Manuel Vázquez Montalbán

Der 1939 in Barcelona geborene Manuel Vázquez Montalbán begann zu schreiben, als er unter Franco in Gefängnishaft saß. Er ist in Spanien als der nationale Krimischreiber bekannt, aber er veröffentlich in einer Art zweiter Schriftsteller-Existenz auch hochseriöse Literatur. 

Die Abenteuer des melancholischen Privatdetektivs und aktiven Nihilisten Pepe Carvalho sind der bekannteste Teil der Arbeit dieses produktiven Schriftstellers, der sich in etwa 40 Veröffentlichungen als Romanautor, Essayist, Polemiker, politischer Journalist, Kochbuchautor und Dichter betätigte. Mit seinen 20 in 24 Sprachen übersetzten Romanen ist Montalban sowohl im eigenen Land als auch im Ausland zum meistgelesenen spanischen Schriftsteller geworden.
Die Figur des Pepe Carvalho schuf er 1972 in Ich tötete Kennedy, für die breite Öffentlichkeit und die Kritik wurde er aber erst 1979 mit Los mares del sur zu einem Begriff. Dem Planeta-Preis – die renommierteste spanische Literaturauszeichnung – und dem französischen Großen Preis der Kriminalliteratur folgten viele weitere Auszeichnungen. Für Manuel Vázquez Montalbán, der sich selbst als „hedonistischen und sentimentalen Kommunisten“ bezeichnet, sind die Carvalho-Romane „die Chronik einer Übergangsepoche, die nicht nur das Spanien der Nach-Franco-Zeit sondern ganz Europa erfaßt. Ich bediene mich einer geheimnisvollen Struktur, um gesellschaftliche Themen anzusprechen und Überlegungen über Macht und Politik anzustellen.“
Auszug aus dem Interview mit Manuel Vázquez Montalbán
Nach welchen Kriterien haben Sie die Romane und Novellen für die Verfilmung ausgewählt?
Ich habe mich von mehreren Kriterien leiten lassen und Romane ausgewählt, die noch nicht verfilmt und deren Rechte frei waren. Die Geschichten mussten übertragbar sein, die Gesellschaft mit ihren aktuellen Problemen widerspiegeln und eine Kritik der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse enthalten.
In den Filmen ist die Figur des Pepe Carvalho jünger als in den Romanen. Wie weit reicht sein historisches Gedächtnis zurück?
Das Alter war in der Tat die größte Veränderung: In den Romanen ist Carvalho etwa 60 Jahre alt, während er in den Filmen genauso alt ist wie Juanjo Puigcorbé, also ungefähr 45. Seine Erinnerungen gehen daher nicht so weit zurück, sind weniger dramatisch. Er hat die Nachkriegszeit und die härteste Periode der Franco-Diktatur nicht miterlebt. Dieser Pepe war Student in den 70er Jahren, die bereits die Schlussphase der Franco-Ära waren. Ich habe aber darauf gedrungen, dass die Bedeutung, die Erinnerung und Geschichte haben, intakt bleibt, dass sich persönliche Erinnerung und historische Ereignisse überschneiden. 
Wie sah Carvalho für Sie aus?
Ich stellte mir Carvalho wie Jean-Louis Trintignant oder Harvey Keitel vor. Aber mir gefällt die Darstellung Juanjo Puigcorbés sehr gut. In Spanien ist dieser Schauspieler sehr bekannt. Da er ausgesprochen vielseitig und in allen Genres zu Hause ist, kann er alles spielen. 
Sind Pepe Carvalho und Biscuter mit Don Quijote und Sancho Pansa vergleichbar?
Ja, oder mit Phileas Fog und seinem Diener. Es ist ein „mäeutisches“ Paar – ein Idealist und ein Pragmatiker – das dialektische Bezüge zwischen verschiedenen Lebensauffassungen herstellt. 
Was ist aus Pepe geworden?
Ich denke daran, Pepe und Biscuter auf eine Art Weltreise zu schicken, die gewissermaßen den Abschluss seines Privatdetektivdaseins bilden soll. Carvalho kann nicht mehr so weitermachen wie früher, das passt weder zu seinem Alter noch zur Welt von heute mit ihren neuen Formen von Kriminalität und organisiertem Verbrechen. Der Handlungsspielraum eines Privatdetektivs hat sich verringert. Der Informationsbedarf, den die Machtsysteme heute haben, bietet aber echten Konfliktstoff. Carvalho muss ein anderer werden, vielleicht eine Art moderner Spion.

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