Jubiläum in Valencia: Stimmungsvolles Fronleichnamsfest seit 650 Jahren
Corpus Christi – so wird Fronleichnam hier genannt – ist lateinisch und bedeutet Leib Christi. Nach dem Kirchenkalender wird dieses Fest immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten begangen. In diesem Jahr ist das der 26. Mai. Doch arbeitsfrei ist dieser Tag nicht. Darum feiern die Spanier vor allem an dem darauf folgenden Wochenende.
In Valencia werden die Fronleichnamsfeierlichkeiten in 2005 wohl besonders prachtvoll ausfallen. Sie lassen sich immerhin bis ins Jahr 1355 zurückverfolgen und finden in diesem Jahr zum 650sten Mal statt. Auch zum Jubiläum feiert die Stadt das religiöse Fest – wie gewohnt – gleich mehrere Tage am Stück.
Der eigentliche Fronleichnams-Donnerstag ist dabei weniger bedeutend. Zwar wird im Gebäude der Post (Correos) an der Plaza del Ayuntamiento eine Ausstellung zur 650-jährigen Geschichte der Festivitäten eröffnet, Prozessionen finden aber an diesem Tag nicht statt.
Am Freitag zieht der Umzug der Felsen durch die Straßen. Dicke Steinbrocken sucht man aber vergeblich. Bei den Rocas handelt es sich viel mehr um mächtige, schwere Wagen, auf denen durch verschiedene Figuren religiöse Szenen dargestellt sind. Die reich geschmückten Karossen ziehen zum Plaza de la Virgen und werden dort bis Sonntag ausgestellt.
Der Samstag steht ganz im Zeichen der Misteris. Diese Mysterienspiele werden ebenfalls am Plaza de la Virgen aufgeführt. Die Valencianer inszenieren Geschichten und Szenen aus der Bibel, die zwischen dem 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts für die Bühne umgeschrieben wurden.
Der attraktivste Tag ist zweifellos der Sonntag. Nach der heiligen Messe um 12 Uhr zieht die Cabalgata del Convite vom Plaza de Manises los. Dieser farbenfrohe Umzug, erinnert wenig an die eher ernsten Fronleichnamsprozessionen, die wir aus Deutschland kennen. Lebendig und fröhlich wirken die eigentümlichen Figuren, die durch die Straßen tanzen. In unterschiedlichste Kostüme gekleidet, vollführen sie alte Volkstänze, die schillernde Namen wie Els Cavallets, Els Pastorets oder La Magrana tragen. Der originellste davon ist sicherlich der Tanz der Moma, bei dem der Kampf der Tugend gegen die sieben Todsünden nachgestellt wird. Eine Frau in weißem Kleid, auf dem Kopf eine Krone und das Gesicht ganz verhüllt repräsentiert die Tugend. Tatsächlich befindet sich traditionellerweise immer ein Mann unter dem Kostüm. Ihre Gegner tragen bunte Kleidung in grün, rot und gelb und machen ihr das Leben schwer, indem sie ihr den Weg verstellen, sie umzingeln oder abdrängen. All das nützt ihnen jedoch nichts. Am Ende gewinnt doch immer die Tugend.
Bei der Prozession begegnet man außerdem den Charakteren der Misteris , genauso wie weniger biblischen Gestalten wie Zwergen (Nans) und Riesen (Gegants). Auch alte Bekannte wie die Garde des Herodes ist heute auf den Beinen. Sie heißt Degolla und ist unterwegs, um die Unschuldigen hinzurichten. Mit schwarzen Masken und Stöcken aus Plastik gehen die Männer auf die Zuschauer los und verteilen dabei säckeweise Bonbons. Die Quittung für ihre (gespielte) Brutalität erhalten sie in den Straßen Cabillers und Avellanas, wo die Anwohner sie von ihren Fenstern aus mit Wasser übergießen. Für alle Beteiligten ist das ein Riesenspaß.
Am Abend kündigen die Glocken des Glockenturms Miguelete eine weitere Prozession an. Sie beginnt am Tor der Aposteln der Kathedrale. Zahlreiche Figuren aus dem alten und neuen Testament schließen mit diesem nicht weniger phantasievollen Umzug die Festlichkeiten in Valencia ab.
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