Hogueras de San Juan: Heiße Fiesta in Alicante

Im Juni steht Alicante in Flammen. Und das liegt nicht etwa an den sommerlichen Temperaturen. Die Einwohner der Provinzhauptstadt feiern das Volksfest Hogueras de San Juan oder Fogueres de Sant Joan, wie es auf valenzianisch heißt. Mit dem Freudenfeuer des Heiligen Johannes begrüßen sie seit 1928 alljährlich die wärmste aller Jahreszeiten. Das bedeutendste Fest der Stadt macht ein wenig den Eindruck als wäre es die etwas kleinere, aber nicht minder sehenswerte Ausgabe der Fallas von Valencia. Auch hier werden riesenhafte, kunstvoll gestaltete Figuren aus Holz, Pappmaché und Stroh unter Grölen der Menschenmenge dem Feuer übergeben.

Den ganzen Monat lang ist die Stadt auf den Beinen. Kein Wunder, denn es gibt so viel zu erleben: Freudenfeuer wollen abgefackelt und Toreros bei Stierkämpfen bejubelt werden. Straßenkünstler und Volkstänzer unterhalten die Massen. Die leuchtende Blumendekoration am Rathaus muss bestaunt werden und von Zeit zu Zeit gönnt man sich eine Abkühlung mit Wasser aus einem Feuerwehrschlauch. Wenn es einmal laut wird: Keine Angst. Das ist nur eine der zahlreichen Mascletás. Bei diesen Feuerwerken am hellen Tag gibt es keine Lichteffekte, dafür aber eine Menge Rauch und vor allem Krach. Je lauter und qualmiger, desto besser!

Ein wahrer Augenschmaus sind die gigantischen Ninots. Über Wochen hinweg basteln die Alicantiner mit viel Liebe zum Detail an den bunten Figuren. Oft bilden sie Personen aus dem öffentlichen Leben nach (z.B. Prinz Felipe und Leticia) und nehmen diese dabei gerne auf den Arm. Die Hogueras erhalten so neben dem Spaßfaktor auch einen gesellschaftskritischen Beigeschmack.

In diesem Jahr streiten 181 Ninots um die Gunst des Publikums. 87 davon wurden von Erwachsenen- und 86 von Kindergruppen gestaltet. Die übrigen acht schufen Mitglieder der Barracas. Das sind Essensstände, die von den Peñas (Vereinen) in den Straßen der Provinzhauptstadt aufgebaut werden. Die Ninots sind im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung in der Fischbörse von Alicante zu bewundern. Hier wird in geheimer Abstimmung – ordnungsgemäß mit Briefumschlag und Wahlurne – über ihr Schicksal entschieden. Nur die beliebtesten Figuren erhalten einen Platz im Museum. Die anderen werden am 24. Juni, dem Hauptfeiertag, um Mitternacht lichterloh in Flammen aufgehen und gnadenlos verbrannt. Begleitet wird dieses Spektakel vom schönsten Feuerwerk der Hogueras de San Juan. Die Menschen drängen sich so dicht an die brennenden Giganten, dass sie nach Abkühlung verlangen. Die Feuerwehrmänner, die hier eigentlich für die Sicherheit zuständig sind, erfüllen ihnen den Wunsch immer wieder gerne und erfrischen die Menge mit kaltem Löschwasser.

Kräftig gefeiert wird schon am Abend davor und das an der gesamten spanischen Küste – nicht nur in Alicante. In der Noche de San Juan finden sich viele Spanier am Strand ein und versammeln sich um selbst gemachte Lagerfeuer. Man erfreut sich am mitgebrachten Picknick und genießt ein Gläschen Wein beim Plausch mit den Nachbarn. Wer in dieser Nacht über das Feuer springt, lässt seine Vergangenheit zurück und beginnt eine neue Phase seines Lebens, so der Volksmund. Außerdem sollen die Flammen das Böse verjagen. Ein reinigendes Bad im Meer ist ein weiterer Ritus der Johannisnacht. Sünden des vergangenen Jahres werden so einfach weggewaschen.

Das Johannisfeuer ist ursprünglich ein heidnischer Brauch zur Mittsommernacht am 21. Juni. In der kürzesten Nacht des Jahres wurden traditionell die Sonnenwende und der Sommerbeginn gefeiert. Mit der Christianisierung Europas verlegte man die Feierlichkeiten auf den 24. Juni, den Geburtstag von Johannes dem Täufer oder San Juan Bautista, wie er im spanischen genannt wird. Während die Fallas von Valencia zu Ehren des Heiligen Josephs gefeiert werden, hält der Heilige Johannes als Patron seine schützenden Hände über die feurigen Hogueras von Alicante.

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