Antonio Saura

Antonio Saura gilt als wichtigster Vertreter des Informel und Mitbegründer der Gruppe El Paso.

Er wurde 1930 in Huesca geboren und begann bereits 1947 als Autodidakt während einer langen Krankheit zu zeichnen und zu schreiben. Während des spanischen Bürgerkrieges von 1936 bis 1939 hielt seine Familie sich in Madrid, Valencia und Barcelona auf.

1953 zog er nach Paris und wurde Mitglied der dortigen Surrealisten-Gruppe. 1955 drehte Carlos Saura, der Bruder Antonio Sauras, den Film Flamenco, der den Schöpfungsprozess eines Gemäldes des Künstlers nachvollzog.
Zwei Jahre später zog Saura zurück nach Madrid und gründete die Gruppe El Paso, die er bis zu ihrer Auflösung 1960 leitete.

In dieser Zeit entstanden expressiv-abstrakte Gemälde mit teilweise harten Schwarz-Weiß-Kontrasten und spontanen Pinselstrichen. Thematisch bewegte sich Saura in den dunklen Abgründen des Grauens und der Dämonen, deformiert und expressiv, und ließ sich mit Bildern Picassos und, in tieferen Schichten, mit denen Goyas auf eine Linie stellen.

Antonio Saura nahm 1958 an der Biennale in Venedig und 1959 an der Documenta II in Kassel teil und hatte im gleichen Jahr zusammen mit Antoni Tàpies in München eine Ausstellung. Zudem engagierte sich Saura bis zum Ende des Franco-Regimes politisch in Spanien. 1960 erhielt Saura den Guggenheim-Preis in New York, wo er ein Jahr darauf in der Galerie Pierre Matisse ausstellte. Neben satirischen Arbeiten auf Papier entstanden erste Radierungen und Serigrafien.

1965 zerstörte er etwa 100 seiner Malereien in Cuenca/Spanien.

Ab 1967 arbeitete Saura im Winter in Paris und im Sommer in Cuenca. Er gab für zehn Jahre die Ölmalerei auf Leinwand zugunsten der Arbeit auf Papier auf. Es entstanden ausschließlich Zeichnungen, Lithografien und Serigrafien. In den 70er und 80er Jahren würdigten zahlreiche Ausstellungen sowohl in seiner Heimat als auch im übrigen Europa und in den USA das Werk von Antonio Saura. 1975 zeigte die Galerie Maeght in Barcelona eine Retrospektive der Arbeiten auf Papier, 1977 nahm Saura an der Documenta VI in Kassel teil.

1979 folgten Retrospektiven mit über 300 Arbeiten auf Papier, unter anderem im Stedelijk Museum in Amsterdam, der Kunsthalle von Düsseldorf und in der Fondaçio Joan Miró in Barcelona. Teile seines Archivs und seiner persönlichen Sammlung von Büchern, Dokumenten und anderen Objekten in Cuenca fielen im selben Jahr einem Brand zum Opfer.

1981 erhielt Saura zunächst die Auszeichnung als Chevalier des Arts et des Lettres in Paris und 1982 wurde ihm die Goldmedaille der Schönen Künste durch König Juan Carlos von Spanien verliehen. Im Weiteren war Saura für die Gestaltung verschiedener Bühnenbilder zuständig und hatte einen Lehrauftrag am Taller de Arte Actual des Círculo des Bellas Artes in Madrid.

1994 zeigte das Museum für Moderne Kunst in Lugano die Malerei von 1948 bis 1990.

Sein Bruder Carlos Saura starb 1998 in Cuenca.

Antonio Saura gehört wie Picasso zu denjenigen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, die sich fast ausschließlich über das Thema der menschlichen Figur bildnerisch ausgedrückt haben. Dabei sind die expressive Erregtheit und die Direktheit seiner Malerei Ausdruck seines Protestes gegen eine aus den Fugen geratene und ungerechte Weltordnung.

In seiner dynamischen, heftigen und fließenden, oft satirischen Malerei rekonstruiert Saura die Themen seiner Auseinandersetzung zu Bild-Obsessionen. Ob er sich dabei mit Bildern namhafter Künstler, mit Foto- und Bildmaterial aus Büchern und Zeitungen oder literarischen Themen auseinandersetzt, seine Bilder erzählen in Portraits, Kreuzigungen und Menschenmengen von der Identität des Malers, der Geschichte und ihren Figuren.