Felsmalerei – Unesco Weltkulturerbe
Als Höhlenmalerei, Höhlenzeichnung oder Höhlenkunst werden bildliche oder grafische Darstellungen an den Wänden von Höhlen aus prähistorischer Zeit, meist der Steinzeit, bezeichnet. Diesen Kunstwerken konnten wertvolle Hinweise über Kultur und Glauben der Steinzeitmenschen entnommen werden.
Als Farben und Bindemittel wurden Ocker, Holzkohle, Mangan, diverse Gesteine und Erze und Feldspat sowie Wasser, Blut, Kalkstein, Pflanzenharz, Milch und Pflanzensäfte verwendet. Striche und Punkte wurden mit der gefärbten Fingerspitze oder mit Pinseln aus Tierhaar gezeichnet. Bei der Versprühtechnik zerrieb man das Pigment zu einem feinen Pulver, das mit dem Mund oder mit Hilfe eines Röhrchens auf die Wand gesprüht wurde. Hielt der Künstler eine Hand dazwischen, entstand durch diese Schablonentechnik Handnegative. Flachreliefe entstanden durch das Abmeiseln der umliegenden Fläche.
Die wahre Meisterschaft der Höhlenkünstler bestand darin, dass sie die dreidimensionale Wirkung von Rissen und Vorsprüngen des Felsuntergrunds in das Bild mit einbezogen.
Lange bevor es im westlichen Mittelmeerraum eine Schriftsprache gab, malten die damaligen Bewohner mit primitiven Mitteln Bilder an glatte Felsenwände.
Viele verschwanden im Laufe der Jahrtausende, manche blieben verborgen, andere aber wurden wieder entdeckt. Und von denen erklärte am 2. Dezember 1998 die Unesco 757 Ensembles zum Weltkulturerbe der Menschheit. Die „Steinkunst des Mittelmeerbeckens der Iberischen Halbinsel“ verteilt sich auf 160 Gemeinden in sechs autonomen Regionen, unter ihnen auch das Land Valencia.
Dort wurden die ersten Funde 1911 in der Höhle von Tortosillas (Gemeinde Ayora, Valencia) gemacht. Kurz danach entdeckte man bei Valltorta in der Provinz Castellón weitere Felsmalereien. Daraufhin wurden erste wissenschaftliche Untersuchungen und Aufzeichnungen der prähistorischen Zeichnungen unternommen. Immer wieder stießen Wanderer auf kleinere oder größere Zeichnungen, oft an schwer zugänglichen Stellen in den Bergen, unter Felsvorsprüngen oder in kleineren Höhlen.
Die prähistorische Kunst der Iberischen Halbinsel wird durch drei sehr unterschiedliche Stile gepägt:
Die Höhlenkunst der Jungsteinzeit, welche die Zeitspanne von vor etwa 40.000 bis 10.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung umfasst, prägt einen dieser Stile. Am stärksten auf der Iberischen Halbinsel vertreten ist sie in Kantabrien, im Baskenland und in Asturien. Bekanntestes Beispiel dieser Epoche ist die 30 Kilometer westlich von Santander gelegene, 1879 entdeckte Altamira-Höhle, deren Abbildungen nach heutigen Erkenntnissen zwischen 18.000 und 15.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung an die Wände der 270 Meter langen Höhle gemalt wurden.
Die zweite Gruppe bildet die Felskunst der spanischen Levante, die eine Sonderstellung einnimmt. Chronologisch einordnen lässt sie sich in die Zeit zwischen dem 6. Jahrtausend vor Christus bis zum beginnenden Metallzeitalter, im 4. bis 2. Jahrtausend.
Der dritte Stil, die schematische Kunst, entwickelte sich im Laufe des 4. Jahrtausends aus dem Levantiner Stil und verbreite sich über die gesamte Halbinsel mit extrem variierenden Felsbildern.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Stilrichtungen, ist die Levantiner Kunst geographisch begrenzt. Lediglich im Raum der ostspanischen Mittelmeerküste, südlich der Pyrenäen und östlich einer Linie, die man von Teruel über Albacete bis nach Murcia ziehen kann, ist diese Art der Felsmalerei anzutreffen.
Viele der Zeichnungen sind in den Kreisen Marina Alta und Marina Baja, El Comtat und in der Region um Alcoy zu finden und zeigen größtenteils natürliche Motive wie Tiere oder Jagdszenen. Aber auch Situationen aus dem täglichen Leben, Kriegsszenen oder Ritualhandlungen wurden bildlich dargestellt. Im Mittelpunkt steht stets der Mensch.
Als Orte ihrer Bildnisse wählten die frühen Künstler Felsüberhänge oder das Innere von Wandnischen, die in einer Höhe von 600 bis 1.000 Metern liegen – die Heimat der Jäger, Sammler und späteren Hirten.
Im Land Valencia unterscheidet man drei große Fundgebiete prähistorischer Felsmalerei: El Maestrat in Castellón, die Sierras an der Quelle des Júcar-Flusses in der Provinz Valencia und den Norden der Provinz Alicante.
Die Felsmalereien erzählen vom Leben in der Vergangenheit vor ungefähr 8.000 Jahren, die auf das Neolithikum datiert wird.
Die Jungsteinzeit stellt in der Entwicklung des Menschen eine Übergangsphase dar. Er gibt sein Nomadendasein als Jäger und Sammler langsam auf, wird zum Hirten und Ackerbauern.
Im Gegnsatz dazu sprechen diee Zeichnungen in den Bergen der spanischen Levanteküste noch die Sprache der Jäger und Sammler. Mit Pfeil und Bogen machen die Männer Jagd auf Wild, die jetzt kahlen Berge müssen bewaldet gewesen sein, grün, voller Quellen und schützender Höhlen.
Zu den am häufigsten dargestellten Tieren zählt der Hirsch, der als Jagdtier für das Überleben eine wesentliche Rolle spielte. Ihm folgen der Steinbock, der Auerochse und das Wildschwein.
Das Besondere an den Felsbildern der Levantiner Stilrichtung ist ihre Lebendigkeit. Eben Bilder, die vom früheren Leben erzäheln…
IMP-Agentur
Susanne Hesse
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