Orientalische Emire und heldenhafte Ritter im heutigen Spanien: Die Festlichkeiten Moros y Cristianos in Alcoy

Es gibt in Spanien so gut wie kein geschichtliches Ereignis, das nicht mit einer spektakulären Fiesta in Verbindung gebracht wird. Ob religiöse Traditionen oder alte handwerkliche Bräuche, jedes Fest hat eine interessante Geschichte.
So auch die Festivitäten, die sich um die Zurückeroberung des iberischen Gebietes von den Mauren ranken. Im Jahre 711 betraten die ersten maurischen Kämpfer spanischen Boden.
Seitdem fanden in ganz Spanien blutige Eroberungen und nicht minder gewalttätige Zurück-Unterwerfungen, Erfolge und Niederlagen statt. Die Kämpfe dauerten sogar bis ins späte 13. Jahrhundert. Die letzte Festung der Mauren fiel 1492. Immer noch herrscht dort eine mystische, einzigartige Atmosphäre auf der Alhambra

Da sich unglaublich viele Siege und Niederlagen ereigneten, hört man in Spanien nie auf, einen dieser Kämpfe nachzuspielen. Je nach Austragungsort des Kampfes finden die Festlichkeiten von Anfang Februar bis Anfang Dezember statt. Das wohl farbenprächtigste und aufwendigste Spektakel findet jedoch in Alcoy statt.
Die Stadt Alcoy liegt etwa 60km nordöstlich von Alicante im Landesinneren. Fünf Flüsse fließen durch die Stadt der Brücken. Allein aus diesem Grund ist Alcoy sehenswert. Doch in der Zeit vom 22. bis zum 24. April verwandelt sich die Stadt. Vom friedlichen Geplätscher der Flüsse ist nichts mehr zu hören. Selbst das Wasserrauschen scheint um Einiges tösender und lauter als in den restlichen Tagen des Jahres.
Die Stadt vibriert vom Trappen tausender Füße und dem Klirren von Kettenhemden. Wenn Krummsäbel und Hellebarden zuerst die Luft zerschneiden und anschließend scheppernd Metall auf Metall trifft. Wenn Menschenmengen ihren Kämpfern zujubeln, dann haben sie begonnen: Die Straßenfeste der Moros und Cristianos.

Alcoy befand sich im Grenzgebiet der von Mauren umlagerten Territorien. Am 23. April 1276 entschied sich der Araberfürst Al-Azraq zur Erstürmung der Festung.
Der Legende nach erschien im Moment der höchsten Not San Jorge auf den Zinnen der Burg. Durch seine Unterstützung siegten die Christen über die Mauren. Seitdem ehren die Bewohner Alcoys San Jorge als ihren Schutzheiligen und jedes Jahr wird die entscheidende Schlacht von mehr als hundert Laiendarstellern nachgespielt.
Am 22. April finden die traditionellen Umzüge der christlichen und maurischen Truppen statt. Die Niederlage der Mauren steht natürlich schon fest. Bei den Prozessionen ist heute entscheidend, welche Bruderschaft die prachtvollsten Kostüme zur Schau trägt und wer die stundenlangen Märsche durch die Stadt am eindrucksvollsten gestaltet.
Am Tag darauf finden verschiedene Aktivitäten zu Ehren San Jorges statt und am 24. April enden die Festlichkeiten mit dem Sturm auf die Burg. Jedes Jahr wird eine Feste aus Pappmaché errichtet, die nach Belagerung und Eroberung durch die Mauren am späten Abend durch die Christen wieder eingenommen wird.
Krönender Abschluss ist das Auftauchen San Jorges, der hoch zu Ross Pfeile in den Himmel schießt. Besucher können sich diese als Andenken mitnehmen. Doch nicht nur Pfeile werden benutzt. Angeblich werden innerhalb dieser drei Tage etwa 5.000 kg Pulver verbraucht. Fröhliche Musik, gutes Essen und gigantische Feuerwerke sind wunderbare Nebeneffekt der Moros y Cristianos.


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