Gotische Kathedralen in Kastilien – La Mancha und Madrid

Fast alle Kirchenbauten, die in dieser Region während der gotischen Epoche entstanden, richteten sich nach den Modellen von Cuenca und Toledo.
Hier wie auch in Kastilien-Leon übernahmen spanische Baumeister die Arbeiten, nachdem französische Steinmetzen die Bauwerke der ersten Phase errichtet hatten. Sie mussten sich aber bereits im 15. Jahrhundert dem von flämischen und französischen Künstlern bestimmten Einfluss des gotischen Flamboyantstils unterwerfen.

Die Kathedrale von Toledo

Die Kathedrale von Toledo gilt als eins der besten Bauwerke spanischer Gotik und kann in Bezug auf ihre Dimensionen mit den Kathedralen von Leo’n und Burgos verglichen werden. Aufgrund einiger Besonderheiten stellt sie aber das reinste Beispiel der spanischen Gotik dar. Die Bauarbeiten begannen 1226 dank zahlreicher Spenden. Damals war Toledo die Hauptstadt des christlichen Spaniens. Die alte Moschee wurde kurz nach der Wiedereroberung zur Kathedrale geweiht. Andererseits verrieten alle Pfarrkirchen sowie die bedeutendsten Bauten einen starken orientalischen Charakter, der auf die Mude’jar-Erbauer zurückging. Es war nicht verwunderlich, wenn Kirche und Adel sich dafür einsetzten, ihrer Stadt eine abendländische, christliche Prägung zu verleihen. Und doch wirkte die Kathedrale wie ein fremdartiges Bauwerk im mittelalterlichen Toledo. Sie blieb als einziger nicht von den Mudejaren beeinflusster Bau erhalten, bis die katholischen Könige Ende des 15. Jahrhunderts mitten im Judenviertel die Kirche San Juan de los Reyes errichten liessen.
Hinsichtlich des Schöpfers dieses Baus bestehen noch Zweifel. Fest steht, dass der erste Architekt dieses Bauwerks, ein gewisser Meister Martin, wahrscheinlich ein Franzose war, obgleich kurz darauf die Bauarbeiten von Petrus Petri, bzw. Pedro PИrez weitergeführt wurden. Das Chorhaupt, das bereits Ende des 12. Jahrhunderts beendet wurde, galt seinerzeit als eine Neuerung, da bei der Bedachung des Chorumgangs völlig neue Methoden zur Anwendung kamen. Zum erstenmal wurde der doppelte halbkreisförmige Umgang abwechselnd in viereckige und dreieckige Abschnitte eingeteilt. Dieses Novum wurde bald von anderen Kathedralen dieser Region übernommen. 
Die Schiffe entstanden während des 14. Jahrhunderts, wurden aber noch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch Haneguin de Bruselas, Juan Guas und Enrique Egas vervollkommnet. Auch in dieser zweiten Bauetappe wurde ein ausgesprochen spanisches Model entwickelt, das fünf Schiffe mit nur geringen Höhenunterschieden aufwies und von den Raumauffassungen der französischen Gotik abwich, die pyramidenartige, aus gestuften Schiffen bestehende Innenräume anstrebte. 
Von der Dekoration seien einige Elemente angeführt, die man nicht ausser acht lassen darf: der Hochaltar, der unter dem Einfluss des gegen Ende des15. Jhs. herrschenden europäischen Geschmacks entstand, sowie die durchbrochenen Strukturen, die den Altarraum seitlich begrenzen. Ein herrliches Werk aus dem 14.Jh., das sich auf halbem Weg zwischen der Architektur und der Bildhauerei befindet. Die Gewölbe des Mittelschiffs sind als Konstruktionselemente am bedeutendsten.

Die Kathedrale von Cuenca

In Cuenca findet man eines der ersten Beispiele der spanischen Gotik. Die Kathedrale von Cuenca wurde möglicherweise von französischen Künstlern in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vor den Kathedralen von Burgos, Leo’n und Toledo erbaut. Der Chorumgang wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter Berücksichtigung des toledanischen Models erneuert. Von außen lässt die Kathedrale von Siguenza ihren gotischen Charakter kaum erkennen. Die Fassade am Fussende zeigt die mittelalterliche Tendenz, den Kirchen einen eher militärischen als religiösen Anschein zu verleihen. Im Inneren sind deutlich die Lösungen zu erkennen, dank der die als romanischer Bau entworfene Kirche in eine gotische Kathedrale verwandelt wurde. Die Stützpfeiler wurden verstärkt und horizontal so aufgeteilt, dass sie den Anschein zweier aufeinandergelegter Bauten vermitteln. Diese Lösung wurde während der Renaissance angewendet, um die Proportionen der klassischen Pfeiler der enormen Höhe anzupassen, die der durch die Fundamente festgelegte gotische Grundriss erforderte. 
Die Kathedrale von Cuenca übte auf die Erbauer von Sigüenza einen starken Einfluss aus.


Die Kathedrale von Alcalá de Henares und Andere

Die Kathedrale von Alcalá de Henares ist ein Beispiel der Spätgotik. Sie wurde Ende des 16. Jahrhunderts vom späteren Kardinal Cisneros an Anton und Enrique Egas in Auftrag gegeben. Sie entschieden sich für den dem Toledaner Modell entsprechenden Chorumgang. Die Fassade ist ein gutes Beispiel des gotisch-isabellinischen Stils.
Die Kathedrale von Ciudad Real ist schliesslich ein relativ bescheidenes Bauwerk, das im beginnenden 13. Jahrhundert im spätromanischen Stil begonnen wurde. Die mit einem Sterngewölbe bedeckte Apsis ist der interessanteste Bauteil.

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