Gotische Kathedralen in Spanien

von der Gotik zum Mudejarstil

Als die Gotik Spanien erreichte, gab es unter den Bauherren zwei Gruppen. die einen verschrieben sich der Romanik, die anderen bevorzugten die orientalisch gefärbte Technik und Ästhetik der Mudejaren.
Als sich Mitte des 12 Jahrhunderts die christlichen Reiche in den Grenzen immer mehr nach Süden ausdehnten, konnte die Bewunderung der christlichen Monarchen für die maurischen Bauwerke nicht größer sein. Die Könige von Kastilien und Aragonien förderten den Ideenaustausch und waren sich der Tatsache bewusst, dass dies zu einer Synthesekultur führen würde.

Einführung des aristokratischen Baustils

Angesichts dieser Lage waren es die Prälaten um Ferdinand III, die mit der Einführung des aristokratischen Baustils beauftragt wurden. Der wurde von der Kirche Jahrhunderte lang als offizielle Baurichtung angesehen. Die architektonische Anwendung dieses Baustils auf Kirchen, die ursprünglich andere Stilrichtungen aufwiesen, brachte unterschiedliche Ergebnisse hervor.
In einigen Fällen zeigten sich kaum Abweichungen von der französischen Gotik. An anderen Bauten, die auf den Regionalgeschmack ausgerichtet wurden, ergaben sich beinahe neue Stilrichtungem. Gelegentlich entstanden auch bescheidene Bauten, die die Höhe und technische Vervollkommnung der Modellbauten kaum erreichten. Damals war die iberische Halbinsel noch Kriegsschauplatz, und daher hatten viele Kirchen bis zum 16. Jahrhundert eher den Anschein mächtiger Festungen.

Die Kirche als lebendiger Organismus

Es wurde aber ein Faktor noch nicht erwähnt, der der kirchlichen Kunst im mittelalterlichen Spanien eine bestimmte Andersartigkeit verleiht: damals war eine Kirche wie ein lebendiger Organismus, der den Gemütszustand der Bürgers widerspiegelte, die die Baukosten bestritten. Der Besucher kann heute feststellen, dass die Bauarbeiten sich normalerweise über mehrere Jahrhunderte erstreckten. Mit der Ausweitung der Geschäfte der Bürgerschaft häufte sich auch die Zahl der Kunstwerke in den Kirchen und es wurden prachtvolle Kapellen mit komplizierten Gewölben und reichen Altaraufsätzen angebaut. Der Geist der Strenge und Nüchternheit war der religiösen Kunst ebenso fern wie den Gläubigen selbst.

Eins der wesentlichen Merkmale der spanischen Gotik ist ihre lange Dauer. Obwohl ihre erste Epoche mehr mit der romanischen Tradition verbunden war, nahm sie in der Spätphase typisch spanischen Charakter an. Ihre letzte Phase, die als isabellinische Gotik bezeichnet wird, ist durch einen starken Rhythmus in der Dekoration charakterisiert, der einfacher zu betrachten als zu beschreiben ist. Viele Kathedralen weisen Elemente dieses nationalen Baustils auf, der mit dem Platereskenstil – der sogenannten spanischen Renaissance – verwandt ist.

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