Anstieg der Abtreibungen in Spanien

Die Zahl der Abtreibungen in Spanien ist stark gestiegen.
Nach Angaben des Madrider Gesundheitsministeriums wurden im Jahr 2004 rund 85 000 Schwangerschaftsunterbrechungen registriert, neun Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Gesetzgebung zur Abtreibung unterscheidet sich in Portugal und Spanien kaum. Abtreibung ist lediglich in bestimmten Fällen erlaubt, unter anderem, wenn die Mutter in der Schwangerschaft Gefahr läuft, physische oder psychische Schäden zu erleiden. Doch während die Gerichte in Spanien diese Norm sehr weit fassen, so dass Abtreibung in der Praxis für jeden möglich wird, der sie benötigt, geschieht in Portugal das Gegenteil.
In den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der Abtreibungen nach Presseberichten um 73 Prozent zu. Bei jungen Frauen zwischen 20 und 29 Jahren wurde sogar eine Verdoppelung der Schwangerschaftsabbrüche registriert.
Mehrere Frauenverbände warfen der Regierung vor, mit der Politik der Aufklärung gescheitert zu sein. Die Expertin Margarita Delgado vom staatlichen Forschungsinstitut CSIC meinte demgegenüber, die Zunahme der Abtreibungen gehe nicht so sehr auf einen Mangel an Information zurück. Es ist vielmehr eine Frage der Bildung. Den jungen Leuten fehlt häufig das Bewusstsein, dass auch eine flüchtige sexuelle Beziehung zu einer Schwangerschaft führen kann.
Ein großer Teil der Frauen, die Abtreibungen vornehmen ließen, seien Immigrantinnen.

Susanne Hesse

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