Weihnachten in Spanien

Die Heilige Nacht, die Noche Buena, ist der traditionelle Abend der Familie. Groß und Klein versammelt sich vor der Krippe um Villancicos (spanische Weihnachtslieder) anzustimmen. Begleitet von Tamburin und Reibtrommeln wird das Wiedersehen mit Verwandten gefeiert. Nach dem gemeinsamen Essen die Urne des Schicksals auf den Tisch gestellt. Sie ist mit vielen kleinen Geschenken und Nieten gefüllt. Jeder darf so lange kleine Päckchen aus der Urne nehmen, bis er ein Geschenk gefunden hat. An Heiligabend wird ebenfalls die Messe des Hahns (Misa del Gallo) gefeiert, der die Geburt Jesu als erstes verkündet haben soll.

Am 28. Dezember sollte man besser auf der Hut sein, denn dies ist der Día de los Inocentes (Tag der unschuldigen Kinder), den man mit dem 1. April in Deutschland vergleichen kann. Wer nicht aufpasst, der wird von seinen Mitmenschen gehörig zum Narren gehalten. Jede Zeitung, jede Fernseh- und Rundfunkstation bringt eine Ente. Vor allem Kinder auf den Dörfern spielen Streiche, die man ihnen an diesem Tag nicht übel nehmen darf. Also aufpassen!

Die große Bescherung findet erst am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige (Dia de los Reyes oder Reyes Magos), überreicht. Dieser Brauch geht auf die logische Schlussfolgerung zurück, dass das Jesuskind zwar am 24. Dezember geboren worden sein soll, die Heiligen Drei Könige aber auf ihren Dromedaren erst am 6. Januar eintrafen, um das Kind mit Gold, Weihrauch und Myrrhe zu huldigen.

Um das Ganze bildlich zu veranschaulichen, werden bis zum 5. Januar , soweit vorhanden, die Figuren der Heiligen Drei Könige in der Hauskrippe bewegt, bis sie am 6. Januar vor dem Jesuskind ankommen. Für die Kinder bedeutet dies, dass an diesem Tag die Reyes (Könige) aus dem Morgenland kommen und ihnen die Geschenke bringen.

Die Erwachsenen essen am Tag der Heiligen Drei Könige einen Dreikönigskuchen. Im Teig sind eine kleine Figur aus Porzellan und eine dicke Bohne versteckt. Wer das Figürchen erwischt, wird zum König gekrönt und soll viel Glück im neuen Jahr erfahren. Wer aber die Bohne erwischt, muss den Kuchen bezahlen.

Wer diese Tradition auch bei sich zuhause einbringen möchte, findet das Rezept hier:
Rosco de Reyes ("Königskranz")

Die grosse Bescherung am 6. Januar

Um von den Königen auch reich beschenkt zu werden, gibt es am 5. Januar keine Chance für Langschläfer, denn dann ziehen die Kinder lärmend durch die Straßen. Die Tradition "el arrastre, mit zusammengebundenen Dosen Krach hervorzurufen, soll die Kinder davor bewahren von den Heiligen Drei Königen vergessen zu werden. Ebenso laut geht es in Algeciras zu. Eine alte Erzählung besagt, dass auf dem Berg Botafuegos ein Riese haust, der am Vorabend des Dreikönigsfestes eine riesige graue Wolke über die Stadt bläst. Die drei Könige aus dem Morgenland können nicht mehr die Häuser der Stadt erkennen und die Kinder gehen ohne Geschenke aus. Um dies zu verhindern, muss der Riese mit lautem Krach vertrieben werden.In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar putzen die Kinder ihre Schuhe besonders gut, stellen Kekse und Milch für die Heiligen Drei Könige und Wasser für die Kamele bereit und gehen ganz brav früh ins Bett. In der Frühe sind dann die Geschenke für die Kinder angekommen.Einer wunderschönen, sehr alten Tradition folgend, werden hier an der Küste und speziell in der Comunidad Valencia, in allen größeren Städten Drei-Königsumzüge organisiert, die, ob ihrer Originalität und Authentizität landesweit ihresgleichen suchen.

In Dénia kommen die Könige via Fähre mit großem Gefolge an Land, wo sie von Groß und Klein seit Stunden erwartet werden. Per Pferd, Kutsche, Festwagen, oftmals auch von Dromedaren und Elefanten flankiert, bahnen sie sich den Weg durch Strassen und Gassen und gelangen, begleitet von Festkappellen, Trommlerzügen und singendem und tanzendem Gefolge, zum Plaza Mayor oder zum Rathausplatz, wo sich die Festgemeinde versammelt hat und die Kinder auf ihre Geschenke warten.

Bis es so weit ist, haben die Könige und ihre Begleitstafetten Tonnen von Süßigkeiten an die Wartenden verteilt und es wurden tausende von Fotos gemacht, die die lieben Kleinen mit ihrem Lieblingskönig zeigen. Der Aufregung kann kaum noch Einhalt geboten werden. Nachdem am Rathausplatz die Geschenke , die die Eltern vorher dort deponiert haben, oder die zum Teil auch von öffentlichen Organen gespendet wurden (für Kinder, deren Eltern sich diese Geschenke nicht leisten können eine willkommende Hilfeleistung) verteilt wurden, halten die Könige Audienz. Im festlich geschmückten grossen Saal des Rathauses erwarten nun Caspar, Melchior und Baltasar ihre Anhängerschaft. Kinder, die im "richtigen" Leben, eher mit elektronischem Spielzeug Umgang pflegen, stehen zappelnd und aufgeregt in langer Schlange und warten, bis Ihr König sie bittet vorzutreten um mit ihnen zu plaudern. Was für ein Moment!!! Die Kinderaugen strahlen und leuchten und der König lässt sich bereitwillig auch zum hundertsten Male mit einem der begeisterten Kleinen fotografieren.

Nach diesem Empfang gehen Eltern und Kinder entweder nach Hause um sich am Drei-Königsmahl zu laben oder haben einen Tisch in einem der festlich geschmückten Restaurants reserviert, um diesen besonderen Abend bei einem umfangreichen und köstlichen Mahl ausklingen zu lassen.

Wie auch in Deutschland schreibt man mit Kreide die Buchstaben C + M + B (Christus Mansionem Benedicat – Christus segne das Haus) an die Haustür und hofft dadurch für ein Jahr alles Unglück und Schlechte fernhalten zu können. Auch wird an diesem Festtag ein biblisches Spiel (Corderados) aufgeführt, und es gibt einen Umzug (Cabalgota de Reges).

Sehr häufig werden in der Zeit zwischen den Jahren Weihnachtsspiele aufgeführt. Weit verbreitet ist zum Beispiel die Fiesta de Loco (das Fest der Messdiener), bei dem ein Junge als Bischof verkleidet wird und diesen den ganzen Tag lang spielt. Ebenfalls bekannt ist die Aufführung, die den von Herodes angeordneten Kindermord nachstellt. Die Fiesta de la Coretta, findet in der Zeit vom 30. Dezember bis zum 1. Januar statt. Bei diesem Fest wird Brennholz gesammelt und eine Kiefer gefällt. Diese wird dann reich geschmückt durch die Orte getragen und gesegnet.

Diese schönen Bräuche und Traditionen sollte man aus nächster Nähe kennen lernen. Wenn Sie bisher nicht das Glück hatten, dieses berauschende Fest im Süden Europas zu feiern, so sollten Sie es so bald wie möglich ausprobieren. Es lohnt sich! Einen Vorgeschmack können Sie bekommen durch den Verzehr der überall in spanischen üblichen Weihnachtsspezialität, dessen Zubereitung wirklich nicht schwer ist: Turrón.

Bildquellen:
aboutpixel.de / Weihnachtsüberraschung 1 © Angela Huth
aboutpixel.de / alles weihnacht, oder was……? © kamikazefliege


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