Dau al Set – Künstlergruppe aus Katalonien

Katalonien, die Heimat der Surrealisten Salvador Dali und Joan Miró, gilt bis heute als besonders empfänglich für experimentierfreudige bildende Kunst. Die Sonderheiten der katalanischen Sprache und Kultur sowie die oft in Opposition zur zumeist in Madrid und dem übrigen Kastilien verorteten und häufig autoritär auftretenden spanischen Zentramacht haben in Barcelona und anderen katalanischen Regionen ein Klima begünstigt, in dem gegen den Stachel des Mainstreams löckenden Künstlergruppen Entwicklungsräume finden konnten und können.

Eine der wichtigsten dieser Gruppen war die Gruppe „Dau al Set“, die in der Zeit der bleiernen Diktatur Francos über Spanien mit seiner repressiven Kulturpolitik immerhin ein halbes Jahrzehnt Bestand hatte. Eine etwa zehnköpfige Gruppe von im Barcelona-Stadtviertel um den Molina-Platz lebender Künstler hatte sich zwischen 1946 und 1948 als „Dau al Set“ etabliert. Der katalanische Name „Dau al Set“ hat die doppelbödige Bedeutung „Eine Sieben zeigender Würfel“.

Zur Gruppe gehörten neben Malern wie Modest Cuixart (1925-2007), Joan Ponc (1927-1984) oder Antoni Tàpies (geboren 1923) auch der Dramatiker und Bildhauer Joan Brossa (1919-1998), einer der ganz Großen der katalanischen Avantgarde seiner Zeit, sowie der Philosoph und Kunstkritiker Arnu Puig (geboren 1926). Die Gruppe fühlte sich sowohl der Pflege surrealistischer Traditionen als auch der Wegbereitung einer mit dem Oberbegriff „art informel“ umrissenen ästhetischen Grundhaltung verpflichtet.
Die Mitglieder setzten sich für surrealistische und dadaistische Tendenzen in der phantastisch-abstrakten Malerei ein, ohne sich allerdings festlegen zu lassen. Magische Momente und Reisen ins Unbewusste waren wichtige Versatzstücke ihrer künstlerischen und lebenspsychologischen Ausrichtung.

Im September 1948 erschien die erste Ausgabe ihres schließlich 56 Ausgaben umfassenden Gruppen-Magazins „Dau al Set“. Die Ausgaben hatten Kleinstauflagen von jeweils etwa 100 Exemplare.
Frühere Beiträge waren bereits seit Dezember 1946 im Vorläufer- Medium „Algol“ publiziert worden. Ihre avantgardistische Stoßrichtung brachte die „Dau al Set“ schnell in Konflikt mit Vertretern der offiziellen Staatskunst und akademischen Lehre.

Obwohl sich diese Gruppe von durchweg charismatischen Einzelpersönlichkeiten mit ausgeprägten Individualbezogenheiten zwischen 1952 und 1956 auflöste, ist ihr Einfluss auf viele spanische Künstler in der Mitte des 20. Jahrhunderts bedeutend gewesen.
Dass Spaniens Avantgarde nicht den Bezug zur übrigen europäischen Entwicklung verloren hatte, ist nicht zuletzt den Kontakten der Gruppe "Dau al Set" zu vergleichbaren Gruppen wie zum Beispiel der COBRA-Bewegung zu verdanken.
Autor: TB/Posch


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