Bernd Liebold lebt in Australien und geht dort seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Malen, nach. Er hat mir von seinem Leben erzählt und vom Malen.

Wann sind Sie nach Australien ausgewandert?

Am 1. Januar 1983, im Alter von 47 Jahren.

Warum gerade Australien?

Es ist wie Spanien, nur anders …

Was hat Bernd Liebold gelernt?

Huhuhuhhi, wildes Gelächter … ich bin inzwischen uralt und habe bei dem Gedanken, an deine Frage das Gefühl nichts gelernt zu haben, immer weniger zu wissen. Mal ganz ernsthaft zu meinen, wie es scheint ununterbrochenen Versuchen, zu lernen.

Ich bin in Berlin geboren und groß geworden, hatte dabei in etwa dreieinhalb Jahre in vier verschiedenen Schulen, die Möglichkeit schreiben und rechnen zu lernen. Evakuiert und wieder zurück, und dazwischen immer wieder Fliegeralarm, mit Bomben, Bomben und noch einmal Bomben. Die Schule war ausgebombt, die Lehrer verschollen.

Im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre begannen sich die Dinge wieder zu normalisieren. Wir hatten ein- bis zweimal in der Woche so etwas wie Schule. Mit 13 Jahren verließ ich die neunte Klasse, wo sich ein liebenswerten Herr Lehman alle Mühe gab, uns Wildlingen grundsätzliches beizubringen.

Ich war 13 Jahre, als ich eine Lehre als Chemie und Lithograf in einer Firma in Berlin-Kreuzberg anfing, von morgens 7 Uhr bis abends 17 Uhr, dafür aber am Sonnabend nur bis 14 Uhr. Ich fuhr so ziemlich jeden Morgen 14 Kilometer hin und abends 14 Kilometer zurück. Im Winter war das oft recht schwierig.

Ich büffelte Farbenlehre und lernte mithilfe eines sehr fürsorglichen Meisters die Kunst der Linie, des Zeichnens. Angeregt durch eine Serie von Eduard Munchs Bildern, malten wir zusammen. Mein Lehrer hatte einen riesigen Buckel, war promovierter Kunstgeschichtler und hat mir mit seiner rauen Fürsorge und seinem verhaltenen Bemühen geholfen, ein kleines Fundament für die Jahre danach zu bauen.

Sie haben viele Jobs durchlaufen. Erzählen Sie mal!

Ich habe für Monate Gräben geschaufelt im damals ausgebauten Stuttgarter Hafen, habe Apfelsinenwagons entladen und bin einmal in den Apfelsinen fast ertrunken.

Ich habe Leichen gewaschen, sie danach wieder ordentlich zurechtgemacht und sie dann noch schnell fotografiert. Wenn die Angehörigen kamen, konnte ich ihnen die garantiert letzten Bilder des oder der Verstorbenen verkaufen.

Ich habe bei einer Frau Ackermann in Stuttgart Schauspielunterricht genommen, habe unzählige Nächte in Bars jeglicher Art und Jazzkellern verbracht, meist meine konfusen Gedanken, Eindrücke, Wünsche und Fantasien auf kleine Blöcke gekritzelt. Aus einem Teil sind später Kurzgeschichten geworden, die ich dann beim NDR in eigener Regie produziert habe.

Ich hatte den dringenden Wunsch, als Kameramann zu arbeiten. Da ich keinerlei Beziehungen hatte, kaufte ich mir eine gebrauchte 16 mm Kamera und einen alten Opel P 4, organisierte Filmmaterial aus der Ostzone und versuchte, einen Film über die Alhambra und den heute noch sichtbaren Einfluss der Mauren zu machen.

Ich verlor mein Auto nach wenigen 100 Kilometern, gab alles Unnötige weg und trampte weiter zum Ort meiner Bestimmung. Ich verbrachte circa fünfeinhalb Monate in Murcia und Granada. Am Ende hatte ich alles Material belichtet und trampte wieder nach Deutschland, wo ich noch einmal mehrere Monate mit jobben und Filmschnitt verbrachte.

Am Ende verhalf mir dieses Werk zu einer Ausbildung als Kameramann bei einer Hamburger Filmproduktion.

Ich bin dann wieder nach Hamburg, wo ich für das NDR-Jugendmagazin meine Geschichten in eigener Regie und Produktion herstellte. Aufregende Sache!

Es folgten Jahre, in denen Sie in den USA, Frankfurt und Hamburg als Regisseur tätig waren

Ich gründete meine eigene Film- und TV-Produktion, bekam mehrere Preise: Löwen aus Cannes, Clio aus NY, Artdirektors Club Deutschland und so weiter. Ich habe Anfang der 80er meine Filmfirma verkauft und bin zweimal um den Globus geflogen, um einen Platz zu finden, der mich an meinen Jugend-Traum erinnern sollte: Granada, die Küste von Valencia südwärts, einen Platz, an dem ich gerne leben würde.

Leider waren meine Träume und die damit verbundenen Plätze so sehr vom Tourismus verunstaltet worden, dass ich mich nicht recht entschließen konnte. Ich suchte das Gleiche ohne Hochhäuser und Hotels. Ich habe es nicht gefunden.

Ich kaufte mit Freunden eine Kaffee- und Zuckerrohrplantage in Costa Rica, das war bedauerlicherweise eine klare Fehlentscheidung.

Australien, meine kleine Stadt an der Westküste enthält Elemente aus meinen Spanien-Träumen, aber es ist sicher ein dicker Kompromiss. Da sich in Australien bedauerlicherweise nicht alles so entwickelt hatte, wie ich es geplant hatte, stand ich wieder einmal vor der Aufgabe, Geld zu verdienen zu müssen.

Ich habe dann mit einem Freund in guter Partnerschaft eine Möbelfabrik aufgebaut und nach circa acht Jahren wieder verkauft. Das führte mich unter anderem wieder nach Spanien, wo wir einen Teil unserer Produkte fertigen ließen.

Ich bin seit circa acht Jahren wieder hier in Australien in einer Gegend, in der spanische Mönche, die Kathedralen und Dörfer gebaut haben. Ich wohne in einer Straße, die Hesperia Ave, das Land im Westen, heißt und leiste es mir immer wieder, meinen Spanien-Traum zu träumen.

Welcher Arbeit gehen Sie momentan hauptberuflich nach?

Ich male, ich mache immer wieder so etwas wie Industrieberater-Tätigkeiten. Geld habe ich, muss ich nicht mehr verdienen. Wenn’s kommt, fein.

Leben Sie von der Kunst oder für sie?

Ich wünschte, ich könnte davon so leben, wie ich leben möchte. Meine Malerei beglückt mich und füllt mich auf eine Gute und emotionelle Weise aus, schafft eine Befriedigung, die nicht kommerziell motiviert ist.

Ich sehe mein Leben wie einen großen Fluss. Ich sitze am Ufer und schaue auf die Strömung, das Wasser, mache mir Gedanken, was wohl alles unter der so geschlossen wirkenden Oberfläche sein könnte, beobachte mit Freude, sehe bekanntes, vertrautes und manches Mal auch ungeahntes Neues.

Es schwimmen immer wieder die verschiedensten Dinge und Sachen vorbei, ich sehe sie, kommen, sie sind nah und ziehen dann vorbei. Es ist meine Entscheidung, ins Wasser zu springen und aufzusteigen, etwas herauszuholen oder sich mit dem, was mich interessiert, treiben zu lassen. Oder es zu vergessen. Momentan sitze ich am Ufer.

Haben Sie ein Lieblingsmotiv?

Ich liebe Motive, die ich nicht verstehe, die ein scheinbares Rätsel in sich tragen, die eine Geschichte erzählen – der Umweg über die Kunst macht eine Auseinandersetzung möglich, die unter Umständen zu einem gewissen Verständnis führt. Ich glaube, dass ich Blau in allen Schattierungen als Lieblingsfarbe in mir trage.
Das Material sollte der Aufgabe gewachsen sein.
Ein Foto ist oft nur ein Anfang in dem Versuch, etwas zu verstehen und sichtbar zu machen. Wenn ich geduldig, entspannt und ohne jeden Druck bin, arbeite ich gerne mit Öl. Acryl ist einfacher und direkter zu verarbeiten, eine andere Qualität.

Ihre Eindrücke von Australien kommen in Ihren Bildern zur Geltung. Warum gibt es zusätzlich ein Buch?

Das Eine ergänzt das andere, ohne es zu verdrängen. Für mich existieren beide Medien problemlos nebeneinander. Dazu kommt, dass ich immer gerne geschrieben habe und das Buch ist damit nur eine logische Abrundung in meinem Bemühen hinter die nächste Kurve zu sehen.

Was möchten Sie mit Ihren Bildern erreichen?

Wenn es mir gelingen sollte, meine Sehnsucht, einen Teil meiner Träume, mein Suchen in den Bildern sichtbar zu machen, andere Menschen damit zu berühren, dann habe ich sicher etwas erreicht.

Sie stellen viel aus. Wie wichtig ist das Reisen und Verkaufen der Bilder für Sie?

Die Bilder sind ein Teil von mir. Ich fühle mich berührt und geehrt, wenn Menschen, die ich nie vorher sah, einen Effort machen, um etwas von mir Gedachtes, Geschaffenes zu erwerben. Ich fühle einen Schatten von Trauer, wenn ich mich von einem Teil meines Denkens, meines Schaffens, einem Teil meines Seins verabschiede. Und ich bin auf einer ganz anderen Seite stolz, eine gewisse Anerkennung zu bekommen. Das Reisen ist oft lästig, weil unbequem und lang. Es führt aber immer wieder zu interessanten Begegnungen, die ohne die Bewegung nicht möglich wären.

Wie leben Sie dort?

So wie ich immer geträumt habe, in Spanien zu leben: 500 Meter von einem kraftvollen Ozean, der durch dichtes Grün in meinen Wohnbereich blitzt. An sauberen, unendlichen, leeren Stränden. in einem alten sehr persönlichen Haus, das auf einem Hügel zu stehen scheint und unter einem großen Dach den Winterstürmen trotzt. Ich bin Teil einer 1,3-Millionen-Stadt und lebe acht Minuten von der Innenstadt entfernt. Ich habe hier den Wind von Tarife, den Stränden Spaniens in ihrer Ursprünglichkeit ohne Bausünden und touristische Probleme. Ich begegne hier immer wieder der Ehrfurcht gebietenden Unendlichkeit, die mich im Inneren Spaniens vor vielen Jahren fasziniert hat.

Mehr Informationen über Bernd Liebold

Auf der Internetseite Bernd Liebolds können Sie sich noch mehr Bilder ansehen und sich selbst ein Bild machen:

www.liebold-bernd-b.com

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