Gipfel-Eklat: Spanien will „kein Öl ins Feuer“ gießen

Spanien will nach dem Eklat auf dem Iberoamerika-Gipfel keine diplomatischen Schritte gegen Venezuela einleiten. König Juan Carlos ist über die verbalen Attacken auf dem Polittreffen „betrübt“.
Die sozialistische Regierung in Madrid hat nicht vor, den spanischen Botschafter in Caracas zu Konsultationen zurückzurufen. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hatte auf dem Gipfeltreffen am Wochenende in Santiago de Chile den früheren spanischen Ministerpräsidenten José María Aznar als einen „Faschisten“ bezeichnet. Spanische Unternehmen beschuldigte er, einen Putschversuch im April 2002 in Venezuela unterstützt zu haben. Spaniens König Juan Carlos fuhr daraufhin den linkspopulistischen Staatschef an: „Warum hältst Du nicht endlich den Mund?“
Aznars konservative Volkspartei (PP) forderte die Regierung von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero auf, als Zeichen des Protests den spanischen Botschafter in Venezuela zurückzurufen. Wie aus Kreisen des Außenministeriums verlautete, zieht Madrid es jedoch vor, „kein zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen“.
Dabei spielte nach Ansicht von Beobachtern auch eine Rolle, dass Spanien als größter ausländischer Investor wichtige Wirtschaftsinteressen in Venezuela verfolgt. Die Großbanken Santander und BBVA, der Mineralölkonzern Repsol YPF, der Telekom-Riese Telefónica und andere spanische Unternehmen investierten in dem lateinamerikanischen Land seit der Machtübernahme von Chávez 1999 über 1,7 Milliarden Euro.
Juan Carlos sei über den Eklat auf dem Iberoamerika-Gipfel „betrübt“, verlautete nach Angaben der Zeitung „El Mundo“ aus Kreisen des Königshauses. Der Monarch sei aber überzeugt, sich richtig verhalten zu haben. (mit dpa)
 
Bezugsquelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/11/13/2419115.xml

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