Der Rio-Segura verschmutzt wie nie ! Statt klarem Wasser gibt es nur noch stinkenden Schlamm
30 km schlängelt sich der Fluss Segura durch die Provinz Alicante. 30 km stinkender Schlamm und vergiftetes Wasser. Wo man in den 60er Jahren noch angeln und Wäsche waschen konnte, befindet sich heute ein sterbender Wasserlauf
Der Bericht der Konferenz für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Umweltsituation in Spanien ist erschreckend. 40% des Wassers des Segura sei "vergiftet", nur noch 10% seien "sauber". Damit ist der Segura einer der schmutzigsten Flüsse Europas. Dennoch ist die angrenzende Region von der Nutzung des Wassers abhängig.
Im 9. Jahrhundert legten die Araber ein perfektes Kanalsystem an
Im 9. Jahrhundert legten die Araber ein kompliziertes Kanalsystem an, das die Felder rund um den Fluss bewässerte. Sie führten die sogenannten "Wassergerichte" ein, die die Vergabe des Wassers an die Landwirte regelten.
Dieses Prinzip funktionierte hervorragend bis zum Ende des 18. Jahrhunderts: Der erste Stausee wurde gebaut. Wiederum 200 Jahre später gab es die ersten Großprojekte und somit fünf weitere Stauseen. Dies war jedoch noch nicht der ausschlaggebende Punkt für die Verschmutzung des Flusses.
Die Natur konnte mit der industriellen Entwicklung nicht mithalten. Zu schnell gestaltete sich der Übergang von konventioneller Landwirtschaft über Viehwirtschaft zur intensiven Bodenbewirtschaftung.
Paralleler Negativfaktor war die Ausbreitung der Textilindustrie in Ufernähe, die ihre Abwässer in den Fluss leiteten. Auch die Regierung half fleißig mit: Wegen der steigenden Nachfrage für Tomaten und Salat wurde das "Gesetz der Wasserkanäle" erlassen, das sage und schreibe 77.000 Hektar Land zur intensiven Bewässerung freigab.
Durch die intensive Bewässerung der Felder, bleibt kaum noch Wasser für den Fluss übrig.
Durch die enormen Wassermengen, die zur Versorgung der Felder benutzt werden, bleibt kaum noch Wasser für den Fluss und seine Bewohner. Der nur sehr spärlich fallende Regen kann das natürliche Gleichgewicht nicht ausgleichen.
Das Flussdelta bei Guardamar führt pro Jahr nur noch 30 Hektokubikmeter, unter natürlichen Bedingungen wäre dieser Wert fast 30mal so hoch. Durch die Verschmutzung des Wassers sterben tausende von Fischen.
Noch weit entfernt kann man den Verwesungsgeruch wahrnehmen. Einige der Bewohner von Orihuela protestieren: "No podemos respirar – el rio nos va a matar." – "Wir können nicht atmen – der Fluss wird uns töten." Auch der anliegenden Stadt Torrevieja nützen die jährlichen Auszeichnungen als eine der saubersten Städte Spaniens wenig. Das Wasser bleibt verschmutzt und die Schuld daran will keiner tragen.
Rebecca Goerke
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