Antonio Tàpies – Spanischer Maler

Der grosse spanische Maler Antoni Tapies, der jeden Morgen aufstand, um das "Perfekte Bild" zu malen, ist am 6. Februar in seiner Heimatstadt Barcelona gestorben. Er wurde 88 Jahre alt und hinterlies mehr als 8.000 Werke.  Man kann sicher sagen, er stieg im Laufe seines Lebens zu einem der grössten Künstler der Gegenwart auf.
Schon als Kind hatte er eine Vorliebe für das Experimentieren entdeckt. "In unerer Küche hatten wir eine Art von Sand, um die Kochtöpfe blank zu polieren. Eines Tages kam ich auf die Idee, ihn mit Klebstoff zu vermischen", berichtete der Maler und Objektkünstler einst.  Was damals ein Spiel war, wurde später Hauptbestandteil seiner Arbeit: Erde, Leim und Marmorstaub bildeten die Grundlage vieler seiner reliefartigen und oftmals düsteren Material- und Mauerbilder.
 Antoni Tàpies Werk ist sicher sehr vom Raimundus Lullus, dem mittelalterlichen Universalgelehrten, beeinflusst.  Tapies war ein grosser Anhänger von Lullus, er sah in ihm nicht nur den Dichter und Wissenschaftler, sondern auch den Mystiker und Philosophen.
Obwohl Tapies als einer der grössten Künstler des 20. Jahrhunderts gefeiert wurde, sah er sich selbst eher als Amateur. "Im Grunde habe ich in meinem Leben nur ein einziges Bild mit unzähligen Variationen gemalt", gestand der Autodidakt in einem Interview.  Seine Bilder und Skulpturen sind auf Museen und Privatsammlungen in aller Welt verteilt.
Tapies war Agnostiker und ein grosser Skeptiker.  Obwohl er Autodidakt war, beeinflusste ihn der Surrealismus, über den er wohl im Jahr 1954 zu seiner individuellen Ausdrucksweise fand.  Den Begriff "abstrakt" mochte er auf sein Werk nicht angewandt wissen.  Er empfand das als Beschränkung seiner Kunst, damit war er nicht einverstanden.
Die spanische Zeitung "El Mundo" würdigte den Maler am Tage nach seinem Tod als "das große Genie der Abstraktion".  Das hätte ihm nicht wirklich gefallen.  Er hatte sich nie als abstrakten Künstler gesehen oder hätte sich als solchen bezeichnet.  Er empfand sich als Realisten.  Sein Werk stand dafür, sagte er einmal " die Wirklichkeit zu begreifen".
Unter der Franco-Diktatur wurde er wegen seiner kritischen Haltung zum Regime von der Polizei überwacht uns saß zeitweisein Haft. Mit dem Dichter Joan Brossa und anderen Malern hatte er 1948 die Gruppe "Dau al Set"  (Würfel mit sieben Augen" gegründet.  Es war damals die erste künstlerisch-literarische Avantgardebewegung in Spanien gewesen, die sich in der Diktatur hervorwagte.
Tapies bevorzugte Stilmittel waren seit den 1960-er Jahren geometrische sowie mathematische Zeichen und vor allem Kreuze und Buchstaben. Das "A" stand dabei für seinen Vornamen, das "T" für den seiner Ehefrau, Teresa.
Ein weiteres Element in seinem Werk war die fernöstliche Mystik. Er war ein grosser Anhänger des Buddhismus und des Taoismus.  Mit dieser Thematik setzte er sich immer wieder intensiv auseinander.
Durch die internationale Presse ging sein Name, als er 1992 zu den Olympischen Spielen in Barcelona eine haushohe Plastik , die eine Socke darstellen sollte, in der Halle des Museums für katalanische Kunst aufstellen wollte.  Der Plan wurde von den Verantwortlichen abgelehnt.  Das Kuratorium hatte Sorge, sich international der Lächerlichkeit preis zu geben.
18 Jahre später verwirklichte der Künstler dann doch noch seine Idee: Er ließ die Skulptur der "Socke" in einer verkleinerten Version vor seiner 1987 gegründeten Tapies-Stiftung aufstellen.
Der Künstler erhielt im Laufe seines Lebens eine Vielzahl von Auszeichnungen. Dazu gehörte der spanische Prinz-von-Asturien-Preis und der Weltkulturpreis "Praemium Imperiale", einer der wichtigsten Preise für die bildende Künste. Trotz seines Ruhms scheute Tapies die Öffentlichkeit. Er führte ein zurückgezogenes Leben an der Seite seiner Frau, die er vor über 50 Jahren geheiratet und mit der er drei Kinder hatte.
P.S.


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