Krise bei Real Madrid

Nach der Entlassung des Trainers Wanderley Luxemburgo hofft der zur Zeit krisengebeutelte Real Madrid, mit zwei Deutschen einen erfolgreichen Restart.
Ungewohntes und gleichzeitig verstörendes Verhalten ist zurzeit im Madrider Stadion zu vernehmen: Die Gästeteams erhalten Applaus, das eigene Team Buhrufe und unzählige weiße Taschentücher von den sonst so begeisterten Fans.

Der Trainer Wanderley Luxemburgo wurde kurz nach dem spiel der Madrider Mannschaft gegen den Vorortverein Getafe entlassen, dass Real zwar gewann, jedoch völlig unverdient. Nachdem die Pfeifkonzerte der Realer Anhänger gegenüber der eigenen Mannschaft nicht abebben wollte und auch die Medien den Starverein immer mehr in Kritik brachte, sah sich das Präsidium genötigt, Luxemburgo seiner Aufgabe zu entbinden. Kurz darauf kündigte dessen Unterstützer, der italienische Sportdirektor Arrigo Sacchi, seinen Rückzug an.

Real hatte in den letzten zweieinhalb Jahren einen hohen Verschleiß an Trainern – ganze fünf Trainer versuchten, den Verein wieder auf den Erfolgskurs zu führen, doch bis heute ist der Anschluss an die damaligen Erfolge nicht gelungen.
Die Frage, ob nicht eher die Mannschaft als der Trainerstuhl in das Zentrum der Kritik gehört, wird von dem Vizepräsident Emilio Butragueño ablehnend beantwortet: Darüber wird nicht diskutiert.

Doch Beobachtungen des Real Teams lassen mehr Raum für Spekulationen darüber, dass es tiefergehende Gründe für die Krise gibt:
Kapitän Raúl ist außer Form und derzeit verletzt.

Neuzugang Robinho kein wirklicher Torjäger.
Leistungsträger wie Roberto Carlos oder Zinedine Zidane gehören nicht mehr zu den Jüngsten.

Der Verein, welcher sich mit Einkäufen von Topspielern aus der ganzen Welt an die Spitze der Welt spielen will, hat sich jedoch verschätzt – die zusammengewürfelten Ballzauberer ergeben zusammen keine Siege, sondern eine Identifikationskrise. Die Mannschaft habe kein Herz, heißt es. Zudem wird kritisiert, dass in den letzten Jahren kein Spieler aus der Real-Jugend den Durchbruch geschafft hat.

Ausweg aus der Flaute soll dennoch ein weiterer Einkauf sein. Michael Ballack steht dabei ganz oben auf der Liste. Man erhofft sich durch den zweikampfstarken Mittelfeldspieler einen Aufschwung.
Gerüchten nach soll zudem der derzeitige Getafe-Trainer Bernd Schuster verpflichtet werden, der einst selbst als Mittelfeldregisseur zu zwei spanischen Meisterschaften führte.
Als weitere Kandidaten für den Posten sind im Gespräch Javier Irureta, der derzeitige Juventus-Coach Fabio Capello, Chelseas José Mourinho, Rafael Benítez (FC Liverpool), Arsen Wenger (Arsenal London), Sven-Göran Eriksson (englischer Nationaltrainer) und Luiz Felipe Scolari, der kurz vor seinem Rücktritt als portugiesischer Nationaltrainer steht.

So ist zu hoffen, dass die zu erwartende gesteigerte Multikulturalität dem Verein mehr Erfolg bringt.

14.12.05
Sonja Kiekens

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