Valencia – Wohin mit deutschen Schülern?

Als Deutscher in Spanien lebend erkennt man schnell, dass man nicht alleine ist, was die Herkunft betrifft, denn neben denen, welche ihre Rente in diesem wunderschönen Land verbringen, sind alle Altersklassen und auch alle Berufsgruppen bzw Unternehmen deutscher Lande vertreten.

Somit, so scheint es, sollte der unbegrenzte Aufenthalt in Spanien keine Probleme bereiten. Doch zurzeit werden die Stimmen der Jüngeren unter der deutschen Bevölkerung in Spanien immer lauter – denn deutsche Schulen fehlen trotz hoher Nachfrage.

Obwohl es in Spanien mehr deutsche Schulen gibt als in Frankreich, Italien und Griechenland zusammen, beläuft sich die Summe der Institutionen gerade mal auf zehn. Und gerade im Brennpunkt Valencia ist keine Einrichtung vor Ort, wodurch die Kinder gezwungen sind, weite Strecken vor und nach dem Unterricht hinter sich zu bringen, wenn die jeweilige Anbindung an die Infrastruktur es zulässt. Dabei gehört die Region Valencia zu den Regionen mit den meisten Auslandsdeutschen weltweit, Schätzungen liegen bei 200 000.

Durch die Kürzung des deutschen Staates der Zuschüsse für Auslandsschulen fehlt für neue Schulen das Geld, womit Eigeninitiative gefragt ist.
Ein solcher Versuch ist vor 15 Jahren in Calpe, Benissa und Torrevieja fehlgeschlagen, da die Eltern nicht in der Lage waren, die monatlichen Schulgebühren von mehreren hundert Euro zu zahlen.

Allerdings gibt es zwei Projekte, die dank einem schlüssigen Unternehmenskonzept und ausgeprägte Eigeninitiative verwirklicht werden konnten – in Form von Privatschulen auf Mallorca:

Eins davon ist einer Kombination von engagierten Eltern und einem finanziellen Sponsor entsprungen. Durch diese konnte 1997 die Deutsche Sonntagsschule Mallorca gegründet werden. Dank der finanziellen Hilfe konnte sich die Schule immer weiter aufbauen und erhielt im Jahr 2000 den Titel Colegio von dem spanischen Erziehungsministerium. Auf die Anerkennung durch deutsche Behörden warten die Initiatoren bisher vergeblich.
Dabei steht die finanzielle Unterstützung ganz oben auf der Liste, da der Mitbegründer und Sponsor der Sonntagsschule inzwischen verstorben ist.
Bis jetzt konnte die Schule nur durch das beherzte Eingreifen von weiteren betroffenen Eltern vor dem Aus durch Gründung zusätzlicher Fördervereine gerettet werden.

Eine andere Möglichkeit, die Sprösslinge zu bilden, gibt es nach dem Patchwork-Prinzip, ebenfalls in Mallorca erfolgreich gestartet.
Da nicht nur deutsche Ausländer an Spaniens Küste leben, liegt es nahe, sich trotz unterschiedlicher Herkunft und Sprache gegenseitig unter die Arme zu greifen.
So zogen im Jahr 2003 die deutschen Schüler aus Arenal in die Skandinavische Schule in Palma, die vom Heimatland unterstützt wird. Zudem findet ein Austausch mit der nahe gelegenen französischen Lycèe (zu vergleichen mit der deutschen Oberschule bzw. Gymnasium) statt. Es gibt gemeinsame Lern-Projekte wie auch den Austausch von Lehrern, so dass es den Schülern weder an Bildung noch an weiteren kulturellen Transfer fehlt.

Deutsche Schulen im Ausland finden generell ein hohes Ansehen, denn gerade bei deren Absolventen zeigt sich eine hohe Integrationsfähigkeit. Weshalb es letztendlich auch verwunderlich ist, dass Kürzungen bezüglich de Leistungen gegenüber solchen Schulen stattfinden.
Denn gerade heute, wo sich der Arbeitsmarkt in Deutschland wie auch in Spanien als schwierig gestaltet, sollte man Bildung nicht auf die hinteren Ränge rutschen lassen.

29. September 05
Sonja Kiekens

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