es von hier aus möglich ist, die Stierkämpfe zu verfolgen. Außerdem befindet sich in Viana das Grabmahl von Cesare Borgia, der hier während einer Belagerung der Stadt 1507 den Tod fand.
Olite, südlich von Pamplona im geografischen Herzen Navarras gelegen, ist der frühere Sitz der Könige von Navarra. Noch heute wird die Stadt von dem mächtigen, weithin sichtbaren Burgpalast beherrscht. Diese Mischung aus Palast und Festung ist labyrinthartig ausgedehnt, hat Wehrgänge, zinnenverzierte Mauern und insgesamt 15 Türme. Im Inneren erinnern die Säle, Salons und Galerien an die Glanzzeiten im 15. Jahrhundert, als Karl III. hier residierte. In dem heute etwa 3.500 Einwohner zählenden Ort gibt es darüber hinaus zwei sehenswerte Kirchen, die im Mittelalter erbaut wurden. Die gotische Kirche Santa María la Real mit ihrem sehenswerten Portal ist innerhalb der Palastmauern gelegen. Die älteste Kirche Olites, San Pedro, entstand ursprünglich in der romanischen Epoche, erfuhr jedoch Anfang des 18. Jahrhunderts eine gründliche Umgestaltung, so dass heute nur noch die Fassade und der Kreuzgang aus der Romanik stammen.
Aber auch die Natur Navarras ist sehr sehenswert. In der Region befinden sich etwa 50 Naturparks, darunter die „Reserva Integral de Lizardoia“ und der „Parque Natural de Señorio de Bértiz“. Insofern ist Navarra auch eine ideale Region für Wanderer, Bergsteiger und natürlich Naturliebhaber im Allgemeinen.
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