Goya Verleihung
Einmal im Jahr werden in Madrid die spanischen Filmpreise verliehen. Der „Goya“ besteht aus einer Büste des großen spanischen Malers Francisco de Goya. Über die verschiedenen Preise entscheidet jeweils eine von der spanischen Filmakademie berufene Jury, die in einer Live-Übertragung die Auserwählten kürt. Da für die einzelnen Preise immer mehrere Kandidaten in die Vorauswahl kommen und diese Kandidaten bekannt sind, erscheinen praktisch alle der in Frage kommenden Preisträger bei der Verleihungszeremonie. Vergleichbar ist die „Goya“ mit der Oscar-Verleihung in den Vereinigten Staaten, die auch Vorbild der Spanier war.
Die sichtbaren Unterschiede an Glamour und Eleganz zwischen der Oscar- und der Goya-Verleihung entsprechen etwa denen beim finanziellen und publizistischen Erfolg zwischen dem amerikanischen und dem spanischen Film.
Im vergangenen Jahr ist der Anteil spanischer Streifen in den spanischen Kinosälen um 3 Prozent gestiegen, der von US-amerikanischen Filmen um 10 Prozent gefallen. Das bedeutet zwar immer noch nur 17 Prozent für den spanischen Film und über 60 für den amerikanischen. Trotzdem ein kleines Erfolgserlebnis für den spanischen Filmmarkt. Im vergangenen Jahr wurden in Spanien 142 Spielfilme und 106 Kurzfilme produziert. Das ist mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern.
Der spanische Staat will die eigene Filmindustrie weiterhin fördern. Die Zahlen der Kinobesucher gehen allerdings auch in Spanien seit einigen Jahren zurück, was auf den Verkauf von DVDs zurückuführen ist. Darüberhinaus nimmt die Piraterie der illegal kopierten Streifen zu, obwohl der Staat jetzt scharf gegen den Verkauf von unerlaubt kopierten Musikaufnahmen und Filmen vorgeht.
Bei den Goya-Preisen ging „Obaba“ freilich leer aus, erhielt lediglich eine Auszeichnung für die Tonqualität. Die katalanische Filmemacherin Isabel Coixet ist aus der diesjährigen Vergabe der spanischen Filmpreise als große Gewinnerin hervorgegangen.
Ihr Streifen «La vida secreta de las palabras» (Das geheime Leben der Worte) wurde in der Nacht zum Montag in Madrid mit vier Goya-Filmpreisen für den besten Film, die beste Regie, das beste Originaldrehbuch und die Produktionsleitung ausgezeichnet.
Der Film war von dem berühmten spanischen Regisseur Pedro Almodóvar und dessen Bruder Agustín produziert worden. Er handelt von der Liebesgeschichte zwischen einer Krankenpflegerin und dem Arbeiter einer Ölbohrinsel, der bei einem Unfall verletzt worden war. Isabel Coixet, die ihre Filme zumeist auf Englisch dreht, hatte zuletzt vor zwei Jahren mit «Mein Leben ohne mich» international Erfolg gehabt.
Der in Großbritannien produzierte Streifen «Match Point» von Woody Allen erhielt den Goya-Preis für den besten europäischen Film. Das Werk «Iluminados por el fuego» (Vom Feuewr erleuchtet) des Argentiniers Tristán Bauer über den Falkland-Krieg wurde als bester ausländischer Film in spanischer Sprache ausgezeichnet.
Der Spanier Oscar Jaenada erhielt für seine Rolle des Titelhelden in Jaime Chávarris Film über den legendären Flamenco-Sänger Camarón den Goya-Preis für den besten Hauptdarsteller. Candela Peña wurde für ihre Rolle in dem – im Prostituierten-Milieu spielenden – Streifen „Princesas“ (Prinzessinnen) von Fernando León de Aranoa als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Die Künstler verbanden mit ihrem Dank für die Auszeichnung die Anregung an die Regierung, den spanischen Film weiterhin großzügig zu fördern. Von den großen Fernsehsendern des Landes erwartet man mehr Unterstützung. Das Fest dauerte über vier Stunden. Spaniens Film lebt…
Susanne Hesse
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