Marbella – Schlag gegen politische Korruption

Das spanische Marbella – Inbegriff für Luxus und Prunk und der Treffpunkt der Schönen und Reichen, der Ölscheiche und Showstars. Das Feriendomizil an der Costa del Sol ist einer der größten Anziehungspunkte für Touristen und internationale Stars an der spanischen Mittelmeerküste.
Doch in den letzten Jahren ist der traumhafte Badeort in den zweifelhaften Ruf als Hochburg der Korruption und des Verbrechens geraten. Mehr als ein Drittel der 80 000 Wohnungen sind ohne die gesetzlich vorgeschriebenen Genehmigungsverfahren errichtet wurden, da die Verantwortlichen im Rathaus gegen Schmiergeld Baugenehmigungen ausgestellt haben.
Der 2004 verstorbene langjährige Bürgermeister Jesús Gil hat Marbella zur größten Baustelle Spaniens gemacht.Nirgends wurde pro Einwohner so viel Beton verbraucht, Kräne und Baugerüste sprießten aus dem Boden wie die Blumen im Frühling und so entstanden pro Jahr 10 000 Wohnungen, von denen viele illegal gebaut wurden. Sogar Sportplätze, Gärten und Parks wurden, gegen entsprechende Schmiergelder, zu Bauland erklärt. Niemand zweifelt daran, dass die Stadtverwaltung dabei Millionen verdiente. An der Situation änderte sich auch nichts als Gil 2003 die Bekleidung öffentlicher Ämter verboten wurden, denn daraufhin ist die 54-jährige Marisol Yagüe (Bild unten rechts) ins Amt gekommen, die als seine Strohfrau galt. Marbella versank nur noch tiefer im Sumpf der Korruption. Gegen 20 von 32 Mitgliedern des Stadtrates laufen Dutzende von Gerichtsverfahren. Die Regierung der Region Andalusien will der Stadt sogar die Zuständigkeiten für Bauplanung und Raumordnung aberkennen. Der Schriftsteller Jorge M. Reverte sagte einmal: Die Stadtregierung ist die verkommenste in ganz Spanien.

Um der Korruption Einhalt zu gebieten holte die Polizei, von einer Sonderabteilung der Staatsanwaltschaft angeordnet, am Mittwoch zum größten Schlag gegen politische Willkür in der Geschichte Spaniens aus. 150 Polizisten räumten das gesamte Rathaus und durchsuchten die Amtsstuben. 19 Verdächtige wurden festgenommen, darunter auch die Bürgermeisterin Marisol Yagüe, die mit verhülltem Haupt die Residenz durch einen Hinterausgang verließ, und der Städtebeauftragte Juan Antonio Roca. Ihnen werden Unterschlagung, Bestechung und illegale Einflussnahme vorgeworfen.

Die 125 000 Einwohner Marbellas schämen sich für ihre Stadt. Der Unmut über die vielen Baumaßnahmen, die politische Korruption und das organisierte Verbrechen ist groß. Für sie ist ihre Heimatstadt nicht mehr das was es einmal war.
Man kann den Blick kaum über einen Quadratzentimeter schweifen lassen ohne eine Baumaßnahme zu entdecken und trotzdem wird jedes Jahr die Errichtung neuer Urbanisationen geplant, durch die Straßen fahren Autos der Luxusmarken Rolls Royce und Austin Martin, die Kellner berichten von Trinkgeldern in Höhe von 500 Euro und die Ölscheiche kaufen so viele Rolex-Uhren aus Gold, wie sie Garnelen essen.
Dies alles zeigt, dass Marbella wohl auch weiterhin ein Luxusdomizil der Schönen und Reichen bleiben wird.

30.03.2006
Anne Ruitz

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