Buchmesse 2007: Der Streit um die katalanische Kultur

In zwei Jahren steht die weltweit größte Buchmesse vor der Tür. Der rote Teppich soll für die katalanische Kultur ausgerollt werden, die als Ehrengast geladen ist. Doch wer zählt zur katalanischen Kultur? Die katalanischen Autoren oder auch die in Katalonien lebenden Literaten? Darüber entbrannte ein Streit, der nicht mehr nur die Akademiker betrifft. Auch die Politiker haben sich in die Diskussion eingemischt. Während das Parlament von Katalonien der Meinung ist, dass zur katalonischen Kultur nur die Katalanischsprechenden gehören, sind Verleger und die Presse aus Madrid empört. Zwar ist Katalonien mit 6,8 Millionen Einwohnern die wirtschaftsstärkste Region Spaniens, aber dort werden zwei Sprachen gesprochen. Katalanisch und Spanisch. In Barcelona, eine der wichtigen Metropolen für spanischsprachige Verlage, erscheinen nur etwa dreizehn Prozent der veröffentlichten Bücher auf Katalanisch. Große Verlage bevorzugen ebenso die spanische Sprache im Hinblick auf Lateinamerika und Spanien.

Denn wenn auf der Frankfurter Buchmesse nur Autoren vertreten sein dürfen, die ihre Werke auf Katalanisch publizieren, dann werden die berühmtesten Literaten von Katalonien ausgeschlossen. Dazu zählen beispielsweise Juan Marsé, Eduardo Mendoza, Juan Goytisolo oder der schon verstorbene Vàzquez Montalbán. Katalanische Schriftsteller halten dagegen. Sie sind der Meinung, die spanischsprachigen Autoren hätten genügend Möglichkeiten, Foren und ein großes Netzwerk, um auf sich aufmerksam zu machen. Den katalanischsprachigen Schriftstellern sollte nicht die Möglichkeit genommen werden einmal im Mittelpunkt zu stehen. Diese haben es nämlich nicht leicht, wenn sie in Katalonien leben, da sie sich ständig rechtfertigen müssen, warum sie in der einen und nicht in der anderen Sprache schreiben.

Die katalanische Sprache gehört zu den romanischen Sprachen und entstand zwischen dem 8. und dem 10 Jahrhundert in dem Gebiet des karolingischen Reichs. Im 12. und 13. Jahrhundert breitete sie sich noch weiter Richtung Süden und Osten aus. Während des Franco-Regimes waren die Regionalsprachen allerdings verboten. Erst mit in Kraft treten der neuen Verfassung 1978 wurden sie wieder erlaubt. Danach wurden Orte, Straßen, Gebäude oder Einrichtungen in die jeweiligen Regionalsprachen umbenannt. Nebenher existierten jedoch weiterhin in den meisten Fällen die Bezeichnungen in kastilischem Spanisch.

Katalanisch wird heute von ca. elf Millionen Menschen gesprochen. Zu den Regionen zählen Italien, Andorra, Frankreich und Spanien. Dabei hat Spanien den größten Bevölkerungsanteil. In der Region Valencia und auf einigen Inseln spricht man die Dialekte Valenciano und Mallorquin, die dem Katalanischen ähneln.

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