Klassische spanische Musik

Die Klassische Musik in Spanien hat grosse Werke  hervorgebracht, obwohl , wie mir scheint, diese Richtung leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Einer der grössten Musiker, die Spanien je hervorgebracht hat, ist Cristóbal de Morales.  (ca. 1500 bis 1553). Der Name eines Komponisten, dessen Musik so bedeutend ist, wie der Name Cervantes   für den Roman oder Velazquez  für die Malerei.  Nicht minder bedeutend ist der Komponist Tomas Luis de Victoria (1548-1611) Sein Ave Maria lässt sich sicher auf gleiche Stufe stellen, wie die Vertonung des Gebetes von Bach und Schumann.
Tomas Luis de Victoria Abulensis (d.h. aus Avila) hat uns mindestens 12 Kompositionen hinterlassen, die zu den besten seiner Zeit , wenn nicht überhaupt aller Zeiten gehören.  Sein "Officium Defunctorum" (Totenamt für die Kaiserin Maria, die Tochter Carlos V. und Schwester Felipes II, 1603) , das von den meisten Krtikern als sein Meisterwerk bezeichnet wird, seine Motetten und seine vertonten Abendgebete sind von unvergleichlichlicher Schönheit und Intensität.
Die spanische Musik des späten Mittelalters stand der europäischen Musik in nichts nach. Die grundlegenden Kompositionselemente waren gegeben, so gesehen, bestand also kein Grund, warum sich die spanische Musik nicht ebenso reich entfalten sollte  wie die italienische und die deutsche, und die französische und englische hätte sie eigentlich sogar überflügeln müssen. Trotzdem fiel sie in den folgenden Jahrzehnten immer mehr zurück, bis sie schließlich im Travialen unterging. Ja, sie hat nicht einmal ehrgeizige, weitgespannte Mißerfolge aufzuweisen. Victorias Erben schrieben keine grossen  Messen, keine erhebenden, religiös inspirierten Werke, keine Symphonien, keine Opern, keine Streichquartette, so dass man sich verwundert fragt: Warum denn nicht ? Was ist geschehen?
Statt Opern und Symphonien wurde die Zarzuela hervorgebracht.
Hat sich Spanien zu sehr von der Welt abgekapselt?
Um noch die wichtigsten vier klassichen Komponisten zu benennen:
de Falla, Albeniz, Grandos (1867-1916) und Turina (1882 bis 1949).
Warum war in Spanien selbst der Gesang verstummt? Obwohl doch der bunte spanische Alltag ausländischen Komponisten wie Mozart,Verdi, Bizet und Rossini Anregungen in Hülle und Fülle geliefert hat ?
Da es den spanischen Komponisten nun aber weder an der Ausbildung noch am technischen Können fehlte, muss ihre schöpferische Kraft durch eine Einwirkung von aussen gelähmt worden sein.  Je länger man sich mit dem Thema beschäftigt und darbüer nachdenkt, stellt sich unausweichlich die zentrale Frage der spanischen Geistesgeschichte:  sollte tatsächlich die Inquisition die Impulse der spanischen Kunst im Keim erstickt haben ?
Kappselte sich Spanien ab und lies keine neuen Impulse mehr zu ? Verfiel das Land in einen hundertjährigen, kulturellen Schlaf.?  Es gibt viele Thesen, von vielen Geisteswissenschaftlern und Historikern.  Fakt ist:  nahezu vierhundert Jahre lang zwang die Inquisition das Land zum geistigen Konformismus und stieß alle Minderheiten aus, Mauren, Juden, Illuminaten, Jesuiten und Protestanten wurden vertrieben und mit ihnen auch ihre Ideen weggefegt. Spanien verschloss sich allen neuen Geistesströmungen. Eine derartige Abkapselung bleibt nicht ungestraft. Ich las dazu eine Anmerkung, die man trefflicher nicht formulieren kann:  " Eine Auster kann wohl für sich alleine existieren, doch ohne das Sandkorn, das sie drückt, entsteht keine Perle". 
(Quelle: Iberia von Michener)

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Musik in Spanien