Infantin Leonor – von Vaterfreuden und Thronfolgesorgen

Ganz Spanien ist im Aufruhr – und das wegen einer kleinen Person von gerade mal 3,5 Kilogramm und 47 Zentimetern.
Die Rede ist natürlich von Leonor, die Tochter von dem spanischen Thronfolger Felipe (welcher bei der Pressekonferenz sichtlich erfreut war) und seiner Frau Letizia. Sie ist das erste Kind des Paares und siebtes Enkelkind von König Juan Carlos und Königin Sofía.

Das Mädchen erhält den Titel einer Infantin und später Prinzessin von Asturien, sobald Felipe König sein wird. und muss nach dem Protokoll mit Königliche Hoheit angesprochen werden. In Bezug auf die spanische Thronfolge nimmt Leonor den zweiten Rang hinter seinem Vater ein.
Das spanische Königshaus hatte mehrmals vor der Presse erklärt, vor der Geburt nicht gewusst zu haben, ob es sich um einen weiblichen oder männlichen Thronfolger handelt.
Nach der spanischen Verfassung haben in der Thronfolge Jungen Vorrang vor Mädchen.
Das würde bedeuten, dass Leonor den zweiten Rang der Thronfolge einnehmen müsste, würde sie einen Bruder bekommen. Das spanische Königshaus, unterstützt jedoch eine Verfassungsreform, welche die Gleichberechtigung auch in den Palast einziehen lässt. Die sozialdemokratische Regierung von Jose Luis Zapatero will die Verfassungsänderung, welche dem ersten Kind des Königs – unabhängig des Geschlechtes – automatisch die Thronfolge sichert, zum Ende ihrer Amtsperiode, also im Jahr 2008 umsetzen. Doch das Thronfolgerecht zu ändern bringt eine komplizierte Verfassungsänderung mit sich, sogar Neuwahlen, und so wird es deswegen zum Ende der laufenden Legislaturperiode in Angriff genommen werden können.
Japan hat ein ähnliches Problem. Leonor heißt dort Aiko und ist die dreijährige Tochter des Kronprinzenpaares Naruhito und Masako. Die Frau an der Seite des künftigen Tenno leidet unter dem Depressionen auslösenden Stress, unbedingt den männlichen Erben produzieren zu müssen. Dabei verbietet die japanische Verfassung jegliche geschlechtsbedingte Diskriminierung.
Spanier und Japaner könnten sich am britischen Königshaus ein Beispiel nehmen. Wenn in der regierenden Familie partout kein Junge erscheinen will, fällt die Thronfolge eben an die älteste Tochter. So kam die jetzige Monarchin, Elizabeth II., zum Zuge.

02.11.2005
Sonja Kiekens

Weitere Artikel im November 2005