Partystopp für Urlauber? – Eskalierter Massentourismus in Katalonien

Die spanische Regierung verzeichnet seit kurzem einen verstärkten Tourismus in Spanien, vor allem in der Region Katalonien mit den Partyhochburgen Lloret de Mar und Barcelona. Jahr für Jahr tummeln sich hier zur Hauptsaison Tausende Feierwütige aus allen Altersklassen. Allein im letzten Jahr besuchten über 55 Millionen Touristen das Land. Von diesen 55 Millionen reisten 14 Millionen nach Katalonien. Dieser Zuwachs erscheint auf den ersten Blick positiv, doch die aktuelle Entwicklung offenbart eine erschreckende Wendung hin zu einer extremen Form von Massentourismus. Das Geschäft boomt, unter anderem deshalb, weil immer mehr Billigangebote mit günstigen Flügen und Unterkünften werben. Junge Urlauber werden mit wilden Parties in den angesagtesten Clubs angelockt. Diese Nachtclubs der Region bieten ihren Partygästen nicht mehr nur attraktive Gogo-Tänzer und Alkoholitäten in allen Variationen, sondern locken mittlerweile schon mit Drogen, wie Ecstasy und Marihuana, die günstiger verkauft werden als manch anderer Drink. Die Folge: polizeiliche Übergriffe, die oftmals blutig enden und Ärzte, die Überstunden machen müssen, um die komatösen Teenager zu behandeln. Die katalanische Regierung beklagt, dass diese Entwicklung dem Land mehr kostet, als es durch den Tourismus einnimmt. Die katalanische Regierung hat sich daher zum Ziel gesetzt, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, und die Qualität des Tourismus verbessern, indem sie den Billigtourismus stoppt und seriösere Gäste anzieht.
In Barcelona sieht die Situation ähnlich aus. Die Plazas der katalanischen Metropole werden Nacht für Nacht von den betrunkenen Urlaubern bevölkert, die hier ihren Rausch ausschlafen und sich am nächsten Tag direkt das nächste Bier bei einem der unzähligen Straßenverkäufer für wenig Geld erstehen.
Die Anwohner fühlen sich mittlerweile dermaßen von dieser Situation belästigt, dass der Bürgermeister von Barcelona, Joan Clos, im örtlichen Gemeinderat einen Katalog veröffentlichte, der Strafen für unzivilisiertes Verhalten auflistet. Demzufolge erhalten unliebsame Gäste, die in der Öffentlichkeit ihre Notdurft verrichten oder bei dem Kauf von Alkohol auf der Straße ertappt werden, nun saftige Geldstrafen. Ob das die Urlauber von dem üblichen Vergnügungswahn abhalten wird bleibt fraglich.

29.03.2006
Marion Meerpohl

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