So ziemlich genau ein Jahr ist es her, da fügte Real Madrid dem FC Schalke 04 im eigenen Stadion eine der schmerzhaftesten Niederlagen der gesamten vergangenen Saison zu. Mit 6:1 fegten die Königlichen die Gelsenkirchener Gastgeber seinerzeit im Achtelfinalhinspiel der Champions League vom grünen Rasen und zogen nach dem 3:1-Erfolg im Rückspiel mit angezogener Handbremse in die nächste Runde ein. Da müssten vor dem erneuten Aufeinandertreffen beider Teams auf Schalke doch eigentlich die Knie schlottern. Das ist jedoch nicht der Fall. Aus gutem Grund.

Real habe „wie jede Mannschaft Schwächen“, betonte Schalkes Coach Roberto di Matteo auf der Pressekonferenz vor dem Spiel selbstbewusst. Der Respekt vor den Galaktischen ist nach wie vor groß, ähnlich chancenlos wie vor einem Jahr sehen sich die Gelsenkirchener aber nicht.

Denn bei Real läuft es im neuen Jahr ganz und gar nicht nach den Wünschen des anspruchsvollen Umfelds. Die erfolgsverwöhnten Fans und Medien in der spanischen Hauptstadt sparten zuletzt nicht mit Kritik an ihrem Starensemble. Trotz des 2:0-Heimsieges am vergangenen Wochenende gegen Deportivo La Coruña, bei dem sich Isco und Karim Benzema in die Torschützenliste eintrugen, begleitete die als „Operettenpublikum“ verschrieene Anhängerschaft der Königlichen das Spiel des Teams, das nach wie vor als Tabellenführer über der Primera Division thront, mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Die Madrider Fans können ihrem Team die schwache Leistung bei der 0:4-Klatsche im prestigeträchtigen Derby gegen den ewigen Lokalrivalen Atlético immer noch nicht verzeihen. Saft, mut- und kraftlos agierten die Gäste hier und wurden dafür von der nicht gerade zimperlichen spanischen Sportpresse verhöhnt. Auch beim uninspirierten Sieg über „Deportivo“ war die Verunsicherung von Ronaldo und Co. deutlich zu spüren.

Im Fokus der Kritik steht vor allem der frisch gebackene Weltfußballer, der seit drei Spielen ohne Torerfolg ist. Für einen „normalen“ Fußballer ist das eigentlich noch keine besorgniserregende Quote, für den Megastar aus Portugal, der in dieser Saison schon 28 Ligatore vorzuweisen hat, eine Katastrophe.

Doch auch Trainer Carlo Ancelotti und die wackelige Defensive bekamen ihr Fett weg. Gerade in der Innenverteidigung präsentierte sich der spanische Meister zuletzt alles andere als sattelfest. Das mag auch an den langfristigen Ausfällen von Stammspielern wie Pepe oder Sergio Ramos liegen. Ersterer wird auf Schalke wohl erstmals wieder in der Startelf stehen.

Er steht genauso wie Schlussmann Iker Casillas, der sich gegen Atlético einen bösen Patzer leistete und sich zuletzt mehr als ein Schatten seiner selbst präsentierte, im Fokus. Kritik musste sich auch Flügelflitzer Gareth Bale, der im September 2013 für die Ablösesumme von 91 Millionen Euro nach Madrid gewechselt war, gefallen lassen.

Das Fachblatt „Marca“ stellte deshalb zuletzt die These auf, dass der amtierende Champions League-Sieger in der aktuellen Form nicht in der Lage sein dürfte, seinen Titel zu verteidigen.

Ob die Madrilenen ihren Kritikern gegen Schalke das Gegenteil beweisen, bleibt abzuwarten.