Max Aub

Der sechsbändige Romanzyklus Das Magische Labyrinth von Max Aub erzählt in einem panoramatischen Blick vom Spanischen Bürgerkrieg und ist zwischen 1944 und 1968 im Original erschienen. Der deutsch-französisch-spanische Autor lädt den Leser ein, verschlungene Wege mit ihm zu gehen, um die aufregenden, für die Zukunft der Welt bedeutenden Ereignisse der dreißiger Jahre in Spanien gegenwärtig und verständlich zu machen. Inzwischen liegen alle Bände vollständig in deutscher Übersetzung vor.

Die zentralen Themen des Magischen Labyrinths sind Bürgerkrieg, Vertreibung und Exil. Nur sehr selten beschreibt Max Aub direkt die kriegerischen Auseinandersetzungen. Vielmehr porträtiert er einzelne Protagonisten und ihr Verhalten in extremen Situationen, überschattet von der Atmosphäre des Krieges. Durch diese individuelle Darstellung von einzelnen Schicksalen wird deutlich, worauf es Max Aub mit diesem Zyklus ankam: Obwohl er nie einen Hehl aus seiner republikanisch-demokratischen Gesinnung und seiner Sympathie für Sozialismus und Kommunismus machte, wollte er keine der beiden Seiten des Bürgerkrieges rechtfertigen oder anklagen. Er prangerte vielmehr die Gräuel des Krieges an und die Grausamkeiten, zu denen Menschen fähig sind, wenn sie unter dem Druck von Ideologien stehen und kollektiver Verblendung unterliegen.

Nach eigenen Angaben verfolgte Aub mit dem Magischen Labyrinth zwei Ziele. Zum einen war ihm an einer intensiven Aufarbeitung des Bürgerkrieges gelegen. So konnte er sein eigenes Trauma verarbeiten und gegen das Vergessen einer ganzen Nation kämpfen. Tragischerweise erreichte er im Franco-Spanien kaum Leser, da seine Bücher verboten waren.
Gleichzeitig, und da findet sich der zweite Grund, widersetze er sich mit dem Magischen Labyrinth der offiziellen Geschichtsschreibung des Francoregimes, indem er eine Rekonstruktion der Geschichte aus der Perspektive der Besiegten unternahm. Max Aub ist ein anderer, ein besonderer Chronist des Bürgerkrieges.

Max Aub wurde 1903 als Sohn eines wohlhabenden Deutschen und einer Französin in Paris geboren. Dass seine EItern Juden waren, erfuhr Aub erst, als er fast volljährig ist. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges muss der Vater Frankreich verlassen. Die Familie zog nach Valencia. Aub, jäh entwurzelt, lernte schnell Spanisch. Nach dem Abitur 1920 entschied er sich gegen ein Universitätsstudium und beginnt statt dessen, seinem Vater zur Hand zu gehen. Auf Vertreterreisen in verschiedene europäische Länder nahm er mit literarischen Kreisen Kontakt auf.

Aub entschied sich mit 21 Jahren für die spanische Staatsbürgerschaft und wurde wegen extremer Kurzsichtigkeit vom Militärdienst zurückgestellt. Sein Interesse für die Bühne erwachte. In dieser Zeit begann auch die lebenslange Freundschaft mit Luis Bunuel, für den er später ein Drehbuch schreiben würde. Aub heiratet 1926, leitet zeitweise ein Studententheater und lernt Ernest Hemingway, Andre Malraux und Gustav Regler kennen. Francos Militärrevolte gegen die republikanische Regierung im Juli 1936 war der Auslöser der lebenslangen Odyssee Max Aubs, der eine zeitlang auch Direktor einer sozialistischen Zeitung und Mitglied der Allianz sozialistischer Schriftsteller war.

1937 wurde er Kulturattache der spanischen Republik in Paris, wo er seinen Freund Picasso mit dem Wandgemälde Guernica beauftragte. Wieder zurück im bürgerkriegsgeschüttelten Spanien drehte er 1938/39 gemeinsam mit Andre Malraux den Film Sierra de Teruel nach Malraux Roman L`Espoir über den spanischen Bürgerkrieg. 1940 wurde er in Paris als Kommunist denunziert, wieder freigelassen, wieder verhaftet und in der Zeit bis 1942 in verschiedenen Konzentrationslagern in Frankreich und Algerien interniert. Mit Hilfe eines Lagerwächters gelang ihm jedoch die Flucht und über Umwege die Ausreise in mexikanisches Exil. In Mexiko sollte er den Rest seines Lebens verbringen.
Erst 1969 durfte er Spanien wieder besuchen, das Land, nach dem er sich zeit seines Lebens zurücksehnte.

Kaum ein spanischer Intellektueller oder Künstler hat die Erfahrung der Verbannung, des Irrewerdens und der Fremdheit derart intensiv, heißen Herzens und kühlen Kopfes thematisiert wie dieser patriotische Kosmopolit. Als Max Aub 1969 Spanien besuchte – ein Land, das sich in seiner Abwesenheit bis zur Unkenntlichkeit gleich geblieben war -, erklärte er gegenüber Journalisten, die ihm das Versprechen abringen wollten, er werde seinen Wohnsitz hierher verlegen: He venido, pero no he vuelto. (Ich bin gekommen, aber ich bin nicht zurückgekehrt.)
In Mexiko begann er sofort mit der Arbeit an seinem großen, sechsteiligen Romanzyklus über den Spanischen Bürgerkrieg: Das magische Labyrinth. In Spanien verhinderte die Zensur bis in die sechziger Jahre die Veröffentlichung seiner Werke. Max Aub starb am 1972 in Mexiko City.

Über die sechs Romane hinaus rechnete Max Aub noch 40 Erzählungen zum Magischen Labyrinth, die erstmals 1995 in einem Band zusammengestellt worden sind. Dies ist einem der besten Kenner von Max Aub und seinem Werk zu verdanken, Professor Ignacio Soldevilla-Durante, der bereits kurz nach Aubs Tod eine Übersicht über das kaum überschaubare literarische Werk zusammenstellte und dabei auch bis dahin unveröffentlichte Erzählungen berücksichtigte.
Das Magische Labyrinth ist in jeder Beziehung ein Ausnahmewerk, welches Paul Ingendaay so beschrieb: Seite für Seite stößt man auf einen Stil, den man brillant, geschliffen, wagemutig, sinnlich und noch einiges mehr nennen könnte. Am einnehmendsten finde ich jedoch eine ästhetische Qualität, die Aubs Romanzyklus Das Magische Labyrinth einzigartig macht: seine Mischung aus Totalität und Unberechenbarkeit.

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