Juan Marsé

Juan Marsé, geboren am 8. Januar 1933 in Barcelona, gehört nicht nur zu den meistgelesenen Autoren in Spanien, sondern konnte darüber hinaus seinen Ruf als anspruchsvoller Schriftsteller kontinuierlich über rund vierzig Jahre hinweg bestätigen.
Er arbeitete in einem Juweliergeschäft, bis er 1960 seinen ersten Roman veröffentlicht. Marsé gelang 1966 mit Letzte Tage mit Teresa (dt. 1988) der literarische Durchbruch. Für Stimmen in der Schlucht erhielt er den Nationalpreis der Kritik und den für erzählende Literatur. Der Zauber von Shanghai wurde mit dem Aristeion-Literaturpreis der EU und dem spanischen Kritikerpreis Premio de la Crítica ausgezeichnet und 2001 von Fernando Trueba verfilmt. 2001 erhielt Marsé den Premio Nacional de Literatura.

Das Barcelona der Nachkriegszeit, das andalusische Einwandererghetto an den weniger feinen Hängen des Tibidabo von Barcelona und seine Menschen prägen das ganze literarische Schaffen des Autors. Juan Marsé, detailverliebter Beobachter menschlicher Sehnsüchte und Enttäuschungen, gelingt mit leisen Tönen großartig, die Tragödie des privaten Lebens als Spiegelbild der Geschichte darzustellen.
Marsé hat in seinem allein zehn Romane umfassenden Erzählwerk die graue Hinteransicht der bourgeoisen Schmuckfassaden Barcelonas verewigt und dabei dem ehemaligen Stadtrand und seinen rachitischen Kindern, seinen Invaliden und Gelegenheitsarbeitern, Prostituierten und Franco-Spitzeln ein Gesicht und einen Namen gegeben.

Die obskure Liebe der Montserrat Claramunt:

Offiziell haben ihn berufliche Gründe dazu bewogen, doch eigentlich sind es die heimlichen Rendezvous mit seiner verheirateten Cousine Nuria, die den 29jährigen Paco zu Beginn der 70er Jahre nach langem Auslandsaufenthalt nach Barcelona zurückkehren lassen. Doch nicht nur glückliche Stunden beschert ihnen das Wiedersehen. Neben dem Bett, dem einzigen Möbelstück, das noch in der verlassenen Villa der Unternehmerfamilie Claramunt steht, häufen sich verstaubte Bücher. Bücher, die Nurias Schwester Montserrat gehört haben und nun die Schatten der Vergangenheit heraufbeschwören:
Nach den Grundsätzen des katalanischen Großbürgertums hatte die junge, großmütige Montserrat einen entscheidenden Fehler gehabt, hatte sie doch das laut verkündete Gebot der Nächstenliebe tatsächlich auch praktiziert!
Viel zu intensiv kümmerte sie sich um den straffällig gewordenen Manolo, wahrte nicht die gebotene Distanz zu den unteren sozialen Schichten. Man tat zunächst sein Bestes, um Montserrats wachsende Zuneigung zu dem aus der Haft Entlassenen zu unterbinden. Doch als alles nichts nützte, setzte man hinter ihrem Rücken eine unheilvolle Intrige in Gang. Was dies bei Montserrat auslöste – darüber wurde und wird in der feinen Gesellschaft nicht gesprochen.

Wer Die obskure Liebe der Montserrat Claramunt liest, bekommt von der Geschichte Barcelonas mehr mit, als historische Übersichten mitteilen können.
SZ

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