Umstrukturierung und Sanierung des spanischen Staatsfunks

Am Freitag vergangener Woche (10.03.2006) legte die staatliche Rundfunkanstalt RTVE (Radio Televisión Española) in Madrid einen grundlegenden Sanierungsplan vor. Dieser soll den Schuldenberg von 7,6 Milliarden Euro eindämmen. Insgesamt werden über 4000 Arbeitsplätze gestrichen. Der Stellenabbau beinhaltet allerdings keine Betriebsbedingten Kündigungen, sondern umfasst ausschließlich Vorruhestandsregelungen auf freiwilliger Basis.
Von insgesamt derzeit 9212 Beschäftigten müssen allein beim staatlichen Fernsehen TVE (Televisión Española) 3220 Menschen vorzeitig aus ihrem Beruf ausscheiden. Weitere 1148 Arbeitsplätze entfallen im Hörfunkbereich (RNE – Radio Nacional de España). 487 allgemeine Verwaltungsstellen werden ebenfalls gestrichen. Damit fallen fast 40% aller bisherigen Arbeitsplätze weg (4855 Stellen). Die Gewerkschaften kündigten gegen den Arbeitsplatzabbau Widerstand an.
Die konservative Opposition (PP) der Regierung kritisiert die Sanierungspläne ebenfalls stark und spricht vom Todesurteil des staatlichen Rundfunks. Hingegen kontert die soziale Regierung (PSOE), dass ausschließlich so ein Überleben der RTVE-Gruppe gesichert werden kann. Die wachsende Konkurrenz durch private Fernseh- und Hörfunkkanäle zwingt die staatliche Anstalt zum Umdenken. Im Rahmen der Umstrukturierung sollen ebenfalls die Berichterstattung des Radio Nacionals reduziert und das in katalanischer Sprache produzierte Programm eingestellt werden. Der Informationskanal RNE 5 wird seine Meldungen, insbesondere die aus den autonomen Regionen, ebenfalls einschränken.
Neben den zwei nationalen staatlichen Fernsehanstalten TVE La Primera (1. Programm) sowie TVA La 2 (2. Programm) wird von der RTVE-Gruppe ebenfalls das international verbreitete Programm TVE Internacional betrieben. Zusätzlich gibt es sechs Spartenkanäle, darunter ein spezielles Sportprogramm, einen Informations- und einen Nachrichtensender. Im Hörfunkbereich sind derzeit noch fünf Programme erreichbar wie beispielsweise ein klassisches und ein populäres Musikprogramm.
Gründe für die hohen Schulden und die damit einhergehende Umstrukturierung des Staatsfunks sind vor allem die geringen Werbeeinnahmen, die wenigen staatlichen Zuwendungen und das Fehlen der Rundfunkgebühren.

13.03.2006
Doreen Dames

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