Kitesurfen – Wie im Flug über das Meer

Nicht nur im Schnee kann geboardet werden

Das Gefühl auf der Welle zu sein, ist magisch, sinniert Francisco López. Der ehemalige Profi-Fußballer aus Sevilla hat seine neue Passion im Kitesurfen gefunden. Er gründete zusammen mit seinen Freunden Ferán und Guillermo die Firma Voice of Surf mit ihrem Hauptsitz in Oliva, Valencia. Doch beim Kitesurfen ist nicht nur das Gefühl auf der Welle zu sein magisch. Bis zu zehn Meter hoch und 40 Meter weit schweben die Sportler über das Wasser, ohne nur einmal darin einzutauchen. Beim Windsurfen oder Wellenreiten waren bisher solche Flüge nicht möglich und bieten damit neue Herausforderungen auch für passionierte Windsurfer.

Die Geschichte der Drachen

Kitesurfer gibt es bereits seit 1996. Zwei Jahre später fand der Sport auch seinen Weg von Hawaii nach Europa. Der eigentliche Beginn der Entwicklung liegt jedoch schon etliche Jahre zurück. Schon in den 80ern konstruierte Cory Roeseler sein erstes Kite-System.
Zu diesem Zeitpunkt verwendete er jedoch statt der heutigen Boards einfache Wasserski, mit denen er sich über das Wasser ziehen ließ. Roeseler gilt als Pionier und Begründer des Kitsesurfens in den USA. Etwa zur gleichen Zeit tüftelten die Brüder Legaignoux in Frankreich an einer komplett neuen Konstruktion: einem aufblasbaren Drachen, mit dem man auch vom Wasser aus starten kann.
Durch die Tubes, die mit Luft gefüllten Kanten der Kites, erhält der Drachen seine Stabilität und Schwimmfähigkeit. Bis jedoch dieses Modell patentiert wurde und produziert werden konnte, mussten sich Bruno und Dominique Legaignoux noch einige Jahre gedulden. Zu sehr war die Industrie auf die Weiterentwicklung und Verbesserung der Sportgeräte im Windsurfen versteift.

Surf Legende Robby Naish

Die Produktionsfirmen hatten keine Motivation, ein neues, gewagtes Projekt zu finanzieren. Erst 1997 kamen die ersehnten WIPIKA-Drachen auf den Markt. WIPIKA bedeutet nichts anderes als WInd Powered Inflatable Kite Aircraft, also quasi ein "aufgeblasener Drache, der mit Windenergie funktioniert". Heute existieren neben den WIPIKAs die sogenannten Matten-Kites (Ram-Air-Kites), die durch ein gut durchdachtes Ventilsystem funktionieren und sich den Staudruck des Windes zu Nutze machen.
Nachdem sich selbst Robby Naish zum Kitesurfen entschloss, stand der rasanten Entwicklung des Extremsports nichts mehr im Wege. Für alle, die es nicht wissen: Robby Naish ist der bekannteste und wichtigste Windsurfer, eine lebende Legende und Botschafter seines Sportes. Er wurde 1963 in San Diego geboren, gewann seither unzählige Weltmeistertitel und kreierte unzählige Sprünge und Figuren, die heute zum Pflichtprogramm bei nationalen und internationalen Wettkämpfen gehören.

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Wahre Kitesurfer sind auch bei schlechtem Wetter im Wasser

Wenn ich sehe, dass sich ein Baum bewegt, beginnt es im Bauch zu kribbeln, erklärt Francisco López. Auch bei zehn Grad schwingt er sich auf sein Board. Durch den Neoprenanzug ist er größtenteils vor der Kälte geschützt, aber wieder an Land ist es noch recht frisch. Doch bei solch niedrigen Temperaturen sind die meisten Strände noch menschenleer.
 Kitesurfen benötigt Platz, denn die Kites schweben zwischen zehn und 30 Metern über dem Wasser. Die Seile, an denen sie befestigt sind, erreichen gerade bei größeren Windstärken die Schärfe von Messern. Deswegen ist gerade im Sommer, wenn die Strände sich langsam füllen, extreme Vorsicht angesagt. Ohne eine ausreichende theoretische und praktische Schulung sollte sich kein Anfänger auf das Wasser wagen. Man muss lernen, seine eigene Kraft einzuschätzen.
Der Drachen übt keinen leichten Druck aus, sondern reißt einen regelrecht mit, macht Francisco López deutlich. Die meisten Unfälle geschehen, weil der Surfer die Lenkstange des Kites bei einer starken Böe nicht rechtzeitig loslässt und danach gegen ein Hindernis geschleudert wird. Auch das Bestimmen der Windrichtung und das Abschätzen der Kraft der Naturgewalten muss erst in der Theorie erlernt werden. Danach geht es mit den Kites an den Strand zum trocken üben. Erst dann ist man bereit für das Wasser, und das auch erstmal ohne Board.
Die Costa Blanca in Spanien bietet ein ideales Gebiet zum Kiten. Von Juli bis August (14 Uhr bis 20 Uhr) ist ein Strand in Dénia sogar eigens für die Sportler reserviert, an dem sie sich austoben können und keine normalen Surfer oder Badegäste stören. Meistens erfreuen sich jedoch Jung und Alt an dem faszinierenden Sport, wenn die Drachen aufsteigen und die Surfer phänomenale Akrobatikkünste zur Schau stellen.

Auch geringe Windstärken vermindern den Spaß nicht

Schon bei 3,5 Beaufort (Bft) kann man über die Wellen reiten. Umgerechnet sind das 5 Meter pro Sekunde oder 9 Knoten. Bei Windstärken zwischen zwei und drei Bft ist das Kitesurfen nur mit größeren Drachen möglich, die natürlich durch ihre Größe dementsprechend träge sind.
Die Auswahl des passenden Kites ist relativ schwierig. Er muss gut und einfach zu handhaben und optimal abgesichert sein. Ebenfalls sollte er eine gute Wasserstartfähigkeit und eine ruhige und stabile Lage in der Luft besitzen. Der Kitesurfer ist mit dem Drachen durch eine Sicherungsleine verbunden, die Leash genannt wird. Dadurch wird gewährleistet, dass sich der Drachen nicht verselbstständigt. Es ist besonders wichtig, dass der Kite nach dem Loslassen der Lenkstange fast ohne Druck zu Boden gleitet, um von dort aus wieder gestartet werden zu können.
Der Kite an sich muss so konstruiert sein, dass ihn die eingebauten Luftröhren am Untergehen hindern und man ihn leicht wieder vom Wasser aus starten kann. Ob WIKIPA oder Matten-Kites, verschiedene Fahrer kommen mit den beiden Bauarten unterschiedlich gut zurecht. Am Besten ist es, beide Systeme auszuprobieren und sich danach für eine Bauart zu entscheiden. Auch die Wahl des Boards ist sehr personenabhängig. Für einen Anfänger sind grundsätzlich kleinere Boards besser geeignet. Man unterscheidet weiterhin zwischen Directionals und Twin Tips. Ein Directional kann wie ein Surfbrett nur in eine Richtung fahren, mit einem symmetrischen Twin Tip sind Bewegungen in beide Richtungen möglich.
Alles in allem sind die Grundlagen des Kitesurfens leicht erlernbar. Nach einer Woche kann der Schüler schon vernünftig auf dem Wasser gleiten, erklärt Francisco López. Mittlerweile gibt es in Deutschland drei Magazine, die sich mit dem Kitesurfen beschäftigen:Kite-Boarding, Kite oder das Free-Magazin, das kostenlos in fast jedem Surfshop ausliegt. Mit Hilfe dieser Zeitschriften kann man sich über derzeitige Materialien und Kosten, Meisterschaften und Special Acts oder Neuigkeiten im Kitesport informieren.
Dem Sportspaß steht also nichts mehr im Wege:
Rauf auf das Board und abheben!

Rebecca Goerke

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