Das Trauerspiel der Heimatlosen
Innerhalb der letzten drei Tage haben etwa 1000 Flüchtlinge auf den Kanarischen Inseln ihre Anker ausgeworfen. Dies war die höchste Zahl, die jemals in so kurzer Zeit registriert wurde. Die spanische Küstenwache bringt all diese Flüchtlingsboote nach Los Christianos. Das Touristenzentrum verfügt über die beste Infrastruktur zur Aufnahme der illegalen Zuwanderer. Die Flüchtlinge versprechen sich in Europa ein besseres Leben. Nach wie vor setzen sie den Kontinent mit Reichtum, Luxus, Freiheit und Arbeit gleich. Sie versuchen verzweifelt, nach Europa zu gelangen, um dort am vermeintlichen Wohlstand teilzuhaben und damit die Daheimgebliebenen zu unterstützen.
Die spanische Regierung sieht sich jedoch gezwungen, den Zustrom zu stoppen. Sie setzt sich für eine verstärkte Überwachung des Seegebiets durch Aufklärungsflugzeuge und Satellitentechnik ein, die Anzahl der Polizisten, die vor den Kanaren und der afrikanischen Küste patrouillieren, soll erhöht werden und die Abschiebungen sollen nun öfter erfolgen. Die Regierung lässt auch den diplomatischen Weg nicht aus. Vizeregierungschefin María Teresa Fernandez wird daher noch diese Woche Diplomaten in die Herkunftsländer der Flüchtlinge schicken, um deren Regierungen für den Kampf gegen die illegale Zuwanderung zu gewinnen.
Die Regionalregierung fühlt sich von Madrid im Stich gelassen. Sie fordert die Zentralregierung auf, die Europäische Union einzuschalten, um die illegale Zuwanderung zu bekämpfen. Seit Jahresanfang waren es 5000 afrikanische Flüchtlinge, die mit ihren Booten auf den Kanaren anlegten, 250 mehr als im gesamten Jahr 2005.
Charlotte Wolter, 16. Mai 2006
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