Ist die Orange denn immer orange?

Rund, duftend und saftig hängen sie an den Bäumen. Zumindest hier im Süden Spaniens. Ihr Verzehr ist für uns selbstverständlich, doch woher stammt eigentlich die orangene Frucht?

Herkunft
Der Name Orange, heute eher gebräuchlich als das Wort Apfelsine, wurde aus dem Englischen und Französischen  übernommen und hat seinen Ursprung im Sanskrit. "Nagarunga" hieß die Frucht in der Sprache der Götter. Daraus wurde dann das arabische Wort "narunj" und das spanische Wort "naranja" abgeleitet.
Die Orange ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und wurde schon vor mehr als 4000 Jahren im Süden Chinas unter dem Namen "kan" angebaut.
Im 15ten Jahrhundert gelangte die Orange durch die Portugiesen in den Mittelmeerraum und später im 16ten Jahrhundert brachten sie die Spanier ins heutige Florida. Dann, ab dem 18ten Jahrhundert gab es die ersten Plantagen in der Region Valencia.

Anbau
Damals war die Orange für den Verzehr noch nicht geeignet, da das Fruchtfleisch zu bitter und zu sauer schmeckte. Die Bitterstoffe konnten erst später durch Züchtungen reduziert werden.
Mit den Züchtungen verbreiteten sich aber auch Viruskrankheiten, die durch verunreinigte Instrumente bei der Veredelung entstanden. So vernichtete Ende der dreißiger Jahre die „Tristeza“ – eine gefährliche Viruskrankheit – komplette Ernten. Tristeza heißt ins Deutsche übersetzt übrigens "Traurigkeit".
Ende der 50er Jahre wurde die "Tristeza" erstmals auch in Spanien registriert. Aus diesem Grund waren viele Sorten, die Anfang der 60er Jahre gepflanzt wurden von einer oder mehreren Viruskrankheiten befallen.
Ein paar Jahre später wurde ein Projekt ins Leben gerufen, um aus den geschädigten Sorten eine möglichst virenfreie herauszusuchen. Nur eine war dabei. Zusätzlich zu dieser Sorte importierte Spanien noch einige virenfreie Sorten aus den USA, die nicht den gewünschten Erfolg erzielten, da die Landwirte in Valencia mittlerweile ihre eigenen Kulturen hatten, die sich nur bedingt mit den neuen Sorten kombinieren ließen.
Das Forschungszentrum (IVIA) in Moncada bei Valencia hat dieses Problem aufgegriffen und arbeitet seit 1975 an einer gesunden, virenfreien Basis veredelter Zitruskulturen. Doch trotz gesunder Züchtungen bleiben Orangenplantagen anfällig für Schädlinge und Pflanzenkrankheiten und werden deshalb oft mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt.
40 Prozent der Weltproduktion kommen heute aus Südamerika – vor allem aus Brasilien, 25 Prozent aus Nord- und Mittelamerika (USA und Mexico) und nur acht Prozent aus Europa (Spanien und Italien).

Sorten
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Süß- und Bitterorangen. Bitterorangen sind im Gegensatz zu Süßorangen für den normalen Verzehr ungeeignet. Man gebraucht sie eher, um Marmeladen oder Gelees herzustellen.
Die ätherischen Öle der Schale werden zur Verfeinerung von Likören benutzt. Orangen sind zwar allgemein orange, doch gibt es auch Orangen mit eher gelblicher oder rötlicher Färbung. Die Süßorangen kann man in vier Hauptgruppen unterteilen.
Die Narvelorange ist eine der frühesten Sorten und wird schon ab November auf den Märkten oder im Supermarkt verkauft. Sie hat einen nabelförmigen Blütenansatz, eine dicke Schale und saftiges Fruchtfleisch und gehört zu den besten Essorangen.
Blondorangen unterscheiden sich von den Narvelorangen nur durch ihre hellere Schale und das etwas festere Fruchtfleisch. Vom Namen her schon bekannt sind die Blutorangen. Sie fallen besonders durch die in kühlen Nächten entstehende rote Pigmentierung der Schale und des Fruchtfleisches auf.
Zu guter Letzt kommt nur noch die Spätorange, die, wie ihr Name schon sagt, erst im Mai oder Juni geerntet wird. Sie hat eine glatte, helle und dünne Schale und ist hervorragend zum Entsaften geeignet.

Symbolik
In China wurde den Orangen schon früher (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) solch eine große Bedeutung zugemessen, dass jede damals bekannte Sorte ein eigenes Schriftzeichen erhielt. Der Kaiserhof in Peking wurde von dem Orangenminister mit Orangen versorgt, die nicht etwa zum Verzehr, (dafür war ihr Geschmack noch zu bitter) sondern zur Dekoration und zur Erfrischung des Raumklimas genutzt wurden.
Die Orange ist seither ein Symbol für Reichtum und Luxus. Auch die damalige Methode, die empfindliche Frucht für den Transport in zartes Seidenpapier einzuwickeln, stammt aus dem alten China und ist uns bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Heute symbolisiert ein Orangenbaum in den Mittelmeerländern Jungfräulichkeit.

Gut zu wissen
Orangen haben wie alle Zitrusfrüchte einen großen Anteil an Vitamin C. Eine Orange ist schon ausreichend, um den Tagesbedarf an Vitamin C zu decken. Außerdem enthalten sie viele Mineralstoffe, die das Immunsystem vitalisieren und stärken.
Darüber hinaus wird den saftigen Früchten eine harntreibende, verdauungsfördernde sowie leicht abführende Wirkung nachgesagt. Nach neusten Erkenntnissen schützt Orangensaft sogar vor Darmkrebs.
Aber deshalb ist Orange nicht gleich Orange. Es gibt enorme Qualitätsunterschiede. Gerade Früchte, die einen längeren Weg zurücklegen müssen, bis sie auf dem Frühstückstisch des Konsumenten landen, werden mit Pflanzenschutzmitteln behandelt damit sie die lange Reise überstehen.
Oft werden die Früchte mehrmals im Jahr behandelt, um eine gleichmäßige, schöne Form zu erhalten oder um Milben und Pilze abzuwehren. Doch zunehmend setzt sich die biologische Schädlingsbekämpfung sowie der integrierte Pflanzenschutz durch. Wenn man nur ein paar Kleinigkeiten beachtet kann man zugleich etwas für seine Gesundheit tun und die biologische Schädlingsbekämpfung unterstützen.

Hierfür ein paar nützliche Tipps:

  • Je weniger die Schale glänzt, je weniger exakt die Form, Farbe und Größe untereinander, desto weniger wurden die Orangen behandelt. Orangen werden nur orangefarben, wenn die Nachttemperatur tief genug ist, damit Chlorophyll freigesetzt werden kann. Dementsprechend sind die meisten Orangen in warmen Ländern wie Brasilien schon in grünem Zustand ausgereift. Durch Nachreifen wird das Verfahren meistens manipuliert.
  • Immer Orangen kaufen, die aus dem nächstgelegenen Land kommen.
  • Am besten ist Orangensaft mit hundertprozentigem Fruchtgehalt, da dieser meist keine zusätzlichen Inhaltsstoffe wie Zucker oder Stabilisatoren enthält.
  • Wenn man sich nicht sicher ist, ob die Orange behandelt ist oder nicht, sollte man sie gründlich unter lauwarmen Wasser abwaschen.
  • Nur die Schale von Bio-Orangen verwenden.

Saskia Wiegand,

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