Salz aus Torrevieja : Das weiße Gold aus dem Meer –

Las Salinas de Torrevieja –

Bestimmt kennen Sie den Brauch, Nachbarn zum Einzug in eine neue Wohnung als Wunsch für eine gute Zukunft und Wohlergehen Brot und Salz zu schenken. Dieser Brauch geht zurück auf die Römer, bei denen Brot und Salz als Symbol für Wohlstand und Sesshaftigkeit standen.
Heutzutage ist Salz aus keinem Haushalt mehr wegzudenken, denn erst das Salz verleiht dem Essen den kräftigen Geschmack und die richtige Würze. Dabei ist es gut möglich, dass der Inhalt Ihres Salzstreuers hier aus dem Süden der Costa Blanca stammt: aus den Salinas de Torrevieja.

Traditionsreiche Geschichte der Salzgewinnung

Die Salzgewinnung besitzt in der Hafenstadt eine weit zurückreichende Tradition. Schon mit den Phöniziern und Griechen kam die Salzgewinnung nach Spanien.
Die Römer entwickelten erste industriell arbeitende Salzgärten. Im Laufe der Zeit kam der Salzproduktion eine immer bedeutendere Rolle zu. Mit der Einführung einer Salzsteuer wurde Spanien zu einem der führenden Salzexportländer.
Im Jahre 1768 startet schließlich die Geschichte des Salzabbaus in Torrevieja. In der Lagune des Ortes entdeckte man reichhaltige Salzvorkommen. Von da an wurde die Salzgewinnung der wichtigste Wirtschaftszweig, des einst verschlafenen Fischerdorfes.

Schiffsbauer, Segler und Salineros

Um mehr über die Geschichte des Salzes zu erfahren, lohnt ein Besuch im Meer- und Salzmuseum der Stadt. Wie sehr das Salz die Geschicke der Bewohner lenkte, lässt sich an den früheren Berufsbildern der Menschen ablesen.
Schiffsbauer, Segler oder Salzarbeiter: diese drei Berufsgruppen prägten das damalige Stadtbild. Die überwiegende Mehrzahl der Männer verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Abbau des weißen Minerals.
Ganze Familiengenerationen verdingten sich als Salineros und leisteten Knochenarbeit im Salzbergwerk. In mühsamer Arbeit schlugen die Männer mit Eisenhacken Salzblöcke aus der Lagune. Mit Hilfe von Loren wurden diese zum Lagerhaus am Hafen von Torrevieja befördert, von wo aus sie mit Schiffen in die ganze Welt transportiert wurden.

Sonne und Salz – die Elemente der Stadt

Keiner weiß über die Geschichte des Salzes in Torrevieja mehr Bescheid als Carolina Martínez López. Die aus dem Ort stammende Historikerin veröffentlichte als erstes ein Buch über den Salzabbau in der Hafenstadt.
Sie berichtet, dass die Arbeiter in der Lagune oft mit Haut- und Augenproblemen zu kämpfen hatten, da das weiße Salz die Sonne so stark reflektierte. Ihr Buch "Las Salinas de Torrevieja y la Mata" war innerhalb von vier Monaten vergriffen.
Viele der Einwohner erkannten auf den abgebildeten Schwarzweiß-Fotos Mitglieder ihrer Familie wieder und erwarben das Buch als Erinnerungsstück. Wie sehr der Salzabbau in der Bevölkerung verwurzelt ist, lässt sich beim Anblick des Stadtwappens von Torrevieja erkennen. Dort steht in bedeutungsvollen Buchstaben der Ausspruch geschrieben: Weiß vom Salz, braun von der Sonne.


Wie das Salz aus dem Meer kommt

Das Salzwerk von Torrevieja wird als das größte in Europa angesehen und steht bei den Produktionszahlen an zweiter Stelle hinter dem Toten Meer. Die Firma Nueva Compañía Arredataria de las Salinas de Torrevieja (NCAST) betreibt den Salzabbau nach dem Schürfverfahren.
Dabei wird in mehreren Schritten der Salzgehalt des Wassers in der Lagune La Mata erhöht. Sobald in der 2.500 Hektar großen Lagune ein Konzentrationsgrad von 80 bis 100 Gramm pro Liter vorliegt, wird das Wasser in die Lagune von Torrevieja geschleust.
Ununterbrochen schürft ein Bagger das Salz aus der nur einen Meter tiefen Lagune und lädt es auf Lastkähne. Diese transportieren die weißen Kristalle zu einer Verladestation, von wo aus das geförderte Mineral per Förderband an Land gebracht, gewaschen und gelagert wird.

Salz ist nicht gleich Salz

Rund 680.000 Tonnen des weißen Minerals werden jährlich in der Lagune von Torrevieja zu Tage gefördert. Damit nimmt die Hafenstadt europaweit eine führende Rolle in der Meersalzerzeugung ein und ist unangefochten Spaniens Hauptproduktionsstätte für Meersalz.
Das exportorientierte Unternehmen NCAST, das überwiegend nordeuropäische Länder beliefert, bietet jedoch unterschiedliche Spektren von Salz an. Während feuchtes Salz für die Schinkenpökelung genutzt wird, findet hingegen trockenes Salz beispielsweise bei der Wurstproduktion Verwendung.
Der Unterschied ergibt sich aus einer verschiedenen Körnung, die zwischen 0,2 und 7 Millimetern variiert. Das Salz wird mechanisch zerkleinert, in verschiedene Fraktionen eingeteilt und anschließend in einem Trocknungsverfahren von der restlichen Feuchtigkeit befreit.
So unterschiedlich wie die Salze sind auch deren Verwendungszwecke. In Deutschland wird das produzierte Salz als Speisesalz, Gewerbesalz oder zur Enteisung von Straßen im Winter genutzt. Allerdings wird der mit Abstand größte Teil, nämlich 80 Prozent, für Industriezwecke eingesetzt.

Salz als Zahlungsmittel

Aufgrund der fast unerschöpflich scheinenden Salzressourcen ist der Stellenwert des weißen Goldes zurückgegangen. Jedoch zu Zeit der Römer war Salz so kostbar, dass es sogar als Währung fungierte.
Einen Hinweis darauf findet man in dem englischen Wort "salary" (Gehalt): es hat seinen Ursprung in dem lateinischen Wort "salarium", welches die Bezahlung der römischen Soldaten mit kleinen Salzsäckchen bezeichnete.
Nicht als Währung, aber als beliebtes Souvenir sind die "Salzschiffchen" von Torrevieja bekannt. Ein Konstrukt aus Holzstöckchen wird mit Baumwollfäden verbunden, das man für 24 Stunden in die Salzlagune legt und anschließend reinigt.
Dieser Vorgang wird mindestens drei Tage lang wiederholt. Danach umhüllen die weißen Salzkristalle das Schiffsskelett und zaubern aus ihnen eins der berühmten Salzschiffchen.

Ein Zepter für die Königin

Unter anderem die richtige Antwort auf die Frage nach der Herstellung der bekannten Salzschiffchen verhalf der 21-jährigen Gloria Ortuño Moreno das zu erreichen, wovon ein jedes Mädchen in Torrevieja träumt: die Krönung zur Salzkönigin.
Bei gesellschaftlichen Anlässen und öffentlichen Veranstaltungen vertritt sie für ein Jahr als Repräsentantin die Farben der Stadt. Neben einem weißen Kleid, einer Krone und Ohrringen wird ihr majestätisches Erscheinungsbild, wie es sich für eine Königin ziemt, mit einem Zepter abgerundet: dieses besteht hier in Torrevieja natürlich aus Salz!

Jochen Kaiser

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