Die Mayos

Am letzten Tag im April und an den ersten Tagen im Mai wird in Spanien sehr traditionell gefeiert. Die meisten Feste verherrlichen die Liebe und begrüßen die erwachende Natur, indem man die Fruchtbarkeit des Bodens besingt. Mit der Christianisierung alter Rituale wurden die Figur der Jungfrau Maria und die des Kreuzes in die Feste integriert.

In der Nacht zum ersten Mai werden gewöhnlich los Mayos gesungen. Diese Kompositionen erzählen hauptsächlich Geschichtern von der Liebe. Vor allem in Kastilien-La Mancha ist der Brauch der Maigesänge weit verbreite. Zuerst werden die Mailieder der Jungfrau dargebracht, dann ziehen die singenden Burschen in Gruppen durch die Straßen, um den unverheirateten Mädchen ein Ständchen zu bringen. Gesungen wird bis in die ersten Maitage, mancher Orts auch den gesamten Mai hindurch.

Mayos heißen auch jene kegel- oder kreuzförmigen, mit Pflanzen bedeckten Gestelle in Galicien. In Orense, Pontevedra, Villagarcia de Arosa (Pontevedra) und anderen Orten wird ein Wettbewerb ausgeschrieben. Junge Männer tanzen um den Mayo und singen, während sie mit einem Stock auf den Boden klopfen.

Viel Zeit wird darauf verwendet, die Kreuze zu schmücken, die gewöhnlich in den Häusern aufgestellt werden. Einige dieser Kreuze sind authentische Kunstwerke. Die Frauen der Familie arbeiten an den Kunstwerken monatelang und schmücken sie mit Hilfe von Nachbarinnen und Freundinnen. Um die Kreuze herum wird gesungen, gegessen, gebetet und getanzt. Dabei werden Ratschläge und Lebenserfahrungen von Generation zu Generation weitergegeben. Die Städte und Dörfer von Andalusien und vor allem von Kastilien-La Mancha sind tief mit diesen häuslichen Feste verbunden. In Córdoba findet in den ersten vierzehn Maitagen das Fest der patios, also das Fest der Innenhöfe statt. Auch der oben beschriebene Maikreuzwettbewerb ist sehr populär in Córdoba.

Die Übergabe des Heiligen Kreuzes an Santa Elena ist von aufwendigen Aufführungen in Corte de Peleas und Feria begleitet, die beide in der Provinz Badajoz liegen. In Ferias ist der Brauch erst vor einigen Jahren wiederbelebt worden und zeichnet sich durch die schönen, sentimentalen Lieder aus. Der Chor bestimmt so den Rhythmus der Aufführung. Das Mysterienspiel El Sacrificio de Isaac wird in Laza (Orense) aufgeführt, obwohl der interessanteste Aspekt dieses Festes wohl das Einbringen des Mayo durch die Burschen am vorhergehenden Abend ist. Hier handelt es sich bei dem Mayo um einen klassischen Maibaum. Der Mayo muss der höchste und geradeste Baum der Umgebung sein und die schönsten und dichtesten Zweige haben. Daher werden diese Bäume in vielen Orten Spaniens aufgepflanzt.

In Laza wird außerdem am zweiten Mai ein Mädchen von den Jungen entführt. Es wurde auserwählt, die Eva zu spielen. Allerdings weiß niemand vorher, welches Mädchen es sein wird. Am folgenden Tag wird es von den Tänzern und Adam gesucht.

Die Romerías, die festlichen Ausflüge zum Schrein der Heiligen, sind auch in diesem Monat zahlreich. Dabei werden die Felder und das sie fruchtbar machende Wasser gesegnet. An manchen Orten taucht man dafür ein Kreuz oder eine Heiligenfigur in Wasser.

In Casteilote (Teruel) findet am ersten Mai die Romería der Männer zur El-LLovedor-Einsiedelei statt. Diese Wallfahrt existiert schon seit 1408. Damals wanderten zwölf Jünglinge von Casteilote nach Zorita del Maestrazgo (Castellón), um die Jungfrau von La Balma um Regen zu bitten. Eine andere, deutlich der Buße gewidmete Romería, beginnt in der Nacht des 30. Aprils in Tafalla (Navarra) mit dem Auszug der Zwölf Apostel. Sie machen sich, mit Kutte und schwarzer Kapuze bekleidet, dem Zimgulum als Gürtel und einer kleinen Laterne in der Hand, auf den Weg zum Wallfahrtsort Nuestra Señora de Ujué. Dabei legen sie zu Fuß die Entfernung von 17 km zurück. Viele andere Romerías enden an diesem Wallfahrtsort, obwohl die meisten ihren Sinn als Bußgang verloren haben.

In Huete (Cuenca) findet ein eigentümliches Fest statt, das auf vielen anderen Traditionen beruht. Das Hauptmotiv entstand aus der Rivalität zweier Stadtteile oder benachbarter Ortschaften. Die Einwohner von Huete gehören zwei verschiedenen Gruppen an. Einerseits gibt es die Juanistas, andererseits die Quiterios. Die Juanistas feiern ihren Schutzheiligen San Juan am Wochenende nach dem 6. Mai, während die Quiterios Santa Quiteria am Wochenende nach dem 22. Mai ehren. Obwohl beide Feste ähnliche Merkmale aufweisen, wie zum Beispiel den Tanz der Galopeos, ist der Wettstreit zwischen beiden nicht nur Spaß. Bis vor Kurzem war eine Hochzeit zwischen einer Juanista und einem Quiterio praktisch undenkbar.

In Monat Mai gibt es auch einige Feste, bei denen Frauen die Hauptrolle spielen. Zu erwähnen sind hier die Festlichkeiten um La Virgen de la Paz in Mazuecos (Guadalajara), die Prozession des gesegneten Brotes in Torremanzanas (Alicante), Santa Quiteria in Fuente el Fresno (Ciudad Real), bei dem vier weibliche Obere der Bruderschaften teilnehmen und die Prozession der Hundert Mädchen, der cien doncellas, in Sorzano (Rioja).


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