Galicien liegt ganz oben links in Spanien – und gefühlt auch ein bisschen aus der Zeit gefallen. Hier ist alles irgendwie langsamer, grüner, wilder. Statt überfüllter Strände gibt’s zerklüftete Küsten, statt Paella lieber Oktopus. Und wer denkt, Spanien sei nur trocken und heiß, der wird hier sein feucht-frisches Wunder erleben. Aber genau das macht den Charme aus. Dieses saftige Grün, die nebelverhangenen Wälder, das raue Meer – das ist Naturkino vom Feinsten.
Rías, Regen und raue Schönheit
Typisch für Galicien sind die Rías, fjordähnliche Meeresbuchten, die tief ins Land schneiden. Besonders die Rías Baixas im Süden sind traumhaft schön. Hier reihen sich charmante Fischerdörfer aneinander – Orte wie Combarro, wo die traditionellen Hórreos (alte Getreidespeicher auf Stelzen) direkt am Wasser stehen. Perfekt für einen Roadtrip entlang der Küste. Und wer Lust auf Strände hat, wird hier auch fündig – allerdings eher einsam, windig und naturbelassen statt Liegestuhlromantik.
Orte, die unter die Haut gehen
Natürlich muss man Santiago de Compostela erwähnen. Egal ob man gepilgert ist oder nicht – die Stadt hat eine ganz besondere Energie. Wenn man das erste Mal auf dem Platz vor der Kathedrale steht, zwischen staubigen Wanderschuhen und Selfiesticks, dann spürt man diesen Ort. Abends dann Tapas in einer der kleinen Tavernen, am besten mit Blick auf die alten Steinfassaden – ein echtes Erlebnis.
Noch beeindruckender – zumindest landschaftlich – ist der Faro de Cabo Ortegal. Der Leuchtturm steht an einem der nördlichsten Punkte Spaniens, und dort treffen das Kantabrische Meer und der Atlantik aufeinander. Das Ergebnis? Wind, Wellen und eine Atmosphäre wie am Ende der Welt. Wenn du den richtigen Moment erwischst, etwa zum Sonnenuntergang, dann haut’s dich echt um.
Und dann gibt’s da noch die Islas Cíes. Die liegen wie kleine Smaragde im Atlantik und gehören zum Nationalpark. Nur eine begrenzte Zahl an Besuchern darf täglich rüber – und das ist auch gut so. Der Playa de Rodas wurde schon als einer der schönsten Strände der Welt bezeichnet. Weißer Sand, glasklares Wasser, keine Autos. Wer es ruhig, wild und ursprünglich mag, ist hier goldrichtig.
Essen, wie es ehrlicher nicht sein kann
Galicien ist ein Paradies für alle, die gutes Essen schätzen – und zwar ohne viel Chi-Chi. Die galicische Küche ist ehrlich, frisch und kommt meistens direkt aus dem Meer. Das bekannteste Gericht ist sicher der Pulpo a la Gallega: weich gekochter Oktopus, in Scheiben geschnitten, mit grobem Salz, Paprikapulver und Olivenöl – serviert auf einem Holzbrett. Dazu gibt’s oft Kartoffeln, und klar: ein Glas Albariño darf nicht fehlen. Der Weißwein aus der Region ist leicht, fruchtig und passt perfekt zum Fisch und Meeresgetier.
Auch toll: die Empanadas Gallegas, mit Thunfisch oder Fleisch gefüllte Teigtaschen – ideal für unterwegs. Oder einfach ein frisches Stück Tintenfisch vom Grill, in einer kleinen Bar am Hafen. Das alles ist nicht fancy, aber dafür mit Liebe gemacht. Und das schmeckt man.
Ein ganz eigener Rhythmus
Die Leute in Galicien sind vielleicht nicht ganz so laut und feurig wie in Andalusien, aber sie haben Herz. Man spürt sofort: Hier lebt man im Einklang mit der Natur und nicht auf der Überholspur. Man nimmt sich Zeit – für Gespräche, für einen Kaffee, für den nächsten Regenschauer, der garantiert bald wieder kommt.
Galicien ist nichts für Leute, die durch Spanien hetzen wollen, um möglichst viele „Instagram-Spots“ abzuhaken. Aber für alle, die echte Orte suchen, Ruhe lieben, das Meer brauchen und sich gerne überraschen lassen – genau für die ist es gemacht.
Übrigens: Im nächsten Beitrag verrate ich euch mein Lieblingsrezept für echte Empanadas Gallegas – so wie sie die Großmütter in den Dörfern noch machen. Also dranbleiben, es lohnt sich!
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