Ricardo Bofill gehört sicherlich zu den innovativsten Architekten der Gegenwart. In Calp (ehemals Calpe) an der nördlichen Costa Blanca, hat Ricardo Bofill den monumentalen Wohnblock „La Muralla Roja“ in der Urbanisation La Manzanera entworfen, und in Barcelonas Flughafen El Prat sind beide Terminals sein Werk.  Mittlerweile ist sein Wohnblock La Muralla Roja schon einige Jahrzehnte alt und der Zahn der Zeit nagt an ihm.

Das soll das Werk dieses bedeutenden Architekten der Gegenwart nicht schmälern.  Bofill sagt von sich selbst, er habe die Welt mit über 1000 Gebäuden überzogen – und das dürfte der Realität entsprechen.  Welch eine Hinterlassenschaft! Seit mehr als 40 Jahren entwirft der Postmodernist neben Wohnblöcken, Flugzeugterminals, Theatern, Kongresszentren, Museen und Bürogebäuden auch ganze Stadtteile.

Nach einem erkennbaren „Bofill-Stil“, der sich, wie man annehmen könnte, wie ein roter Faden durch all seine Werke zieht, sucht man aber vergeblich. Der Meister erklärt das damit, dass er sich den wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnissen des jeweiligen Landes anpasse. Denkmäler benötige er für sein Ego längst nicht mehr.  Seinen Namen finde man schließlich in allen Nachschlagewerken.

Mit „Walden 7“ zu Welterfolg  –   Eigenwillige Gebäude in Barcelona

Aufmerksamkeit erregte Bofill bereits in den 70er-Jahren als junger Architekt, mit der Gestaltung von eigenwilligen Wohnkomplexen.  Mit den Wohnhäusern in Barcelona, den Komplexen, genannt „Walden 7“ errichtete er sich ein Denkmal. In den Entwurf dieses eigenwilligen Gebäudes ließ der Architekt die Ideen von plastischen Künstlern und Poeten einfließen. Die 18 Wohntürme in den Farben Türkis und Braun bilden einen kurvigen Block mit sieben Innenhöfen, der rund tausend Menschen als Wohnort dient.

Die zylinderförmigen Balkone erinnern an Waben. Für den Vater postmoderner Architektur zählt dieses Gebäude auch 35 Jahre später noch zu einem seiner Lieblingswerke, mit dem er damals seinen ersten Welterfolg feierte. Zu seinen berühmten Arbeiten gehören außerdem unter anderem die Konzernzentrale von Christian Dior in Paris, das Nationaltheater von Katalonien, der Palacio Municipal de Congresos in Madrid, das Torre Dearborn Center in Chicago, die Stadt der Zukunft in Kawasaki, Japan, das Shiseido-Gebäude in Tokio sowie Algeria, eine Stadtplanung für die neue Hauptstadt von Algerien.

Bofill, jüdischer Abstammung, wurde als Sohn eines Architekten geboren. Von 1955 bis 1956 steuerte er an der escola tecnica superior d’arquitectura de barcelona. Dort wurde er aber 1957 wegen seiner Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei ausgeschlossen. Bofill ließ sich nicht aufhalten und setzte sein Studium an der Fakultät für Architektur der Universität Genf fort.

1963 gründete der Katalane in Barcelona ein  Architekturbüro, das Anfang der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigte. Seine Ideen entwickelte Bofill mit Architekten, Mathematikern, Stadtplanern, Soziologen und Ingenieuren.  Als Partner gewann er Architekten wie den Franzosen K Pierre Camiaux, den spanischen Filmproduzenten Fernando Tureba oder amerikanischen Autor Paul Elliott.

XANADU

In seiner Anfangsphase versuchte Bofill, die katalanische Tradition mit der modernen zu vereinen. Im Vordergrundstand damit das Ziel, Alternativen zum rationellen Wohnblock der Nachkriegszeit zu entwickeln. Unter anderem resultieren daraus Bauten wie die Ende der 60er-Jahre genehmigte Wohnsiedlung „Xanadu“  in Calpes Wohnsiedlung Manzanera, die das Gebäude ‚“La Muralla Roja“  beinhaltet.

Das in verschiedenen Rottönen leuchtende Apartmenthaus erinnert an einen an die Steilküste angepassten Festungswall, für den eine orientalische Kasbah Pate gestanden haben mag. Zu den Wohnungen gelangt man durch verwinkelte Innenhöfe, während auf den Dachterrassen Schwimmbäder und Saunen integriert wurden.

Ricardo Bofill lebt und arbeitet zeitweise in Barcelona und in Paris, wo er seit 1978 ein zweites Architekturbüro unterhält.

Weitere interessante Werke, die Ricardo Bofill kreiert hat. Valencia Turia Flussbett auch hier, hinterließ Bofill seine Handschrift