Region Madrid und Stadt Madrid

Madrid ist mehr als Madrid, denn Madrid ist das Zentrum der gleichnamigen Region, die dreiecksförmig die Metropole umschließt. Zu Madrid gehören der Escorial Felipes II. und das franquistische Monument des Valle de los Caidos, die Gebirgsregionen der bis über 2400 Meter ansteigenden Sierra de Guadarrama mit den Skipisten von Navacerrada und den kleinen Gebirgsdörfern der armen Sierra.

Weiterhin gibt es die traditionsreiche Stadt Alcala de Henares, das malerische Dorf Chinchon und die schönen Gärten von Aranjuez. Madrids Name geht auf die vermutlich arabische Bezeichnung Mayrit oder Magerit zurück.

Region Madrid und Stadt Madrid Gran Via Madrid
Städtereisen Madrid

Madrid – seit 1561 Spaniens Hauptstadt. Bis 1560 war Madrid ein unbedeutender Ort im Schatten Toledos. Seit 1561 ist sie Spaniens Hauptstadt und hat sich im 20. Jahrhundert zu einer der großen europäischen Metropolen entwickelt, die exakt im Zentrum der Iberischen Halbinsel auf der Hochebene der Zentralmeseta liegt.

Ein Großteil der Bewohner und ihre unmittelbaren Vorfahren strömten im Kontext der Industrialisierung aus allen Landesteilen in die Stadt der offenen Arme. Dieser Charakterzug manifestiert sich im Wahlspruch der Madrilenen: De Madrid al cielo (Von Madrid aus in den Himmel).

Madrids Himmel zeigt oft das heitere, klare Blau der Bilder von Velazquez und Goya. Sommertemperaturen von über 40 Grad Celsius sind nicht selten, wohingegen sich die Quecksilbersäule des Thermometers im kurzen Winter oft um den Nullpunkt bewegt. Ideale Reisezeit sind daher Frühjahr und Herbst.

Im gesamtspanischen Vergleich hat Madrid das höchste Pro-Kopf-Einkommen. Es ist neben Barcelona, dem Baskenland und Asturien Spaniens bedeutendstes industrielles Zentrum. Doch die 74 Prozent aller Beschäftigten Madrids, die im Dienstleistungssektor tätig sid, versinnbildlichen Madrids Bedeutung als Verwaltungshauptstadt.

Im Rahmen gesamteuropäischer Funktionsverteilungen sieht Madrid seinen künftigen Platz als Messe- und Kongressstadt, als Servicezentrum und im Bereich der Hochtechnologieforschung. Die Zahl von derzeit zwei Millionen Besuchern jährlich soll sich verdreifachen. Durch umfassende Modernisierungsinvestitionen will die Stadt den Sprung unter die größten europäischen Metropolen schaffen. Zugleich hofft man, die großen Probleme unter Kontrolle zu bekommen: die hohe Jugendarbeitslosigkeit, den Drogenhandel und -konsum und die damit verbundene Beschaffungskriminalität, unter der nicht selten auch Touristen leiden.

Einen nicht unbedeutenden ökonomischen Faktor stellt die Hochschule dar. Spaniens wichtigste Universitätsstadt kommt, rechnet man die Lehranstalt in Alcala de Henares ein, auf 229.000 Studenten.

Madrid wurde 1992 zur Kulturhauptstadt Europas gekrönt. Allein die Konzentration von Meisterwerken entlang der Achse Paseo del Prado mit dem Prado-Museum nach Paseo de Recoletos Paseo de la Castellana würde diesen Titel rechtfertigen. Weitere Kunstwerke und Museen liegen über die Stadt verstreut, die Heimat oder Residenz so bedeutender Künstler wie Goya, Lope de Vega, Calderon de la Barca und Cervantes war.

Die Geschichte von Madrid

Die Araber errichteten auf dem Gelände des heutigen Palacio Real einen befestigten Stützpunkt, dessen Lage von strategischer Bedeutung für die Verteidigung Toledos war. 1083 wurde die Stadt vom kastilischen König Alfonso VI. erobert und seither in die wechselvollen Schlachten der Reconquista einbezogen. Madrid war eine Stadt zweiten Ranges, als Felipe II. 1561 trotz der Warnungen Karls V. seinen Regierungssitz hierher verlegte.

Palacio Real Madrid

Der Ort hatte kaum nennenswerte repräsentative Bauten und eine völlig unzureichende Infrastruktur für die neue Funktion. Für die königlichen Beamten mussten binnen kurzem Unterkünfte und ein Versorgungsnetz geschaffen werden.

Zwischen 1561 und 1570 entstand eine Stadtmauer mit fünf Toren, an die heute noch die Plätze Puerta del Sol, Latina, Anton Martin, Santo Domingo und San Martin erinnern. Die Habsburger verschafften Madrid einige repräsentative Gebäude. Allein unter Felipe II. entstanden 17 Klöster, von denen nur noch zwei existieren. Er ließ den Alcazar umbauen und erweitern sowie nordwestlich von Madrid den monumentalen Klosterpalast Escorial errichten.

Das Jagdschloss El Pardo nahe Madrid wurde erweitert. Die Plaza Mayor geht auf Felipe III. zurück, und Felipe IV. machte aus dem Buen Retiro einen prunkvollen Palast für Feste und Theaterveranstaltungen.

Im Siglo de Oro, dem Goldenen Zeitalter der Habsburger, verarmte das Reich. Obwohl der Hof kein Geld hatte, gestattete er sich eine luxuriöse Lebensführung mit Festen, Theateraufführungen und Stierkämpfen. Stärker als die Habsburger prägten die seit 1700 regierenden Bourbonen das Stadtbild. Ganze Viertel in der Altstadt tragen ihren markanten Stempel.

Vor allem Carlos III. gab Madrid repräsentative Bauten, darunter den neuen Palacio Real, und die Prachtstraße Paseo del Prado. Napoleon Bonapartes Versuch, die Herrschaft der Bourbonenkönige zu brechen, scheiterte am Widerstand der Madrilenen.

Am 2. Mai 1808 begannen Straßenkämpfe gegen die Franzosen, in denen die Madrilenen alles einsetzten, was sich als Waffe benutzen ließ: Pistolen, Scheren, Küchenmesser. Sie kämpften gegen ein gut bewaffnetes und bestens organisiertes Heer von 30.000 Söldnern. 1500 Madrilenen ließen ihr Leben.

Zur volkstümlichen Symbolfigur wurde Manuela Malasana, die nach einer Verletzung bei der Verteidigung des Cuartel de Monteleon weiterkämpfte, bis sie starb. Das Viertel um die Plaza del Dos de Mayo trägt ihren Namen.

Der Unabhängigkeitskampf brachte wirtschaftliche Katastrophen mit sich: Das Jahr 1811 wurde zum Arso del Hambre, einem Jahr, das durch Hunger und Infektionskrankheiten mehr als 20.000 Menschenleben forderte. Um dem Tod zu entgehen, aßen die Madrilenen ihre Hunde und Katzen, ihre Blumen und den Kalk der Wände.

Als die französischen Militärs 1813 die Stadt verließen, befanden sich zahlreiche Kunstschätze in ihrem Gepäck.

Mitte des 19. Jahrhunderts begann eine vorsichtige Industrialisierung. Eine der Errungenschaften war der Bau eines Eisenbahnnetzes, das heute sternförmig von Madrid in alle Landesteile strahlt. 1851 fuhr der erste Zug vom Bahnhof Atocha nach Aranjuez. El Tren de la Fresa wurde er genannt, weil er Erdbeeren in die Stadt brachte. Heute steht dieser historische Zug für Sonntagsausflüge zur Verfügung.

Im Laufe der Stadtentwicklung zu einer modernen Metropole wurde die Puerta del Sol erweitert, als Ensanche entstanden bürgerliche Wohnviertel, und die einfache Befestigungsmauer wich einer Ringstraße um die Altstadt. Ab der Jahrhundertwende entstand das Metro-Netz. Die Gran Via entwickelte sich zum wichtigsten Boulevard der Großstadt, die sich beim Ausbruch des Bürgerkrieges mit anderen europäischen Metropolen durchaus messen konnte.

Alcala Zamora hisste am 14. April 1931 die dreifarbige, republikanische Fahne vom Balkon des Ministerio de la Gobernacion an der Puerta del Sol. In der Zeit der Zweiten Republik gab es in Madrid immer wieder Straßenkämpfe zwischen Rechten und Linken. Im Bürgerkrieg spielte die Schlacht um Madrid eine zentrale Rolle. Anfang Oktober 1936 stand Franco mit seinen marokkanischen Söldnern 40 Kilometer vor der Stadt. Als Rettung in letzter Minute trafen Ende Oktober russische Panzer und Waffen ein.

Am 7. November 1936 begann die blutige Schlacht um Madrid, ein Kampf um jeden Meter Boden, der sich vor allem auf dem Gebiet der Ciudad Universitaria abspielte. Deutsche und italienische Bomber flogen gleichzeitig Luftangriffe. Die in Haus- und Straßenkomitees organisierten Madrilenen, die XI. und XII. Internationale Brigade und der Anarchist Durruti mit seinen 3000 Mann waren miserabel bewaffnet und schlecht ausgebildet. Dennoch verhinderten sie unter zahlreichen Opfern einen schnellen Sieg Francos.

Auch der Anarchist Durruti kam hier auf bis heute umstrittene Weise ums Leben. Madrid blieb republikanisch, aber es folgten Jahre eines zermürbenden Stellungskrieges. Zu dieser Zeit residierte Ernest Hemingway im Hotel Florida an der Gran Via und bereitete seinen Roman Wem die Stunde schlägt vor. Anfang März bildete sich unter Führung von Oberst Casado eine Junta, die mit Franco akzeptable Übergabebedingungen aushandeln wollte, ein Vorgehen, das von den Kommunisten abgelehnt wurde. Franco zwang Madrid jedoch, bedingungslos zu kapitulieren. Als der Bürgerkrieg am 1. April 1939 beendet war, zog Franco in die Stadt ein, ohne auf weiteren Widerstand zu stoßen.

Während der Diktatur kam es Anfang der sechziger Jahre unter den Madrider Studenten zu Protesten. Der kommunistische Metallarbeiter Marcelino Camacho, Führer der illegalen Gewerkschaft Comisiones Obreras, wurde 1966 in Madrid verhaftet und blieb bis zum Tode Francos eingekerkert. Camacho wurde zur Symbolfigur des antifaschistischen Widerstandskampfes.

Madrid war schließlich Schauplatz einer der entscheidenden Widerstandsaktionen der baskischen ETA, die am 20. Dezember 1973 ein Bombenattentat auf den Admiral und Regierungschef Carrero Blanco verübte. Franco trat ein letztes Mal am 1. Oktober 1975 bei einer Kundgebung auf der Plaza del Oriente auf. Am 20. November 1975 starb der Diktator. Er war bis zum Beschluss der spanischen Regierung unter Pedro Sanchez am 24. August 2018 in der Basilika des Valle de los Caidos begraben. Am 24. Oktober 2019 wurden die sterblichen Überreste Francos schließlich exhumiert und in eine Familiengruft auf dem staatlichen Friedhof von Pardo überführt.

Basilika des Valle de los Caidos

Nach den ersten freien Gemeindewahlen 1979 wurde Enrique Tierno Galvan Bürgermeister von Madrid. Galvan, ein Linkssozialist, der unter Franco seines Amtes als Professor enthoben worden war, bemühte sich, die Situation der unteren sozialen Schichten zu verbessern und förderte kulturelle Aktivitäten. Dass an seiner Beerdigung im Februar 1986 eine Million Menschen teilnahmen, zeigt die enorme Popularität des Politikers.

Ihm wird die Movida Madrilena, die Madrider Bewegung zugeschrieben. Sie war der sichtbare Ausdruck der Liberalisierung nach Francos Tod.

Nachdem die Zensur weggefallen war, entwickelten sich unzählige, kulturelle Aktivitäten. Zu früher verbotenen und neuen Theaterstücken, Büchern, Filmen, Zeitungen, Liedern, Skulpturen und Gemälden hatte die Öffentlichkeit nun Zugang. Staatliche und private Initiativen verliehen und verleihen Madrid die Aura einer vitalen, dynamischen Kulturmetropole.

Die Entwicklung beziehungsweise Übernahme neuer Trends in Habitus, Kleidung und Frisuren ebenso wie das offene Auftreten von Randgruppen verweisen auf den psychologischen Bruch mit alten Konventionen.

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