Spanien verlässt das Tal der Tränen

Es geht bergauf in Spanien. Nicht nur bei der Spanienrundfahrt der Radprofis, auch die spanische Wirtschaft sieht sich vor einer Bergfahrt. Auch wenn der Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent im ersten Quartal 2014 zunächst nur ein Hügelchen ist, so ist es nach sechs Jahren eine erste Trendwende in der spanischen Wirtschaft.

Experten gingen im Jahr 2013 noch davon aus, dass die Talfahrt auch in 2014 anhalten wird, und sind überrascht, dass es so anders kam, als prognostiziert. Ursache ist eine gestiegene Inlandsnachfrage.

Woher kommt das Geld?

Es stellt sich natürlich die Frage, woher das Geld stammt, welches zu einer Steigerung der Binnennachfrage führt, wenn die Arbeitslosigkeit gleichzeitig auf fast 30 Prozent gestiegen ist, und die Banken die Kreditvergabe so restriktiv wie schon lange nicht mehr handhaben. Kredite sind in Spanien trotz historisch niedriger Leitzinsen relativ teuer.

Die Banken scheuen die Vergabe von Darlehen aus Angst, dass eine weitere Konjunkturflaute zu weiteren Kreditausfällen führt. Zahlreiche spanische Haus- und Wohnungsbesitzer mussten bereits ihr Zuhause verlassen, da sie die fälligen Hypotheken nicht mehr bedienen konnten. Der Bauboom, einer der Motoren der spanischen Wirtschaft, ist zusammengebrochen.

Von 800.000 neuen Wohneinheiten jährlich, mehr als in Deutschland, Frankreich und Italien zusammen, ist schon lange nicht mehr die Rede. Bauhandwerker haben sich zum Schluss als Landarbeiter verdingt, Jobs, die eigentlich Marokkanern vorbehalten waren.

Grund für den Anstieg der Binnennachfrage ist die inzwischen etablierte spanische Schattenwirtschaft. Mit einem Volumen von rund 245 Milliarden Euro beträgt sie ein Viertel des spanischen BIP.

Kapitalanlagen bleiben nur wenigen vorbehalten

Eines der Themen, die in Spanien aktuell kaum auf der Agenda zu finden ist, sind Kapitalanlagen. Trotz mehr oder weniger illegaler Nebenerwerbe steht das Thema Geldanlage bei den meisten Spaniern heute nicht zur Diskussion. Natürlich wird es den einen oder anderen geben, der die Chance nutzt, mit relativ geringen Einsätzen im Forexhandel oder beim Traden mit binären Optionen etwas hinzuzuverdienen.

Große Aktiendepots finden sich bei der Vielzahl der spanischen Familien aber schon lange nicht mehr. Mit niedrigen Einsätzen überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften ist allerdings auch hierzulande durchaus interessant. Mehr Informationen dazu finden sich auf http://www.binblog.net/.

Wichtiger als Aktieninvestments ist für die spanische Bevölkerung der Aufwärtstrend der Wirtschaft. Der bevorstehende Sommer und der zu erwartenden Touristenstrom nährt die Hoffnung, dass das erste Quartal 2014 nicht nur ein Strohfeuer war, sondern das Initial zu einer langfristigen Trendwende für die Volkswirtschaft auf der Iberischen Halbinsel.

Ein Übergreifen des positiven Impulses auf Portugal und Italien wäre eine wünschenswerte Folgeerscheinung.


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