Kunsthandwerk in Spanien

Spanien verfügt über eine sehr reiche Handwerkstradition, in der der Einfluss der verschiedenen Kulturen – der Iberer, Römer, Westgoten und Mauren – zum Ausdruck kommt. Im ganzen Land findet man Töpfereien, Korbmachereien und Webereien.

Keramik und Töpferwaren

Dieser Form des Kunsthandwerks kommt auf Grund der Vielfältigkeit und Qualität der Produkte ein Ehrenplatz zu.
In Kastilien wird die Töpferei besonders von den Frauen ausgeübt. Sie stellen in einer einfachen Technik Geschirr, Küchengeräte und Wasserkrüge her. Auf allen Märkten und in den Dörfern findet man lasierte Teller, Suppenschüsseln und andere Gegenstände aus gebranntem Ton, wie sie auf den Bauernhöfen als Geschirr benutzt werden.
Die Keramik wurde, was die Technik, Farben und Motive angeht, vielerorts von der maurischen Kunst beeinflusst.

In der Gegend von Toledo befinden sich die beiden großen Herstellungszentren Tallavera de la Reine und El Punte del Arzobispo. Die Keramik von Tallavera strahlt in blauen, grünen, gelben, orangefarbenen und schwarzen Tönen. Bei El Punte del Arzobispo herrschen Grüntöne vor.
In Murcia wird der Großteil der spanischen Grippenfiguren hergestellt. Andalusien ist der Hauptstandort der Keramikherstellung . Es gibt Werkstätten in Granada, Guadix und Sevilla. In Galicien gibt es keramische Industrie, die Fayence und Porzellan mit modernen Formen und Motiven herstellt.Die Balearen sind für die rot und grün bemalten Tonpfeifen berühmt.

Teppichweberei, Spitzen, Stickerei

Unter der maurischen Herrschaft blühte das Textilgewerbe auf. Auch heute noch gibt es einige Werkstätten, in denen auf traditionelle Art farbenfrohe Dekore und Teppiche gewebt werden. Man findet sie vor allem in Bergland Alpujarras, in der Rioja, der Gegend um Cadiz und in der Nijar bei Almeria. In einigen Dörfern der Provinz Ciudad Real, vor allem in Almagro, kann man den Klöpplerinnen mit ihren Klöppeln und Nadeln bei der Arbeit sehen.

Die beliebteste Handarbeit ist aber das Sticken, das oftmals im Kreis der Familie ausgeübt wird. Die typischen Stickereien kommen aus der Gegend um Toledo und zeichnen sich durch geometrische Motive aus. Im Ornat der Pasos der Karwoche und den Anzügen der Toreros wird die Stickerei zu einer wahren Kunst.

Kunstschmiedearbeiten

Die Bearbeitung von Metall ist ein sehr altes Handwerk, das regelrechte Kunstwerke, wie die schmiedeeisernen Chor- und Kapellengitter vieler Kirchen hervorgebracht hat. Auch heute noch stellen die Kunstschmiede Tor- und Fenstergitter her, die besonders in der Architektur Südspaniens beliebt sind.

In Guadalupe (Extremadura) wird Kupfer auf traditionelle Weise zu Kesseln, Töpfen, Öfen, Destillierapparaten verarbeitet. Die Gold und Silberschmiedekunst Cordobas und Toledos, die schon in der Antike und unter westgotischer Herrschaft einen hohen Grad der Perfektion erreicht hatte, hat traditionelle Techniken wie die Filigranarbeit beibehalten.


Lederverarbeitung

Das Lederhandwerk spielte vor allem in Andalusien schon immer eine wichtige Rolle und wurde dort vielerorts zu einer richtigen Industrie. Rein handwerklich wird Leder in Cordoba bearbeitet. In der Umgebung von Bilbao, Pamplona und Burgos sowie in anderen Weinbaugebieten Spaniens werden die typischen ledernen Feldflaschen und Schläuche hergestellt.

Korbmacherei

Sie ist noch immer eines der charakteristischen Handwerke Spaniens. Zwar findet man die Korbmacherei im ganzen Land, doch zeichnen sich die Korbwaren der Mittelmeerküste und der Balearen durch eine besonders große Originalität aus.

Die Korbwaren und die verwendeten Materialien sind regional sehr verschieden. Man findet Körbe, Hüte und Teppiche aus Schilf, Weideruten, Espatogras, Zweigen der Olivenbäume und Birken- oder Kastanienrinde.In der Levante und in Andalusien verwendet man für Möbel hauptsächlich spanisches Rohr oder Weideruten. In Galicien und Asturien zieht man Nussbaum- oder Kastanienzweige vor, auf Ibiza verarbeitet man vor allem Stroh und Espatogras.

Wenn Hanf zu Schuhen wird

Es gibt nur wenige Spanier, die noch wissen, wie Alpargatas hergestellt werden. Und noch viel weniger, die sie tatsächlich herstellen können. Alpargatas sind Strohsandalen; sie zu flechten, gilt als traditionelles Handwerk. Mehrere Jahrhunderte lang waren Alpargatas die klassische Fussbegleitung der spanischen Landarbeiter und in dem Örtchen Callos del Segura lebt diese Tradition immer wieder auf. Es sind die Ältesten des Dorfs, die noch wissen, wie aus Hanf, einem hölzernen Spinnrad und den eigenen Händen Schuhe, Seile und Fischernetze entstehen können. Wenn Mitte August eines jedes Jahres die Fiestas beginnen, demonstrieren sie ihr traditionelles Handwerk stets auf dem Dorfplatz: Am Spinnrad verarbeiten sie die Hanffasern und drehen sie zu Seilen, dann flechten sie Schuhe daraus.
Callosa gilt als die Stadt des Hanfs (Ciudad del Cañamo). Nur dort darf die Droge heute noch mit offizieller Genehmigung angebaut und geerntet werden.

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