Die Fallas in Valencia – Das Freudenfest am Winterende
Riesige Figuren aus Pappmaschee überblicken die Menschenmengen der Stadt. In den Straßen Valencias knallt, brutzelt und blüht es. Spanien feiert die Fallas.
Für einige Tage im März dreht sich an der Costa Blanca alles um Unmengen riesiger, bunter Figuren aus Pappmaschee. Die Fallas gehören zu den Festivitäten, die in wenigen Tagen eine große Zahl an Besuchern anziehen, die gemeinsam mit den Einheimischen unvergessliche Stunden voller Licht, Farbe, Musik und Feuer erleben wollen. Hochburg der Fallas ist die Stadt Valencia.
Die Festlichkeiten beginnen am 12. März und dauern bis zur Johannisnacht am 19. März. (noche de san juan) Ein ganzes Jahr lang arbeiten freiwillige und hauptberufliche Künstler und Techniker an den bis zu 20 Metern hohen Figuren, die am Ende des Festes in einem flammendes Inferno verbrannt werden.
Das Verbrennen der Figuren geht auf eine alte Tradition zurück: Schon die Völker der antiken Zivilisationen errichteten zu Zeiten der Frühlings- und Sommersonnenwende große Scheiterhaufen, um alles Alte zu verbrennen und sich so einer symbolischen Reinigung zu unterziehen. Die Menschen glaubten, dass die Zerstörung des Alten sie selbst erneuere und sie quasi aus der Asche wiedergeboren werden.
In Valencia versammelten sich im 15. Jahrhundert Anhänger des heiligen Josephs, ein Schutzpatron, dem zu Ehren sie das Sankt-Joseph-Feuer zündelten. Verbrannt wurden neben anderem Unrat Lampengestelle, an die teilweise merkwürdige Figuren gehängt wurden. Aus diesen Bräuchen entwickelte sich über die Jahre ein festlichen Ereignis, das jährlich eine Menge Geld umsetzt und Hunderte von Arbeitsplätzen schafft.
Fallas und Ninots
Heute sind die Fallas ein abenteuerliches Highlight an der Costa Blanca. Die Figuren, Ninots genannt, die am Ende des Festes den Flammen geopfert werden, werden von Jahr zu Jahr größer, bunter und prächtiger.
Das Wort Falla stammt vom lateinischen Facula ab, was übersetzt Fackel bedeutet.
In Valencia gründet jedes Stadtviertel ein Festkommitee, das für die Kosten der großen Pappmaschee-Monumente aufkommt. Jede Menge Arbeit wird in die Anfertigung der Ninots gesteckt, denn schließlich will jeder Stadtteil, dass seine Ninots die Schönsten sind und am Ende zu den Besten gekürt werden. Einzelne Ninots fügen sich in der Gruppe zu einer Geschichte zusammen, die von politischen Miss-Ständen, obskuren Geschäften bekannter Persönlichkeiten oder nächtlichen Liebesabenteuern kirchlicher Würdenträger erzählen. Diese Gruppen heißen Fallas und geben dem Fest seinen Namen.
Die Fallera
Die Falla-Gemeinschaften der verschiedenen Stadtbezirke wählen unter allen Frauen und Mädchen eine Repräsentantin, die als Fallera Mayor oder Fallera Infantil für die Gruppe steht. Mit ihren aufwendigen traditionellen Fallera-Trachten, die sich aus kostbaren Stoffen und Schmuckstücken zusammensetzen, werden sie zum Mittelpunkt der Blicke. Auch die Männer haben eigene Trachten, die mit denen der Frauen allerdings nicht mithalten können.
Am Ende der Festlichkeiten findet unter allen Festkommitees ein Auswahlverfahren statt, um die Frau und das Kind zu wählen, das im nächsten Jahr alle Valencianerinnen im Amt der Fallera Mayor Infantil und Fallera Mayor de Valencia repräsentieren wird.
Die Festwoche
Neben den Miss-Wahlen werden die Festtage im März begleitet von den ersten Corridas der spanischen Saison, von zahllosen Kapellen und von allnächtlichen Feuerwerken sowie Salutschüssen am Morgen.
Bei Umzügen durchqueren die Teilnehmer der Kommissionen in typisch valencianischen Trachten die schön geschmückten Straßen. Überall brutzeln Paellas und Fettgebäck. Valencia tanzt rund um die Uhr.
Von der ersten Minute an sind die Fallas lautstarke Feiertage. Allein das Aufstellen der Fallas wird auf den Straßen mit der sogenannten Desperta gefeiert: Die Jungen Leute ziehen in den Morgenstunden durch die Stadt und lassen wo sie gehen und stehen Knallkörper explodieren.
Natürlich darf bei den Fallas Musik nicht fehlen. Über 14.000 Musiker aus der Region geben sich allein in Valencia ein Stelldichein.
Plantá
Am 15. März startet die sogenannte Plantá. An diesem Tag beginnen die Falla-Gruppen ihre Figuren in den Straßen aufzustellen. Eine Entschädigung für ihre monatelange Arbeit erhoffen sich die fleißigen Arbeiter in der Preisverleihung der Junta Central Fallera.
Die Junta Central Fallera ist mit einem Rathaus vergleichbar. Ihre Vertreter koordinieren die Aktivitäten in der Stadt während des ganzen Falla-Jahres (jeweils vom 19. März des einen bis zum 19. März des anderen Jahres).
Nur die allerschönste Ninot, El Ninot Indultant, überlebt die Johannisnacht.
Mascletá
Am Nachmittag des 15. März findet die mascletá statt, bei der viele Kilo Schwarzpulver in vorprogrammierter Weise verschossen werden. Die Tradition der Mascletades mag manch einer bereits von spanischen Hochzeiten kennen: Knallkörper werden mit Zündschnüren zusammengekoppelt und explodieren hintereinander und miteinander. Während der Fallas werden Mascletades mit einer Länge von bis zu 8.000 Kilometern gezündet und veranstalten ein unerhört lautes Spektakel.
Blumenopfer
Der Höhepunkt der Fallas gliedert sich in zwei Bereiche. Einer von ihnen ist die Blumengabe an die Jungfrau und Schutzpatronin Virgen de los Desamparados.
An den Nachmittagen des 17. und 18. März ziehen bis zu 200.000 Menschen in organisierter Weise und in ihren besten Kleidern durch Valencia und tragen tausende von Blumensträußen zu den Kirchen und Kathedralen. Aus den Sträußen werden Wandbilder und Arrangements gesteckt. Der 14 Meter hohen Holzstatue der Virgen de los Desamparados, der Schutzheiligen der Stadt, legen sie Blumen zu Füssen.
Die Cremà
Der andere große Moment der Fallas ist die Cremà. Begleitet von einem Riesenaufgebot an Feuerwehren werden am Abend des 19. März die Ninots der einzelnen Stadtteile abgefackelt. Das Knifflige dabei ist, dass die Figuren allein durch ihre Größe und ihr Gewicht sehr schnell zur Seite kippen können. Das darf aber auf keinen Fall passieren. Eine ordentliche Ninot muss in sich zusammenfallen. Nur dann werden die Feuerkünstler mit dem Beifall des Publikums belohnt.
Kurz vor 24 Uhr trifft sich die Stadt an der Plaza del Ayuntamiento, wo die größte aller Figuren ihrem Flammentod Cremà ins Auge sieht. Lediglich die Ninot Valencias, die von der Kommission zur Schönsten gewählt wurde, bleibt im Fallas-Museum erhalten.
Kurioserweise fanden jene Fallas, die einst Salvador Dali kreierte, keinen Anklang und gingen mit den anderen Ninots den Weg ins Feuer.
Punkt Mitternacht gibt es ein letztes Mal Feuerwerk, Böllerknallen und haushoch lodernde Flammen. Dann ist alles vorbei – bis zum nächsten Jahr.
Wichtige Plätze und Veranstaltungen:
La Crida
Am letzten Sonntag im Februar gibt die Fallera Mayor zusammen mit der Bürgermeisterin den Festauftakt bekannt. Tausende von Falla-Anhängern versammeln sich dazu gegenüber den Torres de Serranos, den Resten der ehemaligen Stadtmauern.
Exposición del Ninot
Im Untergeschoss des Mercado Municipal de Ruzafa wird von jedem Falla-Monument eine Figur ausgestellt. Darunter können Einheimische und Touristen ihre Stimme für eine Figur abgeben, die nicht verbrannt werden soll. Die Stimmabgabe kann bis zum 15. Februar vorgenommen werden.
La Mascletà
Vom 1. bis 19. März wird jeweils um 14 Uhr ein Böllerkonzert gegenüber dem Rathaus veranstaltet, das rund fünf Minuten andauert.
La Plaza de la Virgen
Im Zentrum des Platzes wird eine Figur der Virgen de los Desamparados aufgestellt, zu der am 17. und 18. März Blumengaben gebracht werden.
La Nit del Foc
Am späten Abend des 18. März wird im ehemaligen Flußbett des Río Turia ein großes Feuerwerk gezündet, das Besucher auf keinen Fall verpassen sollten.
Los Monumentos Falleros
In fast jeder Straße finden sich kleinere oder größere Pappmaschee-Monumente. Jedes von ihnen erzählt eine eigene Geschichte und repräsentiert das Zeitgeschehen in Form von Parodien und Ironien auf Politik und Gesellschaft.
La Cremà
Ab 22 Uhr werden in der Nacht vom 19. auf den 20. März zuerst die Kinder-Fallas und später die großem Fallas verbrannt.
Bevor die Crema (das Verbrennen) der Fallas (Figuren) beginnt, kommt die Feuerwehr zum Einsatz. Die Gebäude und Fassaden müssen vor Hitze und Glut , Funkenregen und Feuerübergriffen geschützt werden.
Anja Nitschky
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