Die Kunst der Renaissance in Spanien

Ursprünge, geschichtliches Umfeld und Typologien

Die Entwicklung der Renaissance in Spanien fiel mit der Glanzzeit der spanischen Monarchie zusammen, also der Herrschaft der Katholischen Monarchen, Carlos I. und Felipe II. Zu der Zeit fanden für Spaniens Geschichte bedeutende Ereignisse statt: das Ende der Rückeroberung von Spanien, die Vereinigung der Königreiche auf der Halbinsel, die Entdeckung Amerikas, die Expansion Europas, die Kolonisierung der amerikanischen Besitzungen und die Führungsstellung Spaniens in der Weltpolitik.
Dieser politische und wirtschaftliche Aufschwung schlug sich in grosser, künstlerischer Tätigkeit nieder, die von Adel, Kirche, Kaufleuten und Edelmännern gefördert wurde, vor allem aber von den Königen selbst, die die grossartigsten Werke der spanischen Renaissance in Auftrag gaben.
Diese Kunst fand ihren Weg nach Spanien ohne Schwierigkeiten, denn es gab ununterbrochene Verbindungen mit Italien, besonders durch das Königshaus von Aragón, dessen Monarchen seit Mitte des 15. Jahrhunderts gleichzeitig Könige von Neapel waren.
Seitdem ist die Gegenwart Spaniens auf der italienischen Halbinsel nicht mehr wegzudenken: unter der Herrschaft der Katholischen Monarchen, auf den Feldzügen des Gonzalo de Córdoba, während der Kriege um den mailändischen Staat zur Zeit von Carlos I. sowie der spanischen Besitztümer in Italien unter der Regierung von Felipe II. der intensive, politische Beziehungen zu den anderen, italienischen Staaten und dem Papsttum hatte. Daraus entwickelte sich das grosse Bündnis gegen die Türken und die denkwürdige Seeschlacht von Lepanto.
Die verschiedenen Stilrichtungen der Renaissance kamen aus Italien nach Spanien, in erster Linie durch eingeführte Werke, hauptsächlich Skulpturen und Grabmale, architektonische Abhandlungen sowie dekorative Gegenstände und Möbel. Außerdem kamen eine Reihe italienische Künstler, die beruflich in Spanien tätig wurden aufgrund der blühenden politischen und wirtschaftlichen Lage. Schliesslich wurden viele spanische Künstler in Italien ausgebildet, was diese für die Rückkehr zu den klassische Formen zug.


Die Stilepochen der spanischen Renaissance:

  • Der Plattereskstil ist vor der italienischen Kunst des 15. Jahrhunderts beeinflusst und weist reichhaltige Schmuckelemente auft, die der Arbeit eines Silberschmiedes (platero) gleicht. Die Fassade der Universität von Salamanca gilt als Musterbeispiel.
  • Beim puristischen oder klassischen Stil verschwindet die Dekoration praktisch und die Gebäude beschränken sich auf das harmonische Zusammenwirken der strukturellen Elemente, wie es Bramante empfahl. Das beste Beispiel dafür ist der Palast von Carlos I. in La Alhambra von Granada.
  • Der von Herrera geprägte Stil ist Ausdruck der dekorativen Nüchternheit und der architektonisch mächtigen Formen, die zeitlich der Architektur der Schüler Michelangelos entsprechen, doch zweifelsohne spanischer Natur sind. Das hervorragendste Bauwerk dieser Art ist das El Escorial Kloster.

Die spanische Renaissance mit ihren verschiedenen Stilrichtungen ist in Begleitung der Gotik, des Mudéjar– und des sogenannten Isabellastils anzutreffen. Deshalb findet man sehr oft Gebäude mit gotischer Struktur und Renaissancedekoration oder einen Renaissancebauriss mit Mude’jarelementen, die mit einer der Zeit entsprechenden Dekoration vermischt sind.
Die drei angeführten Kunststile sind darüber hinaus häufig gemischt an Fassaden, in Innenhöfen, Kreuzgängen oder Altarbildern zu beobachten. Obwohl sich die Gotik bis fast in das 17. Jahrhundert hinein erhält und einige Elemente sowie der unverfälschte Plateresk- und Herrerastil in vielen Fällen den Barock überlagern, gehören die hervorstechendsten Baudenkmäler und Kunstwerke dieser Stile in die Regierungszeit von Isabella und Fernando, bzw. Carlos I. und Felipe II.
Bei den Skulpturen vollzieht sich der Prozess schneller, die gotischen Formen werden in kurzer Zeit aufgegeben und die der Renaissance übernommen, besonders durch den Einfluss der machtvollen Gestalt des Michelangelo. Doch nach und nach setzt sich ein echt spanischer Stil bei den Skulpturen durch: polychrome, fast ausschlieъlich religiöse Holzschnitzereien, die unsterbliche Künstler und Kunstwerke hervorbrachten und das 16. Jahrhundert zum goldenen Zeitalter der spanischen Skulptur werden liessen, von der sich die besten Beispiele im Museum der Skulpturen von Valladolid befinden.
Die Malerei des 16. Jahrhunderts ist stark von italienischen Künstlern beeinflusst, die in grosser Zahl in Spanien arbeiteten, sowie von den italienischen Schulen selbst, wo viele spanische Künstler ihre Ausbildung erhielten. Maler wie Sanchez Coello, Pantoja, Morales und der originelle Maler El Greco aus Kreta bringen den nüchternen spanischen Charakter der Zeit zum Ausdruck als Vorläufer der grossen künstlerischen Blütezeit der spanischen Malerei im 17. Jahrhundert.

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