Hans-Peter Amherd

Voll wie nie war es im FORUM LITERATUR am 5. Februar 2007 in der Café/Bar SO WHAT International in Calpe – das Forum hatte zu einer „Langen Kriminacht“ eingeladen, und viele Krimifreunde waren gekommen. Star des Abends: der Schriftsteller Hans-Peter Amherd mit seinen „Thurgauer Kriminalgeschichten“ und seinem aktuellen Roman „Die Tote im Kornkreis“.
Der ehemalige Chefermittler der Thurgauer Kriminalpolizei hat in seinem Berufsleben so einiges erlebt. Ob als Streifenwagenfahrer, Ausbilder für junge Polizeianwärter oder Kriminalbeamter – Geschichten könnte Hans-Peter Amherd jede Menge erzählen!
So ist es nur konsequent, dass sich Amherd nach 37 Jahren Polizeiarbeit entschied, die „Thurgauer Kriminalgeschichten“ herauszubringen. Keine modernen Krimi-Märchen, in denen sich der rote Faden der Aufklärung bis zu dem mit Spannung erwarteten Happy-End zieht und die handelnden Personen in den schillerndsten Farben beschrieben werden. Nein, Amherds Geschichten bieten vielmehr einen Einblick in die Trivialitäten des Schweizer Polizeialltags. Schon als er junge Polizeianwärter im Schreiben von Berichten unterwies, sammelte er Akten –sozusagen als Lehrmaterial-  über kuriose, nachdenkliche und kurzweilige Geschichten. So präsentiert Amherd unaufgeregt und detailgetreu gesammelte Werke aus 80 Jahren Polizeigeschichte, darunter natürlich auch eigene Erfahrungen, z.B. Ermittlungen im Bermudadreieck oder als er seinen alten Schulfreund beim Einbruch ertappte. Kein Wunder also, dass die Krimileser des Literarischen Abends eher Fragen an den Kriminalbeamten als an den Schriftsteller stellten!
Ein paar heitere Erkenntnisse des Abends: In einen „Landjäger“ sollte man nie achtlos hinein beißen, denn es könnte sich dabei auch um einen Schweizer Polizeibeamten handeln. Handschellen als Polizeiausrüstung gab es noch nicht in der Nachkriegszeit – hier war gediegene Handarbeit nötig – und zu den Einsatzorten begab man sich oft per „Velo“, das heißt auf eidgenössischem Fahrrad, weil es an Einsatzwagen fehlte.
Mittlerweile hat der heute 62-jährige seine Vorstellung vom zufriedenen Ruhestand verwirklicht, er lebt seit zwei Jahren mit seiner Frau auf einer Finca in Spanien. Der Schriftsteller genießt das Klima und die Lebensart unter südlicher Sonne und hat sich vorgenommen, jedes Jahr ein Buch zu schreiben – allerdings ohne Druck. Denn bei seinem letzten Kriminalroman „Die Tote im Kornkreis“, erschienen Ende 2006 im Libri Verlag (ebook.de), hatte sich der Schweizer Autor mit einer vorschnellen Zusage zu einer Lesung selbst ganz schön Dampf gemacht! „Aber ein Krimi ist schließlich nicht hohe Literatur“, gibt Hans-Peter Amherd schmunzelnd zu bedenken.

Marion Schmitt